PÖNIs: (4,5/5)
BITTERE REALITÄT. Titel = „DIE SCHWIMMERINNEN“ von Sally El Hosaini (Co-B + R; GB/USA 2021; Co-B: Jack Thorne; K: Christopher Ross; M: Steven Price; 134 Minuten; deutscher Kino-Start – ziemlich unbemerkt – November 2022; HEIMKINO-Netflix-Start: 23. November 2022). „Es geht ums gewinnen, nicht darum, nett zu sein“, tönt der Vater und Schwimmtrainer Ezzat. Dessen Töchter Sarah (MANAL ISSA) und Yusra Mardini (NATHALIE ISSA) versuchen, ein möglichst normales Leben in dem vom Krieg heimgesuchten Syrien zu führen. Ihr Vater Ezzat (ALI SULIMAN), ein ehemaliger Schwimmer, unterstützt sie mit eiserner Trainingshärte seit ihrer Kindheit als Schwimmerinnen. Ihr Talent ist beachtlich, und Yusra träumt von einer 2016-Teilnahme bei den Olympischen Spielen in Tokio. Doch dann werden die Bedingungen durch den Krieg immer elender. Nachdem eine Bombe die Schwimmhalle zerstört und Yusra fast getroffen hat, stimmt ihr Vater zu, die beiden Töchter – in Begleitung ihres Cousins Nizar (AHMED MALEK) – auf die Reise nach Deutschland zu lassen. Bevor Yusra 18 Jahre alt wird. Damit wäre sie noch in der Lage, nach der Ankunft eine Familienzusammenführung zu ermöglichen. Hoffnungsvoll geht der Weg zunächst, mit einem Touristenvisum, über Beirut nach Istanbul. Was dann folgt, ist keine fiktive Filmgeschichte, sondern das, worüber wir täglich aus den Zeitungen und dem Fernsehen sowie übers Radio erfahren, uns aber bislang nicht realistisch vorstellen konnten Oder wollten. Es beginnt auf einem einfachen und völlig überfüllten Schlauchboot mit defektem Motor über das Mittelmeer. Als das Boot auseinanderzubrechen droht, erweist sich das Schwimmtalent von Sarah und Yusra als nützlich, denn sie sind die einzigen, die schwimmen können. Vermögen das Bott aus dem Wasser-heraus zu steuern. Schon diese Episode würde für einige Hollywoodfilme reichen, doch danach wurde das Leben der Mardini-Schwestern erst richtig spektakulär. Ab jetzt bestimmen die fürchterlichen Ereignisse um „Grenzen“ einen unfassbaren Fluchtweg.
„Die Geschichte der Mardinis hat nicht nur etwas beklemmend Aktuelles, noch immer flüchten dem UNHCR zufolge jedes Jahr mehr als hunderttausend Menschen über das Mittelmeer, allein in diesem Jahr sind bereits 1830 dabei gestorben oder werden vermisst. Sie steht auch ganz allgemein für Fluchterfahrungen, für das, was Familien immer schon erlebt haben, wenn sie irgendwo wegmussten. Der Film erzählt eine unglaubliche Geschichte, die aber für Millionen Menschen auf der Welt tägliche Realität ist“ (SZ /Kritik von Verena Mayer/25.11.2022). (= 4 1/2 PÖNIs).