„KILL THE MESSENGER“ von Michael Cuesta (USA 2013; B: Peter Landesman; basierend auf dem gleichn. Buch von Nick Schou/2006 sowie auf der „Dark Alliance“-Serie des Journalisten Gary Webb in: „San José Mercury News“/1996; K: Sean Bobbitt; M: Nathan Johnson; 112 Minuten; Start D: 10.09.2015); exzellente Journalisten-Thriller sind selten; ein Spitzenfilm wie „Die Unbestechlichen“ hat im nächsten Jahr 40-jährigen „Geburtstag“. Es bleibt zu vermuten, dass dieser hervorragende Journalisten-Thriller, der in den USA vom eigenen Verleih wenig Unterstützung bekam und auch bei uns nur „sporadisch“ eingesetzt wird, (viel) zu wenig Beachtung bekommen wird. Was bedauerlich wäre. Denn der Film besitzt klasse. Dabei informiert / erzählt er von einer bislang wenig „groß“- bekannten „Schweinerei“ der amerikanischen Reagan-Regierung in den 80er Jahren. Stichwort: Drogen. Präzise: Der Handel mit Drogen. Nach Außen tut die Regierung damals offiziell alles, um Drogen beziehungsweise den Drogenhandel zu verdammen. Inoffiziell „handelt“ die CIA im Auftrag der Machthaber in Washington mit diesem Teufelszeugs, um die Contra-Rebellen in Nicaragua mit dem Erlös zu unterstützen. Also: Kauft denen, die im Sinne der USA „gute Widerständler“ sind, Drogen ab, um sie in Kalifornien profitabel zu verscherbeln und dort eine regelrechte „Crack-Welle“ innerhalb der eigenen – vor allem schwarzen -Bevölkerung auszulösen. Mit den horrenden Einnahmen soll die aus amerikanischer Sicht „kommunistische“ (gewählte) Sandinistische Regierung geschwächt und das Land Nicaragua durch die „Rebellen“ destabilisiert werden. Und die Contras bemühten sich nach Kräften, gut „amerikanisch“-finanziell und mit vielen Waffen ausgestattet, die Infrastruktur Nicaraguas zu zerstören. Unternehmen Terror-Überfälle auf die Landbevölkerung (und Wähler der Contras), legen Minen, verbrennen Erde, stehlen Vieh. Während Ronald Reagan sie als „Freiheitskämpfer“ amtlich lobt. === Für diese militärischen und paramilitärischen Aktionen in und gegen Nicaragua wurden die USA vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag zu einer Zahlung von 2,4 Milliarden US-Dollar verurteilt. Die USA erklärten den Gerichtshof für unbefugt, über die USA zu urteilen, obwohl sie selbst Richter an ihn entsendet hatten. In einer Resolution forderte die UN-Generalversammlung die USA auf, dem Urteil Folge zu leisten. Nur die USA, Israel und El Salvador stimmten gegen den Beschluss. Doch die USA weigerten sich bisher, die Zahlung an Nicaragua zu leisten. === Sein Name: GARY WEBB. Geboren am 31. August 1955 im kalifornischen Corona. Gary Webb ist investigativer Journalist. In San José, einer Stadt, die am Südende der San Francisco Bay, innerhalb der informellen Grenzen des Silicon Valley, liegt. Und träumt davon, einmal für „größere Zeitungen“ als für die heimische „San José Mercury News“ zu schreiben. 1990 hat er – zusammen mit einem Team des Blattes – für eine Reportage über das Loma-Prieta-Erdbeben in der San Francisco Bay den renommierten „Pulitzer“-Preis bekommen. Jetzt ist er einer neuen heißen Story auf der Recherche-Spur. Die mit eben jenem heimlichen Regierungshandel mit Drogen zu tun hat. Dabei verbeißt er sich dermaßen in seine Arbeit, dass er damit sein Eheleben und die Familie gefährdet. Trotz vieler Rückschläge, Anfeindungen, Warnungen („Manche Stories sind zu wahr, um erzählt zu werden“), bleibt Gary Webb (JEREMY RENNER) dran. Entwickelt eine Artikelserie namens „Dark Alliance“, in der er 1996 von diesen CIA-Machenschaften und Regierungs-Verbindungen berichtet. Doch Gary Webb ist keiner von „den Großen“. Geschützt durch einen gigantischen Verlag. Ganz im Gegenteil. „Man“ beginnt, sich auf ihn „einzuschießen“. Namhafte Zeitungen wie die „Washington Post“, gespickt mit „Informationen“ aus Regierungskreisen, halten heftig „dagegen“. Ignorieren die Recherche-Fakten, werfen ihm und seiner Zeitung Manipulation, Unrichtigkeiten, Falschmeldungen vor. Sein Privatleben wird durchleuchtet und attackiert. Gary Webb darf Spießruten-Laufen und wird zur Un-Person erklärt. Persona non grata. Er verliert seinen Job, kriegt keine Arbeit mehr. Zwar wird er noch als „Journalist des Jahres“ geehrt, doch er münzt diese heuchlerische Veranstaltung um als Brandrede gegen seine Vorgesetzten und Kollegen, die ihn im Stich gelassen haben. === Am 10. Dezember 2004 wird Gary Webb in Sacramento tot aufgefunden. Mit zwei Schüssen im Hinterkopf. Offizielle Todesversion: Selbstmord. === Der Journalist. Als vehementer Schnüffler. Der sich in ein Thema „verbeißt“. Nicht mehr davon lassen kann. Motto: Wahrheit vor Selbstschutz. JEREMY RENNER („Tödliches Kommando – The Hurt Locker“; zuletzt „Mission: Impossible – Rogue Nation“) spielt diesen verbissenen, wütenden Reporter Gary Webb nicht als pure Sympathie-Erscheinung, sondern als gespaltene, zähe Figur, der seine Wut über das Unfassbar-Ermittelte nicht zähmen kann. Der aufbrausend, jähzornig sein kann. Der nicht mit einem Star-„Heiligenschein“ wie einst Dustin Hoffman & Robert Redford als „Die Unbestechlichen“ ausgestattet ist. Die alleine steht und sich nicht arrangieren will. Gary Webb: ein aufrechter, couragierter Held. Dessen sture, mutige Ermittlungen und Veröffentlichungen viel amerikanischen Polit-Dreck bekannt gemacht hat, dem aber dafür – bis heute – die verdiente Anerkennung und Würdigung versagt blieb. Jeremy Renner als „intensiver“ Journalist ist großartig „ungemütlich“. Bravourös unangepasst. Herrlich stinkig. Phantastisch unwirsch. Und stark entsetzt. Weil er als Jeremy Webb die selbst ermittelten Fakten kaum fassen kann. Regisseur MICHAEL CUESTA, 52, der an der Entwicklung der grandiosen US-TV-Polit-Serie „Homeland“ beteiligt war, hat einen hochinteressanten, atmosphärischen, außerordentlich spannenden und sehr packenden Journalisten- und Polit-Thriller geschaffen, der zu den Besten seines Genres zählt (= 4 1/2 PÖNIs). |
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