SPITZENFILM aus BRASILIEN. Titel = „FÜR IMMER HIER“ von WALTER SALLES (Brasilien/Frankreich 2024; B: Murilo Hauser; Heitor Lorega; es handelt sich um die Verfilmung des gleichnamigen autobiografischen Buches von Marcelo Rubens Paiva/2015; K: Adrian Teijido; M: Warren Ellis; 135 Minuten; deutscher Kino-Start: 13.3.2025). WALTER SALLES, geboren am 12. April 1956 in Rio de Janeiro, ist einer der renommiertesten Filmkünstler Brasilien. Im Verlaufe seiner Karriere wurde er für mehr als 100 internationale Film- und und Festivalpreise nominiert, von denen er über 60 gewinnen konnte. (Darunter wurde er auf der Berlinale 1998 mit dem „Goldenen Bären“ für seinen Spielfilm „Central Station“ ausgezeichnet; und für seinen aktuellen Film „I’m Still Here“ bekam er kürzlich den Preis als „beste internationale Produktion“).
Rio de Janeiro, zu Beginn der 1970er-Jahre. Brasilien befindet sich im festen Griff einer Militärdiktatur. Die Familie Paiva wird vorgestellt: Vater Rubens (SELTON MELLO), Mutter Eunice (FERNANDA TORRES) und ihre fünf Kinder. Sie wohnen in einem gemieteten Haus am Strand, dessen Türen stets für Freunde offenstehen. Die Zuneigung und der Humor, der hier „herrscht“, sind ihre eigene subtile Form des Widerstands gegen die im Land herrschende Macht und Unterdrückung. Als eines Tages der Vater grundlos verhaftet wird, verändern sich die privaten Familienverhältnisse wie die „amtlichen“ Zustände. Mutter Eunice ist gezwungen, sich „neu zu ordnen“, um eine neue Zukunft für sich und ihre Kinder zu schaffen. Basierend auf den Memoiren – siehe Credits – entpuppt sich diese bewegende, berührende Geschichte als bedeutender Beitrag zur Aufarbeitung eines wichtigen historischen Teils der verschwiegenen Geschichte Brasiliens. Walter Salles vermag hintergründig wie doppelbödig wie nachhaltig von den „damaligen“ furchtbaren Zu- und Umständen zu erzählen. Jahrzehnte später wird es zur Gewissheit, dass der Vater zu den „Desaparecidos“ gehört, zu den tausenden von unschuldigen Bürgern, die verhaftet oder entführt und anschließend gefoltert und ermordet wurden. In der Zwischenzeit erfindet sich die zuvor eher unpolitische Gattin Eunice neu, hält ihre Familie zusammen und bildet sich zur Menschenrechtsanwältin weiter.
An der Realisierung des Filmprojekts wurde sieben Jahre gearbeitet. „In dem Film ging es plötzlich nicht mehr um die 1970er-Jahre. Es ging um den Moment, was auf den Straßen geschah, während wir an dem Film arbeiteten. Und wenn ich sehe, was in Ungarn passiert, was demnächst vielleicht wieder in den USA passiert, was an so vielen verschiedenen Orten der Welt passiert. Es ist eine Zeit der Angst, in der wir leben“ (WALTER SALLES auf der offiziellen Pressekonferenz des Films in Venedig 2024).
„Für Immer Hier“ ist ein sehr spannendes, sehr bewegendes, ist ein darstellerisches wie inhaltliches Meisterstück (= 4 1/2 PÖNIs).