JACKIE

PÖNIs: (4/5)

„JACKIE“ von Pablo Larraín (USA 2015/2016; B: Noah Oppenheim; K: Stéphane Fontaine; M: Mica Levi; 100 Minuten; deutscher Kino-Start: 26.01.2017); schon kürzlich überzeugte sie mit ihrer hervorragenden Darbietung der Mutter von Amos Oz in „Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“ (s. Kino-KRITIK), jetzt wurde die 35-jährige „Oscar“-Preisträgerin NATALIE PORTMAN („Black Swan“) erneut für den höchsten Preis der Filmgeschichte nominiert: für die herausragende Darbietung einer der prominentesten Präsidenten-Ehefrauen in der amerikanischen Geschichte: JACQUELINE KENNEDY (*28. Juli 1928 – †9. Mai 1994).

Mit den unvergessenen Bildern des Attentats auf den 35. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, John F. Kennedy, am 22. November 1963 in Dallas beginnt dieser Film. Und richtet sogleich den Blick und seine ganze Aufmerksamkeit auf seine Frau, die First Lady, die in der Öffentlichkeit den Spitznamen „Jackie“ hatte. Jackie Kennedy war für ihren extravaganten Modestil bekannt, 1960 wurde sie zur „bestgekleideten Frau der Welt “ gewählt, und sie war es auch, die das „Weiße Haus“ kulturell „umkrempelte“. Architektonisch wie intellektuell. Zu einem glamourösen Begegnungs-Ort verwandelte. Damit ist von jetzt auf gleich Schluss.

Ihr Ehemann ist tot. Ihr blutbespritztes Kostüm will sie in den folgenden Stunden nicht wechseln. Jackie Kennedy (Natalie Portman) ist geschockt und traumatisiert. Das Protokoll aber bestimmt auch „einen solchen Fall“. Und sie hat eigentlich diesen festgesetzten Ritualen zu folgen. Doch schon bald übernimmt und bestimmt die Witwe des Präsidenten die Initiativen, kümmert sich um das Vermächtnis ihres ermordeten Ehemannes.

„JACKIE“, der Film, ist das facettenreiche Porträt einer Ikone der 1960er Jahre. In der Mischung aus authentischen Bildprodukten und der historischen Wiedergabe von bislang eher unbekannten Ereignissen. Ausgehend von einem Interview, das sie eine Woche nach dem Tod ihres Ehemannes einem Reporter des „Time Magazins“ gibt, entfaltet der Film seine Suche nach „den Spuren“ dieser außerordentlichen Persönlichkeit: individuell, gesellschaftlich, historisch-politisch. Dabei spielt eine berühmte TV-Sendung vom 14. Februar 1962 eine bedeutsame Rolle; an diesem Tag führte die Gattin des Präsidenten ein TV-Team durch das Weiße Haus, in dem sich gesammelte Besitztümer ehemaliger US-Präsidenten befinden und den „Dienst“-Ort damit zu einem beispiellos geschichtsträchtigen aufwerten. Mehr als 50 Millionen Amerikaner verfolgten damals diese schwarz-weiße TV-Sendung, während die telegene „Jackie“ Kennedy für ihren Auftritt später einen „Emmy Award“ zugesprochen bekam.

Wer war sie wirklich? Woraus bestand diese Aura dieser ebenso unnahbaren wie eleganten Frau? Präsidentengattin? Was waren ihre Beweggründe für ihre weit über „das Normale“ hinausgehenden „häuslichen“ Engagements? Wie überhaupt empfand sie wirklich dieses würde- wie bürdevolle Amt als First Lady ihres Landes? „Das Ergebnis kann nur ein Film sein, der aus Fragmenten besteht. Aus Erinnerungsschnipseln. Assoziationen. Orten. Bildern. Menschen“ (Regisseur Pablo Larraín). NATALIE PORTMAN ist faszinierend. Mit jeder Pore spannend-geheimnisvoll, ohne e i n e „Lösung“ anzubieten. Sie nähert sich ihrer „Jackie“, einer der meist fotografierten Frauen des 20. Jahrhunderts, mit lakonischer wie kühler Nähe. „Wirbel“ vermeidend, stattdessen um eine „gerechte Betrachtung“ ihres ermordeten Gatten bemüht. Und so formt sie ihn binnen kürzester Zeit zu einer heroischen Legende. Neben der fantastischen Natalie Portman fällt aber auch (erneut) der stille, aber um so nahe, spannende Part der grandiosen GRETA GERWIG als Jackie-Assistentin und Freundin auf. Auch hier dominieren charismatische, wunderbar präsente Augen und Blicke.

Ein intimes Biopic. Dank mitreißender Schauspielerinnen und eines formidablen Ensembles (PETER SARSGAARD als Robert Kennedy; BILLY CRUDUP als Journalist; JOHN HURT als Priester) ein zutiefst emotionales Erlebnis (= 4 PÖNIs).

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