„JURASSIC WORLD“ von Colin Trevorrow (Co-B + R; USA 2014; Co-B: Rick Jaffa, Amanda Silber, Derek Connolly; K: John Schwartzman, Kevin Stitt; M: Michael Giacchino; 124 Minute; Start D: 11.06.2015); in diesem Kino-Jahr 2015 poliert, also motzt das Ami-Kino vermehrt Hollywood-Klassiker neu und aufwändig auf. Neulich „Mad Max 4“, jetzt die Nr.4 der Dino-Reihe; demnächst wird „der Terminator“ wieder reaktiviert („Genisys“) und zum Jahresende werden wir nicht nur wieder einmal mit James Bond konfrontiert (in „Spectre“), sondern auch mit einem weiteren „Star Wars“-Abenteuer („Das Erwachen der Macht“). In den „alten Figuren und Geschichten“ steckt also genügend Potenzial für moderne Weiterführungsaktionen. Glaubt Hollywood.
Mit „Mad Max: Fury Road“ hat es neulich großartig geklappt. Die Neuauflage war ein Hammer. Ebenso darf man dies für die vierte Variante der Dino-Reihe feststellen. Kurz zurück: Das Original, „Jurassic Park“, war 1993 der erste Film, der insgesamt = weltweit mehr als eine Milliarde Dollar einspielte. (Die Ablösung kam vier Jahre später mit „Titanic“, der 2,2 Milliarden Dollar einfuhr). Aber weil bekanntlich Quantität nicht automatisch Qualität bedeutet, darf festgehalten werden, dass der erste Spielberg-Streich künstlerisch wie unterhaltungsmäßig überzeugte; vor allem technisch, also in der insgesamt 7minütigen Computer-Fertigung der Ur-Viecher, als SEHR gelungen und wegweisend angesehen werden darf (s. Kino-KRITIK). Drei „Oscars“ gab es dafür damals in den „technischen Disziplinen“ (u.a. für die „Visuellen Effekte“). Die Nachfolger waren dürftig bis müllig: Sowohl „Vergessene Welt: Jurassic Park“ von 1997 (s. Kino-KRITIK) wie auch schließlich 2001 „Jurassic Park III“ (s. Kino-KRITIK). Thema erledigt? Keineswegs. 2015 lebt die (fiktive) Urwelt auf der kleinen Insel Nublar, direkt an der mittelamerikanischen Pazifikküste, in der Nähe von Costa Rica, wieder voll auf.
Gigantismus, lautet das Motto der Gegenwart. Immer größer, weiter, höher. „Die Leute wollen Nervenkitzel, also liefern wir ihnen Nervenkitzel“, haben sich Investoren gesagt, um aus einem verfallenen Vergnügungspark von einst nunmehr einen ultramodernen THEMENPARK herzustellen. Mit „gezüchteten“ Dinos. Bisher lief alles in profitablen Bahnen, da die „Viecher“ halbwegs zu kontrollierten waren. Unter ihren „Wärtern“ befindet sich Tierliebhaber und Saurier-Bewunderer Owen Grady (CHRIS PRATT; möglicherweise der nächste „Indiana Jones“). Der hat den Nachwuchs persönlich aufgezogen und vermag ihn halbwegs „zu beherrschen“. Doch dann kracht es. Gewaltig. Weil nebenan ein neuer mächtiger DNA-Saurier „produziert“ wurde, der plötzlich ein Eigenleben beginnt. Dabei offensichtlich eigenständig zu denken und zu handeln versteht. Und sein Handeln bestimmt: Die riesige Lust am Töten. An der eigenen Spezies wie – vor allem – Menschen. Das Spektakel „JURASSIC WORLD“ nimmt seinen kriegerischen Verlauf. Motto beziehungsweise merke: Tiere übernehmen DAS, was Menschen ihnen beigebracht haben. Der Mensch hat seinen Erfindungswahn maßlos übertrieben, ausgereizt, nun wird ihm die bissige Gegen-Rechnung serviert.
