DIE HERRLICHKEIT DES LEBENS

PÖNIs: (4,5/5)

LEBEN. LIEBEN. Titel = „DIE HERRLICHKEIT DES LEBENS“ von Georg Maas und Judith Kaufmann (Co-B + R; D/Ö 2023; Co-B: Michael Gutmann; nach dem gleichnamigen Roman von Michael Kumpfmüller/2011; K: Judith Kaufmann; M: Paul Eisenach; 99 Minuten; deutscher Kino-Stadt: 14.03.2024).   = Der Film behandelt das letzte Lebensjahr des 40-jährigen Franz Kafka, der sich bei seiner Schwester Elli und deren Familie aufhält.  =

– Heute ist Franz Kafka (1883 – 1924) einer der meistgelesenen deutschsprachigen Autoren weltweit. –  Am 3. Juli 1883 wird Franz Kafka in Prag geboren. Von seinem Namen wird später das Adjektiv  „kafkaesk“, also eine Mixtur aus alptraumhaft, ausweglos und bizarr, abgeleitet. –  SIE liebt Tanzen, ER ist melancholisch. Schriftsteller. Sie ist neugierig, Er hat ein angespanntes Gesicht.  –  ER ist erkrankt. An Lungentuberkulose. Fühlt sich körperlich elend.  –  Steht unter der Fuchtel seines herrschsüchtigen, diktatorischen Vaters. –   Franz ist extrem lärm-empfindlich; empfindet seine Wohnung als Hauptquartier des Lärms.  –  Doch auch: „Ich hatte noch nie soviel Raum“, stellt der Dichter fest, als er in Berlin-Steglitz eingetroffen ist.  –  Und auch: „Am größten ist das Glück, wenn es ganz klein ist. Deshalb würde ich, wenn ich mein Leben aufschreiben müsste, nur Kleinigkeiten notieren“.  –  

„DIE HERRLICHKEIT DES LEBENS“ ist weniger ein Bio-Pic über Franz Kafka als Ikone der Weltliteratur, sondern vielmehr eine Liebesgeschichte zweier Menschen, die unterschiedlicher kaum sein können, deren Liebe aber gegen alle gesellschaftlichen Vorurteile und den unerbittlichen Verlauf von Kafkas tödlicher Krankheit besteht. Liebe gegen alle Widerstände, so vermag man die Prämisse dieser Filmgeschichte zusammenfassen. Eine Geschichte von Hoffnung und Licht. Eine Liebesgeschichte, so klein wie groß und in ihrer Einfachheit sympathisch-berührend.

1923. Sommerzeit. Dora Diamant (HENRIETTE CONFURIUS) und Franz Kafka (SABIN TAMBREA) lernen sich zufällig am Ostseestrand Graal-Müritz  kennen. Während der schwerkranke 40-jährige Kafka auch in dieser warmen Zeit im schwarzen Anzug mit Krawatte herumläuft, beobachtet er die lebensfrohe, aus Polen stammende 25-jährige Dora am Strand beim Tanzen. SIE steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden, ER schwebt immer etwas darüber. SIE umarmt den Indikativ, er verheddert sich im Konjunktiv. Als die Beiden einander kennenlernen, wird alle Verschiedenheit einerlei. Auch wenn Kafkas Gesundheitszustand sich mehr und mehr verschlechtert, werden sie ein Paar. Spüren intensiv „DIE HERRLICHKEIT DES LEBENS“.

Franz plant, Dora nach Berlin zu folgen. Trotz aller privaten, also familiären und gesundheitlichen Hindernisse: „Ich befinde mich auf der Schwelle zum Glück“, schreibt Franz an seinen Freund Max Brod.

Es passiert. Aber wenn wirklich, dann SO, also immens, tief-berührend, seelisch-ergreifend. Ich meine, wenn zwei Schauspieler die Leinwandszenerie dermaßen unaufdringlich-enorm, sagenhaft-empathisch, absolut nachvollziehbar …  beherrschen. Und zwar dermaßen fest, dass man KINO definitiv miterlebt. Um sozusagen selbst, über die tragische, romantische Handlung, wunderbar- unaufgeregt mit-eingemeindet zu sein. HENRIETTE CONFURIUS („Das Mädchen und die Spinne“) und SABIN TAMBREA („In einem Land, das es nicht mehr gibt“) sind zwei Charakter-starke wie sensible Persönlichkeiten, deren Beteiligungen/Bewegungen hier großartig überzeugen. Weil stimmend.

Ich mag diesen Film. Freue mich SEHR, dass es ihn gibt. Eine dringende Gefühls-Empfehlung ist gerne ausgesprochen! Geradezu: notwendig  (= 4 1/2 PÖNIs).

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