PÖNIs: (2/5)
„FIFTY SHADES OF GREY“ von Sam Taylor-Johnson (USA 2013/2014; B: Kelly Marcel; nach dem gleichnamigen Roman von E. L. James; K: Seamus McGarvey; M: Danny Elfman; 125 Minuten; deutscher Kino-Start: 12.02.2015); in der „Welt“ stand kürzlich aufgeregt, dass das Unternehmen „Beate Uhse“ Handschellen nachbestellen musste. Anlässlich des Kinostarts dieses Films stiege „der Absatz von Handfesseln, Liebeskugeln und Peitschen“. Für die Unkundigen:
Sie heißt Erika Leonard, geborene Mitchell, wurde am 7. März 1963 in London geboren und hat sich das Pseudonym E. L. JAMES gegeben. Unter diesem Namen veröffentlichte die Mutter von zwei Söhnen, einst Produktionsleiterin bei der Londoner TV-Produktionsfirma „Shooting Stars“, ab 2009 die Geschichte von „Fifty Shades of Grey“ zunächst unter dem Titel „The Master of the Universe“. Unter dem Pseudonym „Snowqueens Icedragon“ als Fan-Fiction auf den Fan-Fiction-Webseiten zu Stephenie Meyers „Twilight Saga“; mit den Protagonisten Edward Cullen und Bella Swan. („DIE“ aus den „Bis(s)…“-Movies). Dann veröffentlichte E. L. James die beiden Fortsetzungsgeschichten („Fifty Shades Darker“ und „Fifty Shades Freed“) auf ihrer eigenen Webseite „FiftyShades.com“. Später änderte die Autorin die Namen ihrer Hauptfiguren in Anastasia Steel und Christian Grey und löschte die Geschichten auf ihrer Webseite. Die überarbeitete Version erschien als E-Book und ab Mai 2011 als Taschenbuch erstmals unter dem Titel „Fifty Shades of Grey“, herausgegeben von dem australischen Independent-Verlag „The Writer’s Coffee Shop“.
Dieser erste Band gilt inzwischen als das schnellste jemals verkaufte Taschenbuch im Vereinigten Königreich, noch vor den Taschenbuchausgaben der Harry Potter-Bände. Der zweite Roman der Trilogie wurde im September 2011 herausgebracht, der dritte im Januar 2012. Die deutschsprachige Übersetzung von Nr. 1 erschien am 9. Juli 2012 unter dem Titel „Shades of Grey“ im „Goldmann Verlag“. Danach begann die allgemeine Verkaufszahlen-Schwärmerei. Der „Stern“ vermeldete stolz im Januar 2013, dass bislang weltweit über 75 Millionen Exemplare dieser Trilogie verkauft wurden. (Inzwischen sollen es 100 Millionen sein.) Die hiesige Literatur-Kritik „verneinte“ massenhaft diesen „Mütterporno“ („WAZ“). Die österreichische Zeitschrift „Woman“ sprach von einem „Arztroman ohne Doktor, aber dafür mit Doktorspielchen“. Das „TIME Magazine“ erklärte E. L. James in 2012 zu einer der 100 einflussreichsten Menschen der Welt. Hierzulande haben die drei Romane bislang um die 6 Millionen Käufer gefunden. Klar, dass irgendwann sich auch das Kino diesen Bestsellern bemächtigen würde.
Heute war es soweit. Einen Tag vor dem regulären Kino-Start die Pressevorführung. Um 10 Uhr morgens. Was sehen wir auf der schmucken Leinwand: ER, Christian (JAMIE DORNAN), ist 27, gut aussehend, cool wie ein Stein, die volle Arroganz als Milliardär. SIE ist Studentin für englische Literatur, Anastasia (DAKOTA JOHNSON/die Tochter von Melanie Griffith + Don Johnson), 21. In der Folge lasse ich mein „Protokoll“ sprechen, notiert während der Vorführung, dem ich Folgendes entnehme:
Nachdem man sich begegnete, warnt er sie in der 18. Film-Minute vor sich. Er sei ein „Schlimmer“, deutet er an. Ohne aber näheres mitzuteilen. Außerdem würde er sie nicht anrühren, ohne vorherige „schriftliche Übereinkünfte“ vereinbart zu haben. Ah ja. Rigoroser Typ. In der 30. Film-Minute gibt es eine erste wilde Küsserei im Fahrstuhl. Dann darf A wie Anastasia wie Ana, aber auch wie Aschenputtel in seinem Privatjet (oder war es nur im Helikopter, schon vergessen) mitdüsen. Was die lüsterne Frage aufwirft: WANN es denn nun PASSIERT? Also das „ganz Dolle“, von dem ewig und drei Tage die „Schweine“-Rede ist? (Der Film ist ab 18 freigegeben, bisher aber „tat“ sich nicht so viel; also „diesbezüglich“).
