FLITZER – MANCHMAL MUSS MAN MUTIG SEIN!

PÖNIs: (4/5)

„FLITZER – MANCHMAL MUSS MAN MUTIG SEIN“ von Peter Luisi (Co-B + R; Schweiz 2016; Co-B: Beat Schlatter; K: Nicolo Settegrana; M: Martin Skalsky, Michael Duss, Christian Schlumpf; 94 Minuten; in der Schwyzerdütschen Originalversion mit deutschen Untertiteln; deutscher Kino-Start: 16.11.2017); LACHEN, wir dürfen, können, müssen endlich mal im Kino LACHEN! „FLITZER“ – oder: was für ein pfiffig-erfinderisches Frisch-Vergnügen!

Was kommt mir alles in den besseren Spaß-Sinn: Zum Beispiel die pfiffige britische Komödie „Ganz oder gar nicht“ aus dem Jahr 1997, wo Arbeitslose zu erfolgreichen Strippern werden, die nach dem Motto hantieren: Wenn du keine Chance hast, dann nutze sie wenigstens. Hier lautet das Motto: Manchmal muss man einfach mutig sein, um den Alltags-Scheiß zu überwinden.

Aber auf DIESEN MUT muss man erst einmal kommen. Der unfreiwillige Held: Baltasar Näf, ein eher biederer Deutsch-Lehrer (BEAT SCHLATTER), der in der idyllischen Kleinstadt Baden, unweit von Zürich, für den einheimischen Dichter Gottfried Keller schwärmt („Kleider machen Leute“) und ihm dort ein Museum errichten möchte. Zugig erzählt: Als er versehentlich das zuständige Geld verzockt, ist guter Rat teuer, sind die Schulden riesig. Und bedrohlich. Doch gemeinsam mit seinem Friseur Kushtrim (BENDRIT BAJRA), einem ausgeschlafenen Zocker, kommt er auf eine profitable Idee: Flitzen. Denn „Flitzen ist Sport“, erklärt ein Profi-Flitzer. „Man muss möglichst lange nackt und frei auf dem Feld bleiben“. Gemeint ist: auf dem Fußball-Sportplatz, während eines laufenden Spiels. „Ich bereite mich genauso intensiv vor wie ein Profi-Sportler“. Nicht nur in Sachen Kondition, sondern auch „in der Entkleidungstechnik“ wie „im Umgang mit den Medien“. Ein neues Business wird erkoren. Dazu aber benötigt man „Nachwuchs“. Kann ruhig auch älter sein. Männer und Frauen. Sind erwünscht. Die Bewerber rücken an. Hauptsache: die Form stimmt. Das Training kann beginnen.

Allerdings – Frau Polizistin Sandra Strebel (DORO MÜGGLER) ist ihnen auf den Fersen, nachdem die wöchentlichen Flitzereien beim Schweizer Fußball enorm zugenommen haben. Es funkt ganz schön zwischen ihm und ihr. Beziehungsweise umgekehrt. Das Endspiel naht. Quasi: als Lauf um den definitiven Weltmeisterschaftstitel im Flitzen. Was dann sogar die TV-Kommentatoren in Stimmung bringt. Aus dem Schlaffi-Lehrer-Witwer Baltasar wird Balz, der Typ. Auf den dann sogar seine Pubertäts-Tochter Elisa (LUNA WEDLER, die wie Jella „Chantalle“ Haase schaut) abfährt. Denn was Papa auf dem Platz für eine „Bewegung“ abzieht, ist so etwas von phänomenal-akrobatisch und eigentlich auch: erheblich vergnügungssteuerpflichtig…

Mit einem BEAT SCHLATTER in Top-Form. Der 56-jährige Schweizer Schauspieler, Drehbuch-Autor und Kabarettist besitzt genau das richtige Timing für komische Tragik bzw. tragische Komik. Motto: Ein Oldie mit Spießer-Charisma kriegt auf seine späten Tage einen heftig-deftigen Realitätsschub, der neue Energien freisetzt. Was zu einer ebenso erstaunlichen wie verblüffend-ulkigen Schweizer Anarcho-Show führt.

Was für eine pointierte Turbulenz, was für gescheite komische wie köstlich-schräge Einfälle, was für frivole Verrenkungen, was für ein locker-légeres Vergnügen! In diesem lebhaften, urigen Schweizer Kino. Es geht flott und slapstickhaft-lustig zu und schön witzig zur frechen Sache. In der fröhlichen Tat: „FLITZER“ ist seit vielen Jahren das beste Lachhafteste, was vom Nachbarn zu sehen war/ist (= 4 PÖNIs).

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