GIRL ON THE TRAIN

„GIRL ON THE TRAIN“ von Tate Taylor (USA 2015; B: Erin Cressida Wilson; nach dem gleichn. Roman von Paula Hawkins/2015; K: Charlotte Bruus Christensen; M: Danny Elfman; 113 Minuten; deutscher Kino-Start: 27.10.2016); dieser traurige Dauer-Blick. Von Rachel Watson (EMILY BLUNT). Geschieden, arbeitslos, Alkoholikerin. Jeden Tag fährt sie, obwohl sie vor einem Jahr gefeuert wurde, mit dem Pendlerzug von Ardsley-On Hudson nach New York. Und zurück. Als tägliche private Beschäftigungstherapie. Schaut aus dem Zugfenster und sieht das Haus, in dem sie einst mit ihrem Mann Tom (JUSTIN THEROUX) komfortabel lebte. Heute ist Tom mit der attraktiven Anna (REBECCA FERGUSON) verheiratet. Während Rachel bei ihrer Freundin Cathy untergekommen ist (LAURA PREPON), die sie ständig davon abhalten muss, betrunken ihren Ex-Mann anzurufen.

Zwei Häuser neben ihrem ehemaligen Haus lebt Megan (HALEY BENNETT). Rachel sieht sie oft von ihrem Zug aus auf der Terrasse stehen. Manchmal auch mit ihrem Gatten Scott (LUKE EVANS). Für Rachel der Innbegriff von gemeinsamem Partnerschaftsglück. Jedenfalls bildet sie sich das ein. Phantasiert sich das zusammen nach dem Motto: So könnte es auch bei mir sein. Dann aber sieht sie eines Tages Megan auf der Terrasse, wie sie einen „Fremden“ küsst. Was die labile Rachel außer Fassung bringt. Als dann auch noch Megan tot aufgefunden wird, kriegt sie sich gar nicht mehr ein. Und wird selbst zu einer Verdächtigen.

Was ganz lange Zeit wie der Innen-Blick auf eine gestörte, überkandidelte und sich nicht mehr unter Kontrolle habende Alkoholikerin ausschaut, mit verschachtelten Rückblenden und irrationalen Betrachtungen, entpuppt sich dann plötzlich als tatsächlicher Kriminalfall mit überraschenden Komplikationen und Wendungen. Hitchcock hätte gewiss aus solch einer Geschichte und diesen tiefenpsychologischen Konstellationen eine raffinierte Film-Verführung gemeistert. Leider vermag dies Regisseur Tate Taylor („The Help“/2011) nicht, der zuletzt mit „Get On Up“ (s. Kino-KRITIK), dem Biopic über die Soul-Ikone James Brown, so ungemein gut zu unterhalten wusste. Er treibt diese „traurige Gestalt“ Rachel Watson viel zu lange langweilig und konturlos vor sich her, um dann plötzlich Bewegung & Spannung anzuziehen, um in die Richtung eines rätselhaften Kriminalfalls zu wechseln. Den er dann aber auch noch in einer kurzen Rückblende simpel auflöst und abhakt. Das rettet zwar kurz vor dem völligen Abtauchen aus diesem Langeweile-Stück, bleibt aber insgesamt wenig zufriedenstellend.

„Girl On The Train“ ist 80 Minuten die schleppende Story um die Seelen- und Körper-kaputte Ich-Erzählerin Rachel, um dann in einer weiteren halben Stunde alles auf den Inhaltskopf zu stellen und „anders“ darzustellen. April-April tönt es aus diesem nicht überzeugenden Film, in dem EMILY BLUNT sich stark abmüht, eine melancholische, sozial wie gesundheitlich offensichtlich defekte Figur kraftvoll-stoisch vorzuführen. Weil diese Rachel aber sowohl von der Drehbuch-Autorin wie auch vom Regisseur ziemlich schlecht behandelt und alleingelassen wird, verfällt der Film überwiegend in einer Art uninteressanter Starre. Wobei dann auch schließlich viel zu simpel und plötzlich behauptet wird, sie sei doch „gar nicht so schlimm“. Beschädigt. Und schon gar nicht verrückt. Wie es doch lange Zeit den Anschein hatte.

Schwach. (= 2 PÖNIs).

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