DIE SAAT DES HEILIGEN FEIGENBAUMS

PÖNIs: (5/5)

IRAN-SYSTEM. Titel = „DIE SAAT DES HEILIGEN FEIGENBAUMS“ von MOHAMMAD RASOULOF (B + Produktion + R; Iran/D/Frankreich 2023; K: Pooyan Aghababaei; M: Karzan Mahmood; 168 Minuten; deutscher Kino-Start: 26.12.2024).    = Diese internationale Koproduktion wurde im Mai 2024 beim 77. Festival von Cannes uraufgeführt. Iranische Behörden haben mehrfach versucht, eine Premiere des Films im Ausland zu verhindern. So wurde Regisseur Mohammad Rasoulof Anfang Mai zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt, woraufhin er wenig später aus dem Iran floh.   /    Im August 2024 wurde „DIE SAAT DES HEILIGEN FEIGENBAUMS“ als deutscher Beitrag für die Kategorie „Bester Internationaler Film“  der „Oscar“-Verleihung 2025 ausgewählt. Es ist der erste rein fremdsprachige Film, der als deutscher Beitrag für einen Auslands-„Oscar“ eingereicht wurde.  Wunderbar. =

Iman (MISAGH ZAREH) ist gerade zum Untersuchungsrichter am Revolutionsgericht in Teheran befördert worden, als nach dem Tod einer jungen Frau eine riesige Protestbewegung das Land ergreift. Obwohl die Demonstrationen zunehmen und der Staat mit immer härteren Maßnahmen durchgreift, entscheidet sich Iman für die Seite des Regimes, zu dem auch das Unterschreiben von Todesurteilen gehört. (Bisweilen auch ohne die dazugehörigen Akten zu kennen). Doch damit bringt er auch das Gleichgewicht seiner Familie ins Wanken. Während der strenggläubige Familienvater mit der psychischen Belastung durch seinen neuen Job zu kämpfen hat, sind seine Töchter Rezvan (MAHSA ROSTAMI) und Sana (SETAREH MALEKI) von den Ereignisasen schockiert und elektrisiert. Seine Ehefrau Najmeh (SOHEILA GOLESTANI) wiederum versucht verzweifelt, alle zusammenzuhalten. Dann stellt Iman fest, dass seine Dienstwaffe verschwunden ist, und er verdächtigt seine Familie…

Mit „DIE SAAT DES HEILIGEN FEIGENBAUMS“ liefert Mohammad Rasoulof, 2020 Gewinner des „Goldenen Berlinale Bären“ für „Doch das Böse gibt es nicht“, sein Meisterwerk ab: eine zornige und unverblümte Abrechnung mit dem Unrechtsregime im Iran, erzählt als exzellenter, brillanter Politthriller und erfüllt mit authentischen Bildern der Proteste im Herbst 2022, von den gesellschaftlichen, politischen Unruhen, die das Land immer mehr aufrütteln, in seinen Grundfesten erschüttern.

Widerstand. Durch vortreffliche Filmbilder. Ist ein unter schwierigen Umständen entstandener, geheim im Iran gedrehter Film, entstanden, dessen Wirkkraft so immens ist, dass sich Rasoulof noch kurz vor der Weltpremiere im Wettbewerb von Cannes gezwungen sah, sein Heimatland zu verlassen.

Dieser erstklassige iranische Film erklärt anfangs sogleich den Titel: Der heilige Feigenbaum wächst aus Luftwurzeln um einen anderen Baum herum, und am Ende steht er von selbst – und muss er auch, weil er dem Baum in seinem Inneren alle Luft genommen hat. So dass dieser abstirbt.

DIESER FILM WIRD BESTIMMT DURCH SEINE EMOTIONALE wie geistige NOTWEHR. „DIE SAAT DES HEILIGEN FEIGENBAUMS“ ist nicht einfach nur ein Film, sondern ein Kunstwerk, das die Ordnung enorm stört. Von Menschen gemacht, die ihren Hals riskiert haben, um eine Geschichte zu erzählen“ (SZ /Susan Vahabzadeh /23.12.2024). Eine SEHR drängelnde, dringliche Geschichte (= 5 PÖNIs).

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