DIE VIERHÄNDIGE

PÖNIs: (3,5/5)

„DIE VIERHÄNDIGE“ von Oliver Kienle (B + R; D 2016; K: Yoshi Heimrath; M: Heiko Maile; 94 Minuten; deutscher Kino-Start: 30.11.2017); alle (Be-)Achtung: ein deutscher Genre-Film, mit dem sich zu befassen unterhaltsam lohnt. Der Anfang ist physisch brutal. Die Schwestern Sophie und Jessica werden als Kinder Zeugen eines brutalen häuslichen Verbrechens; Mutter und Vater werden von Eindringlingen umgebracht. Die ältere Jessica verspricht daraufhin der jüngeren Sophie, immer auf sie aufzupassen. Zwanzig Jahre später ist daraus eine Obsession geworden. Jessica geht mit ihrem Beschützerinstinkt an die psychischen Grenzen. Sophie, eine aufstrebende Pianistin, möchte diese „Belastung“ zu gerne los werden. Die Beziehung untereinander wird zum Problem. Zumal gerade die beiden Täter von damals freigelassen wurden und Jessica daraufhin hyperventiliert. Man duelliert sich fiebrig-verbal und dann passiert es: ein Autounfall, bei dem Jessica stirbt. Und sich dennoch weiterhin wie offensichtlich in das Leben von Sophie „einmischt“…

Traumatischer Psycho-Grusel, mit verblüffenden Thriller-Twists vorangetrieben, als Horror-Gig, gegen manche Erwartungshaltungen, während von ferne „Jekyll & Hyde“ grinsend winken. Am Schluss lebt die Irritation. Autoren-Regisseur OLIVER KIENLE, 1982 in Dettelbach bei Würzburg geboren, absolvierte von 2004 bis 2010 ein Regie-Studium an der Filmakademie von Baden-Württemberg; sein Diplom-Film „Bis aufs Blut – Brüder auf Bewährung“ erzielte zahlreiche Festival-Preise (u.a. Preis der Jugend-Jury „Max Ophüls“); und auch hier beweist er ungewöhnlichen deutschen Genre-Mut. Atmosphärisch, mit feinem Gespür für unterhaltsamen Grusel, mit zwei überzeugenden Darstellerinnen: Frida-Lovisa Hamann als „stille“ Sophie und Friederike Brecht als „wilde“ Jessica.

„Die Vierhändige“ jedenfalls lässt auf weiteres ansprechendes einheimisches Genre-Entertainment hoffen (= 3 1/2 PÖNIs).

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