PÖNIs: (3,5/5)
„DIE SPUR“ von Agnieszka Holland (Co-B + R; Polen/D/Tschechische Republik/Schweden/Slowakei 2016; Co-B: Olga Tokarczuk; nach ihrem Roman „Der Gesang der Fledermäuse“/2009; K: Jolanta Dylewska, Rafal Paradowski; M: Antoni Komasa-Lazarkiewicz; 128 Minuten; deutscher Kino-Start: 04.01.2018); der katholische Pfarrer steht hinter ihnen: „Jäger sind Gottes Botschafter im Werk der Schöpfung“. Dass diese dabei jegliche Humanität übergehen und genüsslich ihren Sadismus in Sachen Gewalt ausüben, ist diesem Kanzel-Heuchler egal. Im Gegenteil: Aggressive Jagd-Lieder sind an der Gesangs-Ordnung. Zu sehr ist der Kirchenfürst selbst eingebunden in und mit dem herrschenden System, gegen das die pensionierte Bergbau-Ingenieurin, leidenschaftliche Astrologin und Aushilfslehrerin für Englisch vehement angeht; in diesem abgelegenen polnischen Bergdorf, das an der polnisch-tschechischen Grenze gelegen ist. Wo die als schrullig geltende Einzelgängerin Janina Duszejko (AGNIESZKA MANDAT), die zurückgezogen, im Einklang mit der Natur, in einem kleinen Haus im Wald lebt, spätestens seit dem Tod ihrer geliebten Border Collie-Hunde alarmiert, aufgescheucht, ist. Mögen auch Jäger, besser: Wilderer, sich mit den korrupten Mächtigen verbünden, sie ist nicht mehr zu bremsen, lässt nicht mehr ab von ihrem störenden, nervenden Protest. Plötzlich streifen Leichen ihren Weg. Erst eine, dann mehrere. Während sie eine Lösung für die merkwürdigen Spuren an den Tatorten hat: Die Tiere rächen sich. Für die grausame Gewalt, die ihnen angetan wurde. Und weiterhin wird. Natürlich wird Frau Duszejko für bekloppt gehalten. Bis zur nächsten Leiche. Und immer handelt es sich dabei um Autoritäten. Wilderer. Aus allen Schichten. Sogar ein Würdenträger befindet sich unter den Opfern. Ein Totentanz beginnt sich zu bewegen, der zwischen Gesellschaftskritik, Öko-Thriller, Feminismus-Motiven und Milieu-Dunst anbandelt. Ohne zu einer entscheidenden Bestimmung zu gelangen.
Die Dominanz der Männer. Frau: lediglich Objekt. Eine Jagd-Trophäe. Und wenn „sogar“ älter, dann wird sie gefälligst übersehen. Geduldet. Die renommierte polnische Filmemacherin AGNIESZKA HOLLAND („Bittere Ernte“; „Hitlerjunge Salomon“; „In Darkness“) ist bitter und böse gelaunt, teilt ideenreich „weiblich“ aus, will sich aber nicht eindeutig festlegen; lässt parallel einen Widerstandskreis entstehen aus ebenfalls ziemlich skurrilen Figuren wie Anführerin Duszejko, einem epileptischen Computer-Nerd und einem Spezialisten für Käfer, schafft also „Rebellen-Tun und -Tum“; währenddessen sie zugleich die Bosheit, Ignoranz und den schmutzigen Macht-Klüngel in der polnischen Provinz attackiert. Um sich sogleich für die Allergepeinigsten Motiv-momentweise einzusetzen: für die Tiere. „Die Spur“ führt auch zu den grässlichen Misshandlungen an Tieren.
Die letzte halbe Spannungsstunde entschädigt für einiges an Durchhalte-Stillstand mittendrin, wo die Unentschlossenheit der Autoren-Regisseurin „der Denke“ (Dieter Hildebrandt) im Wege steht. Auf der letztjährigen Berlinale gab es für den Wettbewerbsfilm „Die Spur“ den „Alfred Bauer Preis“. AGNIESZKA MANDAT hätte gut und gern einen „Silbernen Darsteller“-Bären auch verdient gehabt. Ein hochinteressanter, aber auch eigenwillig-unklarer Ja-Was-Denn-Nun-Für-ein-Film? (= 3 1/2 PÖNIs).