– 11111111111111111, pardon, das war soeben mein gelangweilter Kater Paul, der sich auf meine Tastatur drängte und wohl mitliest. Warte ab, Pfote, bald kommt’s. –
Also ER will, aber nicht „zart“, sondern „anders“: „Ich beischlafe nie, ich ficke. Hart“, verkündet er Knallselbiges. „Yes, please“ haucht sie zurück. Allerdings besteht er auf eine Vertraulichkeitsvereinbarung. Schließlich: „Ich bin dominant“. Jedenfalls von Freitag bis Sonntag. Als Wochenend-Fucker sozusagen. Sowie, weitere Bedingung für ihre freiwillige „Mitwirkung“, er besteht auf totale Unterwerfung. Zu SEINEM Vergnügen. Soll wohl heißen, dass es „mit IHM“ wehtun kann. Während sie davon auch irgendwie porentief „profitiert“. Behauptet er. Okay – ach herrje. Dann präsentiert er sein geheimes schmuckes Spielzimmer. Sieht aus wie ein fein säuberlich hergerichteter Sex-Shop. Mit vollem Sortiment. Peitschen, Seile, Klebebänder und weiß was ich noch für lüsternes Zeugs.
Ein unterschriftsreifer Vertrag – mit seinen Rechten und ihren Sex-Pflichten – liegt vor, aber sie zögert noch. Zudem, aber so etwas auch: SIE IST NOCH JUNGFRAU. Deshalb, Vertrag hin oder her: Nach 40 Film-Minuten geht es dann doch ans Beischlaf-Werk. Hübsch artistisch ausgeleuchtet. Erotisch keimfrei. Für ein paar Sekunden. Oder umgekehrt. DAS will er sich doch nicht entgehen lassen. 15 Frauen hatte er schon „auf seine Weise“, aber eine „Anfängerin“… wie nett.
War es damals bei „Dirty Dancing“ „Trockenficken mit Musik“, wie die „taz“ behauptete, ist es nun hier – wenn prompt die Musik „dabei“ einsetzt – Fick-Akrobatik mit feinen, manchmal auch dröhnenden Soft-Klängen. Danach begibt er sich an sein Klavier in seinem riesigen Protz-Loft und streichelt melancholisch die Tasten. Der zweite Bums folgt zugleich. In der 47. Film-Minute wird das „brave Mädchen“ gefesselt. Ana wird zur Sklavin erklärt. Verdonnert. Gedemütigt. Sie weiß nicht so recht, hat den Vertrag immer noch nicht unterzeichnet, dennoch lässt sie sich knebeln. Nach einer Film-Stunde. Die Augen werden ihr verbunden. Das Kondom angesetzt und ab geht die Luzie. Nein Anastasia. Im Steril-Klima. In der 65. Film-Minute sind die Vertragsverhandlungen wieder Thema. Er will „der Bestimmer“ sein, sie hält ihn hin. Klauseln werden gestrichen. Sie möchte ihn zum Romantiker umpolen, hat sich offensichtlich verliebt, aber bitte „NICHT SO“. ER besteht aber auf „SO“. Und nicht anders. Schließlich gilt DAS, was ER will. Oder gar nicht(s).
In der 77. Film-Minute verhaut er ihr etwas den Po („Willkommen in meiner Welt“). „Yes, Sir“, lässt sie verlauten. Nach 83 Minuten holt er endlich die geilen Utensilien aus seinem Spezial-Zimmer und das Quälen kann beginnen. Er klatscht den Po, sie stöhnt. Die Musik plärrt mit. In der 88. Film-Minute trägt er sie ins Bett. „Du gehörst jetzt mir“. Sie weiß immer noch nicht. Was beziehungsweise wie. Sie „es“ und überhaupt alles will. Warum ist der Kerl nicht „bürgerlich“ zu kriegen? Also „normal“? So mit Verabreden, Kino-Gehen, Händchen halten? Was hat Christian bloß für ein Geheimnis? Dass er so ist wie er ist? Er gibt sich bockig: „Anastasia, ich bin kein Mann für Herzchen und Blümchen!“ Dennoch hechelt er ihr hinterher, WILL SIE, zu seinen Bedingungen, sie ist weiterhin unentschlossen, möchte ihn endlich „richtig“ kennenlernen. Er bleibt dominant: Ich bin so wie ich sein will, oder es ist vorbei. Sie willigt in eine Schmerz-Prüfung ein, lässt sich 6 x „hinten“ peitschen und ist dann über die Schmerzen stinkesauer. Kündigt jedweden weiteren Kontakt. Löst die sogenannte Bindung. Er ist verdattert. Wo es doch gerade so „gemütlich“ wurde. Für ihn.
Werden sich Anastasia und Christian wiedersehen? Gar wieder finden? Fortsetzung folgt. Ich bin müde. Über so viel „erotisches“ Gesülze. Werde mir heute Abend „Bambi“ reinziehen (= 2 PÖNIs).