Zum 60. Geburtstag von HELMUT DIETL für „DeutschlandRadio Berlin/Ortszeit“ vom 22. 06. 2004
HELMUT DIETL: Geboren am 22. Juni 1944 im oberbayerischen Bad Wiessee, aufgewachsen in München. Nach dem Abitur bricht er das Studium der Theaterwissenschaft und der Kunstgeschichte bald ab. Zum einen aus finanziellen Gründen, zum anderen, weil es ihn langweilt. Erste Jobs beim Theater, beim Fernsehen und schließlich bei einer Produktionsfirma. Hier lernt er das Handwerk als Dramaturg und als Produzent. Als er mehr zu wissen und zu können glaubt als d i e Regisseure, denen er bei der Arbeit zusieht, beginnt er 1973 für das Fernsehen die Serie
„Münchner Geschichten“ zu schreiben und zu drehen. In den folgenden 13 Jahren entstehen 3 weitere erfolgreiche Fernsehreihen: „Der ganz normale Wahnsinn“ /mit Therese Giese; „Monaco Franze“ /mit Helmut Fischer und schließlich, 1986, „Kir Royal“ /mit dem Dramatiker Franz Xaver Kroetz als Klatschkolumnist ‚Baby‘ Schimmerlos. Allesamt ebenso liebevolle wie hohnvoll-ätzende Gesellschaftsserien, die er SEINER Stadt München widmet. In den Pausen dazwischen dreht Helmut Dietl Werbefilme.
1991 entsteht, nach 3jähriger Vorbereitungszeit, der 1. Kinofilm „Schtonk!“: Eine brillante Satire um die gefälschten Hitler-Tagebücher in einer Hamburger Illustrierten (s. auch KINO-Kritik). Für Dietl ein gleich dreifacher Kraftakt als Mit-Produzent, Drehbuchautor UND Regisseur. Helmut Dietl lässt sich viel Zeit und will vor allem: KONTROLLE. Will ganz allein bestimmen, was – wo – wann – wie entsteht. Deshalb dauert es weitere 5 Jahres, bis Kinofilm Nr. Zwei fertiggestellt ist: „ROSSINI oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief“. Gemeinsam mit dem Bestsellerautor Patrick Süskind, „Das Parfüm“, hat er das Buch geschrieben und ist auch wieder für die Produktion UND die Regie verantwortlich. Story: Das selbstverliebte, selbstzerstörerische Auftreten und ‚Präsentieren‘ von Stammgästen in einem Münchner Schickeria-Restaurant (s. auch KINO-Kritik). Erneut fällt Dietls Hang zu kleinsten, feinen Details und seine Liebe zu Schauspielern auf.
Neben „Schtonk“-Akteur Götz George führt er Stars wie Mario Adorf, Heiner Lauterbach, Veronica Ferres und Joachim Krol zu Höchstleistungen. „Late Show“ heißt 1999 eine bissige Zwischendurch-Satire über Inneneinsichten und Mechanismen bei einem privaten Fernsehsender. In den Hauptrollen: Thomas Gottschalk und Harald Schmidt (s. auch KINO-Kritik). Derzeit dreht er gerade in Berlin seinen neuen Kinofilm „Vom Suchen und Finden der Liebe“, den er auch wieder gemeinsam mit Patrick Süskind geschrieben hat.
Helmut Dietl und seine ewige Lust am intelligenten Spott. Über Gott und die Welt und speziell über die gehobene deutsche Bürgerschaft. Sein grandioses Markenzeichen dabei: Die außergewöhnlich große Freude am ironischen, am schwarzen und bisweilen anarchistischen Humor.