DIE LIEBE SEINES LEBENS

Link für Pöni TVDIE LIEBE SEINES LEBENS“ von Jonathan Teplitzky (GB/Australien/Schweiz 2013; B: Andy Paterson, Frank Cottrell Boyce; nach dem Roman „The Railway Man“ von Eric Lomax/1995; K: Garry Phillips; M: David Hirschfelder; 106 Minuten; Start D: 25.06.2015); der deutsche Kinotitel ist Unfug. Eine Täuschung. Hat mit dem Film nur am Rande zu tun und zielt auf eine völlig falsche Fährte. Nicht die Liebesbeziehung zweier Menschen steht im eigentlichen Blick- beziehungsweise Mittelpunkt, sondern die sadistische Gewalt, die während des Zweiten Weltkrieges Japaner an britischen Kriegsgefangenen ausübten. „The Railway Man“, so der Originaltitel, erinnert in vielem an den saublöden Streifen „Unbroken“ von Angelina Jolie (s. Kino-KRITIK) von Mitte Januar, wo es auch um ein diesbezügliches, „genüsslich“ präsentiertes Quäl-Thema ging.

Eric Lomax (JEREMY IRVINE). Britischer Soldat. Funktechniker und Eisenbahn-Fan. Nach dem Fall von Singapur gerät er 1942 wie viele seiner Kameraden in japanische Gefangenschaft. Sie werden als Zwangsarbeiter verpflichtet. Werden gezwungen, beim Bau der Eisenbahnlinie zwischen Thailand und Burma, der so genannten „Death Railway“, mitzumachen. Unter bestialischen Umständen. Als man bei Lomax ein selbstgebasteltes Radio entdeckt, beginnt seine Tortur. Lomax wird der Spionage verdächtigt und Bis-zum-Fast-Geht-Nicht-Mehr gefoltert. Sein Dennoch-Überleben grenzt an ein Wunder. Denn damals starben mehr als 100.000 Menschen an den Strapazen beim Bau dieser Eisenbahnlinie. (Die nur zwei Jahre „hielt“, dann wurde sie von den Alliierten zerstört).

1983, so beginnt der Film, lernt der Eisenbahn-Liebhaber Eric Lomax (jetzt: COLIN FIRTH), natürlich in einem Zug, die ehemalige Krankenschwester Patti (NICOLE KIDMAN) kennen und lieben. Nach der Heirat bemüht sich seine Frau, ihn sanft „aufzubrechen“. Denn Lomax ist traumatisiert. Leidet unter täglichen Erinnerungsgedanken. Wird immer wieder heimgesucht vom Gesicht eines japanischen Offiziers, der an seinen Misshandlungen beteiligt war, vermag aber darüber nicht zu sprechen. Der geistige Horror des Erlebten lässt ihn nicht zur Ruhe kommen. Bis er, mit starker Unterstützung seiner nicht aufgebenden Partnerin, sich den Dämonen und dann vor allem seinem Peiniger von einst zu stellen in der Lage ist.

Etwas Romantik, viel Erinnerungsschauer. Der Film basiert auf den Memoiren des Eric Lomax (30.5.1919 – 8.10.2012), der diese 1995 veröffentlichte. Ein Mensch quält einen anderen Menschen. Ausgiebig. Intensiv. Ohne Mitleid. Mit dem Grund: Krieg. Zwischen beiden Herkunftsländern. Buch und Film als Erlösungsdramen. Aufarbeitung. Endlich innere Ruhe suchen. Und finden.

Dieses Filmes bedurfte es nicht. Krieg, das wissen wir, ist das Grausamste und Menschenunwürdigste, was der Homo Sapiens sich ausdenken konnte. Und immer noch kann. Als Argument für eine angeblich bessere, gerechtere Welt. Wir befinden uns heutzutage wieder in der Nähe zu einem großen Konflikt („Die Welt ist in keinem guten Zustand“ / Außenminister Frank-Walter Steinmeier heute/23. Juni 2015). Wir sehen im Fernsehen, wie Menschen von Menschen vor laufender Kamera geköpft werden. Im Namen einer Religion, einer Ideologie. Als genüsslicher, menschenunwürdiger, widerwärtiger Verbrechens-Sadismus-pur. Sind inzwischen sensibilisiert für dieses Gewalt-Thema. Und nun sollen wir uns auch noch die ausführliche Leidensgeschichte eines britischen Soldaten im Zweiten Weltkrieg im Kino ansehen? Als Mahnung, Warnung, als „Hinweis“, dass Krieg und Folgen widerliche Scheiße sind???

Nein.

So gut, wie der vor zwei Jahren entstandene Film auch bildlich wie darstellerisch gemacht ist: Nein, danke. Völlig überflüssig (= 1 Tendenz-PÖNI; für die blendende Ackerei der Schauspieler).

 

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