JUGEND OHNE GOTT

PÖNIs: (2,5/5)

„JUGEND OHNE GOTT“ von Alain Gsponer (D 2016; B: Alex Buresch, Matthias Pacht; nach dem gleichn. Roman von Ödön von Horváth/1937; K: Frank Lamm; M: Enis Rotthoff; 114 Minuten; deutscher Kino-Start: 31.08.2017); gleich einmal – der Titel ist falsch. Es geht hier nicht um Gottes-Gläubige oder um Nichtgläubige, sondern um eine „etwas“ dystopische deutsche George-Orwell-Welt („1984“; „Die Farm der Tiere“), in der sich Eliten bemühen, „Ihresgleichen“ zu fördern, um „den Rest“ gesellschaftlich auszugliedern. Quasi zu „Abfall“ zu degradieren.

Die Oberen leben folglich luxuriös abgeschottet; für die Armen sind Elendsquartiere in der Peripherie vorgesehen. Schon in der Jugend wird ausgemustert. In einer Art Camp werden „Prüfungen“ vorgenommen. Wer ist in der Lage, die strengen gesellschaftlichen Oben-Anforderungen zu bewältigen und wer schafft es nicht. Effizienz vor Moral. Eine manipulative Basta-Diktatur, die sich unter Leitung von inhumanem Führungs-Personal – und opportunistischen Mitlaufbediensteten gebildet hat und jedwedes Rebellentum unverzüglich auszulöschen beabsichtigt. Insoweit ist der Film spannend. Zunächst.

Zach (JANNIS NIEWÖHNER) hat sich hier eingefunden. Mehr äußerlich denn innerlich. Seine ehrgeizige Camp-Nachbarin Nadesh (ALICIA VON RITTBERG) ist auf ihn neugierig geworden, weil Zach sich gerne abschottet und zudem ständig Tagebuch schreibt. Der Außenseiter Zach kriegt allerdings noch mehr Aufmerksamkeit, als ihm lieb sein kann. Denn auch „die Umgebung“-hier will mehr und mehr wissen, was mit dem offensichtlich anpassungsunwilligen jungen Burschen aus gutem Hause los ist. Den es des Öfteren in den Wald verschlägt, wo Ewa (EMILIA SCHÜLE) mit Gleichgesinnten haust. In sie hat er sich verliebt. Was Nadesh überhaupt nicht gefällt. Und wodurch der Film, der auf dem dritten Roman des österreichisch-ungarischen Schriftstellers Ödön von Horváth (*1901 – †1938) von 1937 basiert, in eine private Konfrontation abdriftet, zielt, die ihm gar nicht bekommt.

Denn „Jugend ohne Gott“ wählt die „Rashomon“-Wahrheits-Suche. Was ist wirklich passiert? Wie ist was passiert? Aus drei Blickwinkeln wird ein „tödlicher Unfall“ im Wald recherchiert. Damit wiederholen sich viele Aspekte. So überlappen sich Erzählstränge, die sich vom eigentlichen politischen Thema immer mehr abwenden. Nicht die staatliche Kontrolle über „Volk“ wird thematisch ausgereizt, was doch außerordentlich belebend wäre, sondern – eher läppische – „Krimi“-Folgen werden abgearbeitet. Sogar vor Gericht.

Deshalb rudert der anfangs hochinteressante und durchaus mit aktuellen Verweisen ausgestattete Gedanken-Streifen bald ab. Nachdem er mit starkem Oberhaupt-Personal (wie ANNA MARIA MÜHE, RAINER BOCK und „etwas“ IRIS BERBEN) mächtig auf den faszinierenden Polit-Putz gehauen hat, driftet er in Wiederholungen und Bekanntes ab. Rührt sich gedanklich kaum mehr vom Fleck. Wird belanglos. Weil eben nun und nur noch „Krimi“ dran ist. Schade. Ein durchaus lukratives Thema wird glatt verschenkt (= 2 1/2 PÖNIs).

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