„FREIHEIT IST EIN PARADIES“ von Sergej Bodrow (B+R; Sowjetunion 1990; 76 Minuten; Start D: 31.05.1990). Sowjetunion ist gegenwärtig einer der aufregendsten, weil anregendsten neuen-alten Filmländer. Seit auch im dortigen Filmschaffen vor fünf Jahren ‘Glasnost‘ eingezogen ist, sind neue Töne, kritische Themen und cineastischer Mut an der Tagesordnung.
Im Mittelpunkt des Geschehens steht der 13jährige Sascha. Der lebt in einem trostlosen Heim für schwererziehbare Kinder und haut immer wieder ab. Zum einen, weil er “raus“ will, zum Atmen, in die Freiheit; zum anderen, weil er endlich seinen Vater kennenlernen will. Doch der sitzt im Gefängnis am anderen Ende des Landes. “Freiheit ist ein Paradies“ wird zu einem russischen Road-Movie. Der Junge auf der Flucht und Suche im eigenen Land, das sich sehr trist zeigt.
Die Realität sind dunkle Gänge und kleine Wohnstuben, sind Alkoholismus und Spießigkeit, sind oft Beleidigungen, Korruption, Prügel, Verrat. Der Wert eines Menschen ist gleich Null.
Nur denen, die sich um das System, die Ordnung und Bürokratie, n i c h t kümmern, ist ein bisschen Menschlichkeit gegeben. Eine bittere Betrachtung, eine schmerzhafte sowjetische Zustandsbeschreibung. Weil aber die meisten Beziehungen auf Autorität und Gewalt basieren, sind überall auch exotische Sonderlinge, kesse Individualisten entstanden.
Und die helfen dem Jungen auf seiner einsamen Odyssee durch ein vielfach zerstörtes Russland.
“Freiheit ist ein Paradies“ ist eine Art “Trümmerfilm“ wie nach dem Krieg bei uns. Schnörkellos, direkt, hart wird erzählt, bebildert, festgestellt. Am Ende wird Hoffnung signalisiert. Dabei ist kurz ein Foto von Gorbatschow zu sehen. “Freiheit ist ein Paradies“ ist ein “doppelter“ Film.
Er handelt von dem, was wir sehen u n d von dem, was “dahinter“ ist. Unbedingt ansehen: “Freiheit ist ein Paradies“ von Sergej Bodrow (= 5 PÖNIs).