PÖNIs: (3/5)
„DER MANN AUS DEM EIS“ von Felix Randau (B + R; D 2016; K: Jakub Bejnarowicz; M: Beat Solèr; 96 Minuten; deutscher Kino-Start: 30.11.2017); die Entdeckung sorgte für viel Aufsehen und Schlagzeilen: 1991 fanden zwei deutsche Wanderer in den Südtiroler Ötztaler Alpen die tiefgefrorene, mumifizierte Leiche eines Mannes. Diese wurde mit dem Namen Ötzi versehen, von Wissenschaftlern „ausgewertet“ und ist heute im Archäologie-Museum in Bozen ausgestellt. Ötzi ist über 5000 Jahre alt, und eine Pfeilspitze in seiner Schulter lässt darauf schließen, dass er hinterrücks getötet wurde. Doch: warum?
Dieser Frage fantasiert der deutsche Drehbuch-Autor und Regisseur FELIX RANDAU, 1974 im ostfriesischen Emden geboren, nach. Felix Randau, diplomierter Filmemacher (Abschluss 2003 an der Deutschen Film-und Fernsehakademie Berlin mit dem Film „Northern Star“; danach entstand 2008 der Kinofilm „Die Anruferin“), zog für seinen Stoff den Schweizer Linguisten Chasper Pult zu Rate, der zum Ergebnis kam, dass damals, in der Jung-Steinzeit, sprachlich eine Frühform des Rätischen geherrscht haben könnte; eine Mixtur aus Rufen und Grunzen. Mit dieser Sprache tritt der Abenteuerfilm an. Auf eine Untertitelung des Films wurde aber verzichtet, da er – was stimmt – universell umgehend zu verstehen, zu begreifen ist.
„Olle“ Ötzi heißt Kelab, wird von JÜRGEN VOGEL, 49, rundum fellig und mit viel Rauschebart und erboster Mimik vorgeführt sowie mit sehr viel Inbrunst, bei vollem Körpereinsatz und menschelndem Bären-Charme interpretiert. Als er eines Tages von der Jagd zurückkommt, haben herumstreunende Banditen, unter denen André M. Hennicke auszumachen ist, die Bewohner der Siedlung getötet, darunter auch Kelabs Frau und Kind, ein Heiligtum der Sippe geklaut und die Hütten niedergebrannt. Rache lautet fortan Kelabs Verfolger-Motto.
Django in der Ur-Steinzeit. Ohne Maschinengewehr, dafür mit Pfeil und Bogen. Und Steinen als Waffe. Nicht verwunderlich also, dass irgendwann tatsächlich der ewige Django in Persona auftaucht: Franco Nero, 75, mit einem Cameo-Auftritt als Jäger-Oldie. Ansonsten beherrschen die gewaltige schneereiche Naturkulisse und die wuchtig-phänomenale Bewegung vom zottelig-eingemummelten Jürgen „Kelab“ Vogel die Western-Szenerie um Rache und Vergeltung. Mit sehr überzeugend arrangierten, ungewohnten Kampf-Szenen. Sowie auch musikalisch betörend bombastisch.
„Der Mann aus dem Eis“ bietet unterhaltsames Bewegungskino. „Urgestein“ Ötzi als und im historischen Mittelpunkt einer deutschen Westernfilm-Spannung, das funkt(ioniert)… (= 3 PÖNIs).