„EIN PROPHET“ von Jacques Audiard (Co-B + R; Fr/It 2008/2009; B: Thomas Bidegain, Abdel Rauof Dafri, Nicolas Peufaillit; K: Stéphane Fontaine; M: Alexandre Desplat; 150 Minuten; deutscher Kino-Start: 11.03.2010); war der „große Abräumer“ bei der Vergabe der diesjährigen „Cesars“, den französischen „Oscars“, denn „Un prophète“ konnte gleich 9 dieser begehrten Trophäen einheimsen (darunter als „Bester Film“; für die „Beste Regie“; für „Bester Haupt-, Nachwuchs- + Nebendarsteller“). Der 5. Film des 57-jährigen Pariser Filmemachers, „Lippenbekenntnisse“ (2001) und „Der wilde Schlag meines Herzens“ (2005) liefen auch bei uns, hatte seine Uraufführung im Wettbewerb vom vorjährigen Cannes-Festival und bekam dort die zweitwichtigste Auszeichnung, den „Großen Preis der Jury“. Außerdem befand er sich in der Konkurrenz um den diesjährigen Auslands-„Oscar“.
Ein realistisches Gefängnis-Drama. Um den „neuen“ Häftling Malik. Einem arabischstämmigen, jungen Franzosen, der für 6 Jahre hinter Gittern muß. Dort trifft er auf eine korsische Mafia-Gruppe, die ihn „unter ihre Fittiche“ nimmt. Pate César Luciani bietet dem Analphabeten seinen Schutz, für einen Mord im Knast an, den Malik widerwillig schließlich ausführt. Und DER ihn „nach vorne bringt“. Malik beginnt „die Regeln“ zu begreifen, zu lernen, arbeitet sich unauffällig „hoch“, bildet sich buchstäblich wie wortwörtlich weiter, nutzt und benutzt das viehische System mehr und mehr auch für eigene (Geschäfts-)Zwecke.
Nüchtern, brutal, drastisch breitet Jacques Audiard, nach einer Ursprungsgeschichte von Abdel Raouf Dafri, das Dasein innerhalb einer heutigen Parallelgesellschaft aus. Zeigt den widerwärtigen, gemeinen Mikrokosmos in einem Gefängnis, das sich längst schon als Resozialisierungsstätte verabschiedet hat und als „Nur-Aufbewahrungs- bzw. -Unterbringungsort“ für Kriminelle dient. Jenseits jedweder sozialen, moralischen oder politischen Gesellschaftsverantwortung. Ein harter, kopflastiger Tobak von Stoff und Film, dessen tiefer Sog-Wirkung man sich nach und nach nicht entziehen kann. Die spannende Nervenreizung funktioniert vor allem wegen der unglaublich eindringlichen, physisch außerordentlich präsenten Ensemble-Akteure, allen voran Hauptdarsteller-Debütant TAHAR RAHIM (28) als Malik sowie NIELS ARESTRUP („Schmetterling und Taucherglocke“) als Mafia-Oberhaupt. Der Film „Ein Prophet“ ist niederschmetternd-faszinierend (= 4 PÖNIs).