Vier Erfolgsmotive lassen diesen Blockbuster, Budget zwischen 150 bis 180 Millionen Dollar, gewinnen:
1.) Die Dino-Tricks sind sensationell. Die Szenen mit ihnen sagenhaft. Weil so „tatsächlich“. Authentisch. In der verblüffenden, faszinierenden Wirkung. SIE sind die eigentlichen Hauptdarsteller. Die eigentlichen Helden. Phantastisch. Phänomenal. Zum „Lieb-Haben“.
2.) Ihre menschlichen Darsteller-„Partner“ begleiten sie quasi. Liefern IHNEN Stichworte. Beim Ausrasten. Also: Story leicht übersichtlich, Ausführung dino-grandios. Die Menschen haben nur noch damit zu tun, die Folgen ihrer maßlosen Profitgier auszubaden. Spiel mir das Lied von den dummen Homo sapiens. Und ihrer lächerlichen Sucht nach immer mehr „Aufregungen“. In ihrem Vergnügungsschema. Deshalb kein Mitleid mit diesen blöden Zweifüßlern. Ganz im Gegenteil. Jeder tote DINO ist ein Jammer.
3.) Amerika führt gerne Kriege. Möchte aber für DIE die menschlichen Eigenverluste gering halten. Unbemannte Drohnen können nicht alles ausrichten. Deshalb setzt das Militär beziehungsweise eine militärische Firma, angeführt von einem listig-verschlagenen Boss Vic Hoskins (VINCENT D’ONOFRIO/TV-Star aus der Krimi-Serie „Criminal Intent“), auf künftige DINO-Krieger. Denn diese Tiere gehorchen ihren „Vorgesetzten“ und deren tödliche Anweisungen (vielleicht) bald blind; vermögen in Höhlen zu schlüpfen, Feinde aufzuspüren und massive Anschläge zu verüben. Ohne Rücksicht auf Verluste. Was für eine göttliche Traum-Vorstellung: Lass‘ doch Tiere für die Menschen künftig kämpfen. Kriege ausführen.
Eine derart unkorrekte Gedanken-Politik ist für einen Mainstream-Schocker aus Hollywood ziemlich ungewöhnlich.
4.) Natürlich Männlein und Weiblein. Die Am-Rande-Romantik. Er ist der besagte Dino-Trainer und „Zoo-Wärter“ Owen, sieht nett aus und ist mutig; SIE gibt die hyperaktive Managerin: Claire Dearing (BRYCE DALLAS HOWARD). Die permanent auf Stöckelschuhen herumflitzt, immer fein frisiert ist und (zu) lange nicht wahrhaben will, dass hier alles den tödlichen Bach ´runtergeht. Man mag sich, aber kabbelt sich andauernd. Klar, was sich liebt, das neckt sich. Bis sich Claire die Bluse vom Leib reißt und handfest mit-eingreift. Motto: Wenn Mutti loslegt. Da bleibt kein Angreifer trocken. Ein emotionaler Nebenbei-Eintopf; wir befinden uns schließlich im Bedienungskino. Für Jungs UND Mädels.
Ein weiterer Story-Strang, in dem zwei Brüder mitmischen (die Neffen von Claire), der eine in der Pubertät, der andere klein wie gewitzt, nervt nur. Ist für die kurzen Atempausen gedacht. Wenn sich die Dinos (und die aufgescheuchten Menschen) ausruhen. Müssen. Sollen. Eine unerhebliche erzählerische Randnotiz, mehr nicht.
Kirmes. Jahrmarkt. Rummel. Mit den neuesten „Instrumenten“. Attraktionen. Aufregungen. Immer größer, schneller, weiter, höher. Natürlich: Was für eine Show! Angerichtet von einem bislang unbekannten Zeremonienmeister, dem 38jährigen Regisseur COLIN TREVORROW aus San Franzisco. Was er hier fabriziert, ist großer Zirkus.
Fazit: Auch dafür wurde einst KINO erfunden: Das Spektakel ist immens, macht umfangreichen Spaß, hält sich in der Blutbeschreibung angenehm (und jugendfrei-verständlich) zurück. Familiäres Sommer-Popcorn-Kintopp, wie es – zumeist – stimmungsvoll fetzt (= 4 PÖNIs).