DOWNSIZING

PÖNIs: (3,5/5)

„DOWNSIZING“ von Alexander Payne (Co-B; Co-Produzent + R; USA 2016; Co-B: Jim Taylor; K: Phedon Papamichael; M: Rolfe Kent; 135 Minuten; deutscher Kino-Start: 18.01.2018); er wurde am 10. Februar 1961 in Omaha/Nebraska als Alexander Papadopoulos geboren, studierte spanische Literatur und Geschichte, bevor er an die kalifornische Filmhochschule nach Los Angeles wechselte, um dort sein Diplom zu machen. Seit 1991 dreht der sich ALEXANDER PAYNE nennende Filmemacher als Drehbuch-Autor, Produzent und Regisseur Spielfilme und ist inzwischen weltweit durch vorzügliche Werke wie „About Schmidt“ (mit Jack Nicholson/2002); „Sideways“ (2004/s. Kino-KRITIK); „The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten“/2001/s. Kino-KRITIK) sowie „Nebraska“ (2013/s. Kino-KRITIK) bekannt und geschätzt. Der bisher fünffach „Oscar“-nominierte Payne bekam die Trophäe 2004 und 2012 für seine Drehbücher zu „Sideways“ und 2012 für „The Descendants“. In den Filmen von Alexander Payne geht es oft um Männer mittleren Alters, die eine Art Bruchstelle in ihrem Leben feststellen und dadurch in existenzielle Krisen geraten, denen sie sich stellen müssen. Fast alle seine Arbeiten sind Dramen mit komödiantischen Elementen. Alexander Payne gehört zu den wenigen Künstlern, die das Recht für den „final cut“ an ihren Filmen besitzen.

In seinem achten Langspielfilm nimmt sich Payne eines derzeit „viel gefragten“ Themas an: Der „grobe“ Zustand des Planeten Erde und die Frage, wie dieser sich künftig verbessern kann. Dabei setzt er auf eine Idee, die schon öfters in der Filmgeschichte verwandt wurde: Menschen zu extrem kleinen Wesen schrumpfen zu lassen (u.a. „Die phantastische Reise“/1966 = in einen Körper, um „Krankheit“ zu beseitigen; „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“/1989/der legendäre Spaß mit Tricks). In „Downsizing“ („Verkleinerung“), der im Vorjahr die Filmfestspiele von Venedig eröffnete, ist der Zustand der Erde besorgniserregend. Die Ressourcen schwinden, die Überbevölkerung nimmt ständig zu. Norwegischen Wissenschaftlern (darunter: ROLF LASSGARD als Dr. Jorgen Asbjornsen) ist es gelungen, ein Serum zu erfinden, durch das Menschen auf 12 Zentimeter Körpergröße schrumpfen. Die Transformation zum Däumling. Die Grund-Idee dazu: Weniger Verbrauch von Rohstoffen, weniger Anfall von Müll, die kleineren Menschen benötigen weniger Platz und verbrauchen weniger Energie. Hunger wäre eingeschränkt; Nutztiere wie Kühe wären ebenfalls „klein“. Fünf Jahre später wird diese Forschung der Gesellschaft freiwillig angeboten beziehungsweise für Interessenten praktisch umgesetzt. Und: Wer etwas – „vorher“ – auf die hohe Kante gelegt hat, hat jetzt dort ausgesorgt. Kann sich mit seinem Ersparten ein Luxus-Dasein als Mini-Mensch in der abgeschirmten Siedlung namens Leisureland leisten. Wie die Mittelstandsfamilie Paul & Audrey Safranek (MATT DAMON & KRISTEN WIIG), die mit ihren angesparten 150.000 Dollar dort Millionäre wären und ein Luxus-Leben führen könnten. Sie machen mit, jedoch kriegt Audrey vor der „Umgestaltung“ Muffensausen und bleibt doch lieber im alten Gefüge. Als sie dies Paul mitteilt, ist dieser längst umgewandelt. Und muss nun sehen, wie er solo in seiner Feudal-Unterkunft und in diesem neuen Kosmos und „Realismus“ klar kommt.

Bis zur Filmhälfte ist dies ein Film zum Staunen, wunderbaren Viel-Denken, zum grandiosen Empfinden, mit verblüffenden Ideen und Situationen. Reizvoll und spannend, was weiter daraus „passiert“. Resultiert. Doch nach diesem langen faszinierenden – technischen – Aufbau verliert sich der atmosphärische Fiction-Film in einige kleine menschliche Einzelgeschichten, die nur angerissen, aber nicht, und schon gar nicht so originell wie zuvor in der Phase der „technischen Zubereitung“, pointiert ausgereizt werden. Dabei wären sie allesamt „einzeln“ erzählenswert. Ist zu empfinden. Irgendwie wird es jetzt normal-„irdisch“, sogar gewöhnlich, wenn CHRISTOPH WALTZ als Unterweltking Dusan hübsch-grinsend-verschmitzt auftaucht; mit seinem lächelnden Adlatus UDO KIER an der Seite, oder wenn Paul die unterschenkelamputierte vietnamesische Dissidentin Ngoc Lan (HONG CHAU) kennen- und lieben-lernt und über sie erfährt, dass auch im neuen „Paradies“ Armut und Hunger genau so existieren wie Slumgebiete. Viele thematisch-hochkarätige „Fleisch“-Details, die nur angestoßen werden, aber keine bedeutsame Stringenz ergeben. Schließlich soll eine Reise an den Mini-Ursprung in Norwegen die Endgültigkeit menschlicher Existenz klären. Es wird noch einmal bewegend.

Matt Damon, der nach „Suburbicon“-neulich (s. Kino-KRITIK) erneut in einen Charakterpart als „Otto Normalbürger“ schlüpft und seinem sonstigen („Bourne“-)Kino-Helden trotzt, wirkt nicht 100%ig. Erfüllt sozusagen die Star-Melange zuverlässig, ist aber mehr „staunend“, denn „aufregend“. Herausfordernd. Ist mit Routine-Bewegungen unterwegs. Große Gefühle sind so nicht „sein Ding“. CHRISTOPH WALTZ ist auch kaum mehr als eine freundliche Staffage mit provokantem Grinse-Charme; UDO KIER gibt den „Exoten“, während die wirklich darstellerische Sensation die in den USA aufgewachsene Vietnamesin HONG CHAU ist als resolute gedankliche wie emotionale Fighterin. „Downsizing“, der Film, macht den Eindruck, als wäre es besser gewesen, ihn auch bei Zeiten um einiges zu schrumpfen, besser: zu beschränken, um ein noch stärkeres Filmgewicht und Drama-Pfund herauszubekommen. So nur: Mittelmaß-plus (= 3 1/2 PÖNIs).

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