FENCES

PÖNIs: (4/5)

„FENCES“ von und mit Denzel Washington (USA 2016; Co-Produzent: Denzel Washington; B: August Wilson; nach seinem gleichn. Theaterstück/Pulitzer-Preis 1987; K: Charlotte Bruus Christensen; M: Marcelo Zarvos; 138 Minuten; deutscher Kino-Start: 16.02.2017); die hohe Kunst des Denkens über die Sprache wird hier ausgerufen. „Fences“, also „Zäune“, ist doppelbödig zu betrachten: Einmal sind es die „beschützenden“ Zäune rund um das kleine Haus dieses Troy Maxson (Denzel Washington); andererseits geht es natürlich vor allem um die „Zäune“, mit der er seine Seele gegenüber seiner Familie und vor allem gegenüber seinem Sohn Cory (JOVAN ADEPO) verschlossen, zugesperrt, hat.

„Fences“, der nach „Antwone Fisher“ (2002) und „The Great Debaters“ (2007) dritte Regie-Film des Schauspielers und Produzenten Denzel Washington, basiert auf dem gleichnamigen Bühnenstück des afroamerikanischen Dramatikers August Wilson aus dem Jahr 1986, der dafür mit dem „Pulitzer-Preis“ ausgezeichnet wurde und der auch das Drehbuch für die Verfilmung seines Stückes schrieb und kurz danach verstarb. 2010 hat Denzel Washington am Broadway 114 Mal die Figur des Troy Maxson gespielt, und seine damalige Bühnen-Ehefrau VIOLA DAVIS spielt auch im Film die Rolle der Ehefrau Rose Maxson. Der Film ist für vier „Oscars“ nominiert: Bester Film; Bester Hauptdarsteller; Beste Nebendarstellerin (Viola Davis) und Bestes adaptiertes Drehbuch. Der bislang zweifache „Oscar“-Preisträger Denzel Washington, 62, kann (nach „Glory“/1990 und „Training Day“/2002) auf seinen dritten „Oscar“ hoffen.

Ein Familien-Epos als Lebens-Betrachtung. Was habe ich gemacht, wie habe ich gelebt, was soll noch passieren, wie sieht die Bilanz aus. Die späten 1950er Jahre in Pittsburgh, Penssylvania. Troy Maxson ist bei der Müllabfuhr, liefert seinen Lohn an jedem Freitag bei seiner Ehefrau Rose pünktlich ab und grummelt ansonsten mit seinem Freund Jim Bono (STEPHEN HENDERSON) gerne darüber, wie er im Grunde einst eine mögliche Karriere als Profi-Baseballspieler in der „Negro Leagues“ durch „gewisse Umstände“ vergeben habe. Freitags wird darüber laut lamentiert. Ehefrau Rose hat sich an diese wortreichen Eskapaden ihres Gatten gewöhnt, weiß ihm verbal Kontra zu geben, doch Sohn Cory möchte als talentierter Baseballer in die väterlichen Fußstapfen treten. Doch Troy ist definitiv dagegen. Behindert seinen Sohn geradezu bei dessen Sport(ler)-Wunsch und poltert schon mal: „In welchem Gesetz steht, dass ich dich mögen muss? Hast du jeden Tag was zu essen? Na also“. Heißt so viel wie: Richte dich gefälligst nach meinen Anweisungen. Basta.

Zur Familie zählt auch noch der behinderte, pflegebedürftige jüngere Bruder Troys, Gabriel (MYKELTI WILLIAMSON), der nach einer Kriegsverletzung einen irreparablen Kopfschaden hat und dessen Entschädigung Troy „benutzt“ hat, das kleine Haus zu kaufen.

Das, was man Zeit nennt, verrinnt. Mittendrin: Der kantige (über-)stolze Versorger Troy mit seinen (mitunter endlosen) Anekdoten- und Werte-Monologen, mal mit Rechthaber-Manieren, mal mit Selbstzweifeln, mal mit sperrigem Ego-Charakter; mal mit Lebenslügen: ein spannender Kerl mit lauter Widersprüchen. Dass Ehefrau Rose doch bei ihm bleibt, ist bei der letzten Verletzung, die Troy ihr antut, zu bewundern.

Ein großartiger Schauspieler-Film. Mit theaterhafter Intensität. Wenn man auf der Kino-Leinwand „die große Bühne“ erleben möchte, mit einem packenden modernen Tennessee Williams-Elia Kazan-„Endstation Sehnsucht“-Familien-Thema, wird man bestens bedient: Denzel Washington mit Marlon Brando-Charme-Wut ist ein heißer „Oscar“-Anwärter (= 4 PÖNIs).

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