PÖNIs: (4,5/5)
„EINGESCHLOSSENE GESELLSCHAFT“ von Sönke Wortmann (D 2020; B: Jan Weiler; nach seinem gleichnamigen Hörspiel; K: Jo Heim; M: Martin Todsharo; 101 Minuten; deutscher Kino-Start: 14.4.2022);EXZELLENT-Nachhaltig-FIESE PÄDAGOGI! Titel: „EINGESCHLOSSENE GESELLSCHAFT“. Von SÖNKE WORTMANN (D 2020; B: Jan Weiler; nach seinem gleichn. Hörspiel; K: Jo Heim; M: Martin Todsharo; 101 Minuten; deutscher Kino-Start: 14.4.2022). Sönke Wortmann, geboren am 25. August 1959 in Marl, zählt zu den Gescheiten in der Branche. Ist in der Lage, clevere Spielfilme herzustellen und sie mit wirkungsvollem Humor unterhaltsam auszustatten. Unter seinen bislang 17 Werken befinden sich ranghohe cineastische (Voll- + Publikums-)Treffer wie „Der bewegte Mann“ (1994); „Das Wunder von Bern“ (2003); „Frau Müller muss weg!“ (2015/s. Kino-KRITIK/4 1/2 PÖNIs); „Der Vorname“ (2018/s. Kino-KRITIK/4 PÖNIs) sowie, zuletzt, „Contra“ (2019/s. Kino-KRITIK/4 1/2 PÖNIs). Beliebtes Thema u.a. = Pädagogen und Eltern. Die mit eifrigem Schwachmaten-Temperament gefüllt sind. Motto: WIR gehören zum Sieger-Personal. Je lauter und heftig-deutlicher um so richtiger. Nicht wahr?
Egomanie und Arroganz. Sticheleien. Verbales Husten. Der Blick – zielt sogleich auf ein umfangreiches Lehrerzimmer. Im städtischen Rudi-Dutschke-Gymnasium. Wo sich, zu solch einem vor-wochen-endlichen Freitag-Nachmittag, eine sechsfache Lehrerschaft versammelt. Um sich baldmöglichst fürs häusliche Private einzustimmen. Noch ein paar listige, doppelbödige Worte hier, noch ein paar Anspielungen hinterher, doch plötzlich: Es klopft. An der Tür. Was soll das? Wer „hämmert“ jetzt noch hier herum? Zu diesem Termin? Zeitpunkt? Wo sich doch beinahe niemand mehr in dieser Kultstätte aufhält? Außer dieser Pädagogen-Gemeinschaft? Machen wir es kurz: Ein Mann tritt an bzw. auf, zeigt auch bald eine Pistole, auf dass man ihm gefälligst zuhören möge. Empörung im Raum. Verbunden mit Schiss. Und auch das noch: Kein Handy vorhanden. Handys werden vor Schulbeginn vom Schulpersonal und von Schülern/Innen abgegeben. Um die Konzentration in Sachen Lernen zu stärken. Basta. Beschlossen. Neulich. Nicht fragen warum, is‘ halt so. Deshalb vermag Manfred Prohaska (pfundig: THORSTEN MERTEN) auch klar sich auszudrücken: Wieso wird meinem Sohn Fabian demnächst das Abi verweigert? Antwort vom „zuständigen“ oberarroganten Lateinlehrer-Diktator Klaus Engelhardt (brillant als köstliches Oberstudienrat-Führer-Arschloch: JUSTUS VON DOHNANYI): Na weil DEM ein Punkt fehlt. Schließlich: Ordnung muss sein. Punkt ist nun mal Punkt. Prohaska kriegt die Krise. Ihr habt eine Stunde Zeit, Euch auszutauschen, liebe Lehrer, dann sprechen wir nochmal darüber. Ich will ein „anständiges“ Ergebnis. Abgang. „Die Truppe“ ist jetzt wieder nur unter sich. Aber halt – ein Handy taucht plötzlich doch auf. Von der „impulsiven“ Französisch-Frau Heidi Lohmann („Ich hasse die Jugend nicht, ich kann sie nur nicht leiden“: was für eine wunderbare Furie: ANKE ENGELKE). Die Polizei wird angewählt. Doch sagen wir mal – so ganz glücklich verläuft dieser Versuch erst einmal NICHT. Zumal Herr Prohaska zwischendurch kurz auftaucht. Um herauszukriegen, ob sich „bei denen“ inzwischen schon was getan hat. Doch die sechs schulischen Volltreffer im Raum haben längst damit zu tun, ihre, sagen wir mal, eigenen Macken, besser: Schwächen von neulich, von gestern und vorgestern, auf- und abzuarbeiten. Ich fühle: jetzt wird es noch interessanter. Und verbal – hellhöriger. Saftig pointierter.
Mehr verraten? Nö. Sollte man schon selbst sehen. Erleben. Empfinden. Weil – Erinnerungen werden hell-wach. Als einem „damals“ diese schulischen Geister begegneten. Während der Schulstunden. Während der Pausen. Auf Ausflügen. Und überhaupt. Mit stets klarem Befehls- und Anordnungskonzept. Solche Gedanken schwirren mit. Bei den „Fakten“, die jetzt folgen. Denn nach einigen unerwarteten Wendungen folgen extrem satirische Enthüllungen. Bei jedem schulischen Ensemblemitglied tun sich mittenmal wahre Abgründe auf. Die richtig menschlich stinken. SÖNKE WORTMANN beleuchtet den Kosmos Schule kritisch und doppelbödig, mit geschliffenen Dialogen, die vollgepumpt sind mit kessem Wortwitz und mit subtiler Situationskomik. Hämisch pieksig und dabei vortrefflich entlarvend. Die weiteren Mitstreiter müssen genannt werden: Als cooler Sport-Typ und Zyniker Peter Mertens dampft FLORIAN DAVID FITZ leger herum; als Chemiekeule Bernd Vogel präsentiert TORBEN KESSLER den vereinsamten Nerd ; der joviale, softe Schüleranwalt Holger Arndt wird von THOMAS LOIBL interessant verbogen, und die eifrige Referendarin Sarah Schuster spielt die schon aus „Contra“ geschätzte NILAM FAROOQ.
Fazit: Dieses kurzweilig-listige KINO-hafte EINSCHLIESSEN lohnt sich allemal (= 4 1/2 PÖNIs).