PÖNIs: (4/5)
TROCKEN. DRAMATISCH. Titel = „EIN SCHWEIGEN“ von Joachim Lafosse (Co-B + R; Belgien/Fr/Luxemburg 2023; Co-B: Chloé Duponchelle; Paul Ismael; Thomas van Zuylen; K: Jean-Francois Hensgens; Ólafur Arnalds; 100 Minuten; deutscher Kino-Start: 13.06.2024). Der Blick und die Geschichte geht auf eine bürgerliche, wohlgeordnete Familie, in der „irgendetwas nicht stimmt“. Der Hausherr Francois Schaar (DANIEL AUTEUIL) ist ein Star-Rechtsanwalt. Vertritt ein Ehepaar, dessen Töchter Opfer eines Sexualverbrechers wurden. Rund um die Uhr belagern Reporter und Journalisten das Haus seiner Familie. „Schreien“ förmlich nach Klärung. Aufklärung. Doch zugleich ist das Verhalten der Gattin Astrid (EMMANUELLE DEVOS) eigenartig, denn sie schweigt. Seit vielen Jahren/Jahrzehnten. Über ein offensichtlich fürchterliches Familiengeheimnis. Doch der innere wie äußere Druck wächst auf die Familie, deren Fassade zu bröckeln beginnt. Und nun mischen sich auch die erwachsenen Kinder der Familie mit-ein.
„In loser Anlehnung an die Affäre um den Lütticher Rechtsanwalt Victor Hissel, der einst einige Opferfamilien im Fall des Kinderschänders Marc Dutroux vertrat, entfaltet sich hier ein puzzleartiges Drama um Schuld, Scham, Verdrängung und Verleugnung. Auch wenn manche Handlungsstränge etwas verkürzt wirken, überzeugt vor allem die Darstellerin der Ehefrau, deren inneren Prozesse in einem subtilen Körperspiel zum Ausdruck kommen („Filmdienst“). „In dem Film geht es vor allem um die Idee der Meinungsäußerung, über die viel geredet wird. Mit ‚EIN SCHWEIGEN‘ möchte ich zeigen, warum das Schweigen immer noch so mächtig ist und warum es so schwierig ist, seine Meinung zu sagen“, äußert sich der Autoren-Regisseur Joachim Lafosse (= 4 PÖNIs).