EIN KUSS VON BÉATRICE

PÖNIs: (3/5)

„EIN KUSS VON BÉATRICE“ von Martin Provost (B + R; Fr 2016; K: Yves Cape; M: Grégoire Hetzel; 117 Minuten; deutscher Kino-Start: 08.06.2017); mit dem Künstlerinnen-Porträt „Séraphine“ (s. Kino-KRITIK) eroberte der französische Schauspieler, Drehbuch-Autor und Regisseur MARTIN PROVOST 2009 das Kino; wurde zu Hause dafür mit gleich 7 „Césars“, den französischen „Oscars“, ausgezeichnet. Sein aktueller Film, im Frühjahr auf der Berlinale im Wettbewerb außer Konkurrenz vorgestellt, ist eine Leichtigkeit, die mit gewichtigen weiblichen französischen Stars an der Rampe punktet. Die Grand Dame CATHERINE DENEUVE trifft auf CATHERINE FROT, die zweifache „César“-Aktrice, die 2016 für und als „Madame Marguerite oder die Kunst der schiefen Töne“ (in der Rolle einer französischen Florence Foster Jenkins) ihren zweiten „César“ bekam. Während die Deneuve als selbstbewusste, tönende Lebedame Titel-Madame Béatrice auftritt, reichen Catherine Frot als Hebamme Claire die eher leisen, nichtsdestotrotz auch jederzeit konsequenten Tönen. Jahrzehnte ist es her, dass Béatrice die Geliebte von Claires Vater war. Als sie ihn damals verließ, brachte der sich um. Was Béatrice nie erfahren hat. Sie hat sich jetzt bei ihrer „Quasi-Tochter“, wie sie es gerne hätte, eingenistet, um für letztes Klar-Schiff in ihrem Leben zu sorgen, denn Béatrice leidet an einem unheilbaren Gehirntumor. Natürlich ist die besonnene Claire alles andere als begeistert über diesen plötzlichen „Eingriff“ in ihr Leben.

Denn der Kontakt reißt alte Wunden auf, wenngleich er möglicherweise auch eine neue Freundschaft fördert. Zwei wunderbare Frauen und ihr körpersprachlich virtuoses Melancholie-Spiel um all die Fehler, Schwächen, Verletzungen, Genüsse im Leben und was es zu bereuen gibt und was eigentlich nicht. Die Deneuve poltert unverschämt-amüsant; Catherine Frot (auch: „Die Köchin und ihr Präsident“) darf von der Liebe zum Hebammen-Beruf schwärmen. Was der Autoren-Regisseur in einigen ausführlichen Geburtsvorgängen „genüsslich“ offenbart und im Interview zum Presseheft untermauert: „Ich wurde bei der Geburt von einer Hebamme gerettet. Sie gab mir ihr Blut und schenkte mir dadurch das Leben“.

Gepflegtes französisches Unterhaltungskino. Ohne Geschrei, sondern mit viel Plus-Gefühl (= 3 PÖNIs).

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