DeutschlandRadio „TREFFPUNKT – KALENDER“ zum 25. Todestag von GARY COOPER vom 14.05.1986
In seiner rund 35jährigen Regentschaft als Filmidol blickte er stets der Filmkamera unerschrocken ins Auge. Denn die Kamera war für ihn ein weitaus gefährlicherer Feind als alle Gegenspieler, denen er in über hundert Filmen gegenüberzutreten hatte. Dieses surrende schwarze Ding konnte ihn durchschauen, seine Gedanken enthüllen, jeden Schwindel und jeden Trick aufdecken, In der Verzweiflung eines Gejagten, der nie eine Schauspielschule von innen gesehen hatte, besaß er nur eine einzige Waffe, seine Ehrlichkeit, seine Gradlinigkeit, seine Aufrichtigkeit. Die Kamera hatte viele Kollegen zu versteinerten Figuren werden lassen, ihn jedoch machte sie zum Star.
Ihn, Gary Cooper, dessen wirklicher Vorname Frank war, und der als zweiter Sohn britischer Eltern, die um 1880 nach Amerika ausgewandert waren, am 7. Mai 1901 auf die Welt kam. Aus seiner Jugendzeit wissen wir, dass er sehr schüchtern war, stotterte und alles tat, um seine auffällige Größe und die gute Erziehung zu verbergen, die ihn von der Allgemeinheit unterschieden. Nach einem Autounfall, bei der die Hüfte gequetscht war, empfahl ein Arzt die Therapie des Reitens, um seine Verletzung auszukurieren. So perfektionierte er seine Reitkünste in Montana, während der Knochenbruch an der Hüfte nie richtig verheilte. Aber – so wurde sein Gang zu einem Markenzeichen. Er war etwas steif und asymmetrisch, so dass man Cooper auch dann erkennen konnte, wenn er mit dem Rücken zur Kamera stand. Als seine Eltern in San Diego, Kalifornien, Anfang der Zwanziger endlich sesshaft wurden, kam Cooper als Statist beim Film unter. Da er so gut reiten konnte und in diesen Tagen pro Woche mindestens ein Western abgedreht wurde, waren Kerle wie er in den Studios gefragt. In den Jahren 1925/26 wirkte er als Stuntman, Statist und Kleindarsteller in ungefähr 50 Filmen mit, bevor er über immer größere Nebenrollen, meistens als Cowboy, 1929 in seinem ersten Tonfilm schon den Durchbruch schaffte. „Der Virginian“ hieß der Streifen, der zugleich sein typisches Rollenfach beinhaltete – den zähen, schweigsamen, tapferen und lakonischen Typ, über dessen Gesicht später Jean-Luc Godard sagen wird, es gehöre eigentlich in das Reich der Mineralogie.
Fortan jedenfalls war Gary Cooper ein gemachter, vielbeschäftigter Star. Er war Partner von zum Beispiel Marlene Dietrich, Claudette Colbert, Charles Laughton, John Wayne, Joan Crawford, Richard Widmark, Audrey Hepburn und vielen, vielen anderen namhaften Hollywood-Kollegen; und aus seinen 110 registrierten Filmen bleiben Titel wie „Mr. Deeds geht in die Stadt“ von 1936, „Blaubarts achte Frau“ von 1938, „Sergeant York“ von 1941, wofür er seinen ersten „Oscar“ erhielt‚ „Wem die Stunde schlägt“ von 1945, „Todfeindschaft“ von 1950, „Garten des Bösen“ und „Vera Cruz“ von 1954 unvergessen. Ein Film allerdings habe ich in dieser Aufzählung unterschlagen, es ist der Film, für dessen Hauptrolle er nicht nur seinen zweiten „Oscar“ einheimste, sondern der ihn wohl auch unsterblich gemacht hat. Gemeint ist natürlich die Rolle des alleingelassenen und gegen eine Überzahl von Banditen kämpfenden Marshalls Will Kane in „High Noon – 12 Uhr mittags“ von Fred Zinnemann aus dem Jahre 1952.
Ein viel interpretierter, vielfach zitierter Klassiker der Westerngeschichte, der in allererster Linie mit dem Namen Gary Cooper verbunden bleiben wird. Dessen Darstellungsmöglichkeiten begrenzt waren und für eine Schurkenrolle niemals ausgereicht hätte, dessen überlegte, intelligente Art aber einen Charakter umriss, der in diesem Rummelbetrieb Hollywood ganz selten war. Seine Popularität und sein Ansehen waren denn auch bis zu seinem Tode am 14. Mai 1961 ungebrochen. In einer amerikanischen Biographie heißt es am Schluss über ihn: „Cooper ist von uns gegangen, doch das Ideal lebt weiter: er kann weiterhin unser Talisman gegen Verzweiflung, Furcht oder Unglück sein. Wir brauchen nur ins Kino zu gehen, um sich die Filme mit ihm anzusehen. Sie bedeuten Trost, Freude und Hoffnung zugleich…“.