EIN LICHT ZWISCHEN DEN WOLKEN

PÖNIs: (4/5)

„EIN LICHT ZWISCHEN DEN WOLKEN“ von Robert Budina (B + R; Albanien 2018; K: Marius Panduru; M: Marius Leftarache; 84 Minuten; deutscher Kino-Start: 19.09.2019); eine Landschaft von Hochgebirge: wunderschön, erhaben, ursprünglich. Reinheit und Ruhe signalisierend. Schade, dass hier Menschen wohnen, die mit diesem einzigartigen Monument von Natur-Kulisse nicht „mitzuhalten“ vermögen. Wir befinden uns im Norden von Albanien. Wo sich Seele und Geist in einem wundersamen poesievollen Licht treffen. Wo es in einem Bergdorf erstaunlich multikulturell und freizügig ideologisch zugeht. Will sagen – hier begegnen sich Katholiken, Muslime, Kommunisten auf Augenhöhe. Unser Mittelpunkt wird der schweigsame, fromme Ziegenhirte Besnik (ARBEN BAJRAKTARAJ). Doch ausgerechnet er sorgt für Unruhe. Als er eines Tages in der Moschee hinter einem Wandputz eine christliche Heiligendarstellung entdeckt. Ganz offensichtlich: Einst war die Moschee eine Kirche. Doch was in der Vergangenheit für die Vorfahren eine liberale Selbstverständlichkeit war, gilt heute als Frevel. Motto: Man ist sich fortan uneins. Wer darf künftig hierher kommen und beten, wer nicht. Ein interner religiöser Kleinkrieg bricht aus. Der bisherige Zusammenhalt innerhalb der Gemeinschaft ist mittenmal gefährdet. Zudem tauchen plötzlich zwei junge, unverschleierte Frauen aus der Stadt „in Hosen“ auf, vom Institut für Kulturdenkmäler, um nach dem Denkmal-Rechten zu schauen. Die Unruhe im Dorf ist zum Greifen nah.

Was soll das: Religion ist etwas sehr Humanes. Tolerantes. Wieso also lebt man dies nicht bewusst? Aus? Sondern besteht auf „seine“ „bessere“ Religion? Wieso respektiert man nicht den Nachbarn, in seinem freien Denken und Ausüben? Religion ist bekanntlich in Albanien seit jeher immer „politisch“ gewesen. Jetzt, wo die Möglichkeit und Chance gegeben ist, dass jeder nach seiner ganz individuellen Ausrichtung denken und leben darf, streiten sich die Gemüter. Hitzen sich auf. Für im Grunde nichts und wieder nichts. Während ein sensibler Hirte dies beobachtet und schließlich unaufgeregt wie würdevoll seine Schlüsse daraus zieht.

Der – nach seinem abendfüllenden Spielfilm „Agon“ von 2013 – zweite Langfilm des albanischen Autoren-Regisseurs ROBERT BUDINA ist eine durch diese fulminanten Natur-Bilder prächtig unterstützte Allegorie auf gestrige Verhältnisse an einem Ort von jetzt EU-Europa. Wo althergebrachten Herrschafts-Überzeugungen quälen und den Zusammenhalt einer Gemeinschaft mehr verschlimmern, denn verbessern.

„Ich war immer davon überzeugt, dass, wenn alle Anhänger von Religionen auf der Welt, egal welchen Glaubens, im Leben die Lektionen ihres jeweiligen Gottes praktizieren würden, die Welt ein besserer Ort wäre“, erklärt Robert Budina im Presseheft. Sein Film ist wundervoll. Ein Arthaus-Hit (= 4 PÖNIs).

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