PÖNIs: (4/5)
Was ist hier los?: Der Film handelt von Motiven aus dem Leben vom kurz vor der Pleite befindlichen Videothekenbesitzers Michael, genannt Michi Hartung, der mehr zufällig als gewollt zum „gesamtdeutschen Helden „aufsteigt: Mit Kundenbindung. Als ihn zum 30. Jahrestag des Mauerfalls ein aufstrebender Journalist zum Drahtzieher der größten Massenflucht der DDR stilisiert, steht sein Leben plötzlich Kopf. Als Hochstapler wider Willen verstrickt sich „Micha“ in einem Gestrüpp aus Halbwahrheiten und handfesten Lügen. Und als das fragile Kartenhaus der Geschichte um ihn herum gehörig wackelt und einzustürzen droht, scheint sein Leben so richtig im Chaos zu auszuarten. Zufällig trifft er auf Paula (CHRISTIANE PAUL). Dass eine erfolgreiche, kluge und witzige Frau wie SIE sich für einen „legeren“, sprich einfachen Mann wie ihn interessieren könnte, hätte Micha nicht für möglich gehalten. Allerdings hat der eifrige Videothekenmanager gerade „privat“ viel zu tun mit den neuen „historischen Errungenschaften“ des gesellschaftlichen Polit-Daseins. Wo geschickt-lügen die gefühlvollen deutschen Dominosteine zusammen hält. Im Moment jedenfalls. Noch.
Als was für eine kitzlige deutsch-deutsche Komödie erweist sich dieser gescheite Streich von Film: Über Geschichte als Mythos, über die Tücken Deutscher Erinnerungskultur und überhaupt – das Leben ist ein Spiel des Erinnerns, Vergessens und Erfindens. In dem mittlerweile auch „Michi“ seinen Lauf hat. Die Show-hier bietet sich an als durchaus vergnügliches, dependantes (?) Lehrstück über die Hierarchie der Geschichtsschreibung. Mit reichlich Gedankenarbeit sozusagen. Über die Kraft des eigenwilligen Erzählens von „realen“ Geschichten.
Die Kundenbindung ist enorm. Wolfgang Becker, lieben Dank. Dafür und für so vieles gutes Kino-Anderes (= 4 PÖNIs).
