DER BUCHSPAZIERER

PÖNIs: (4/5)

Zur LITERATUR. Zum LITERATUR-KINO. Titel = „DER BUCHSPAZIERER“ von Ngo The Chau (K + R; D 2023; B: Andi Rogenhagen; nach dem gleichnamigen Roman von Carsten Sebastian Henn/2020; M: Marvin Miller; Sebastian Fillenberg; 98 Minuten; deutscher Kino-Start: 10.10.2024).   Gast-Kritiker RAIMUND MÜNCH mag dieses KINO:

Vergessen Sie alle Rollen, in denen Sie Christoph Maria Herbst bisher gesehen haben. Und vergessen Sie auch Christoph Maria Herbst, denn in der grandiosen Verfilmung des Bestseller-Romans von Carsten Henn spielt er nicht nur den titelgebenden „Buchspazierer“, sondern bekommt mit der 11-jährigen Yuna Bennett eine mehr als ebenbürtige Partnerin, der man sofort sämtliche verfügbaren Nachwuchspreise zu Füßen legen möchte. Als aufgefrischte „Heidi“-Variante namens Schascha geht sie dem Bücher-liebenden Eremiten Carl Kollhoff alias C.M. Herbst so lange auf den Senkel, bis dieser sie auf seinen Spaziergängen durch die historisch-moderne Fantasie-Stadt mitnimmt, um im Auftrag eines Buchladens seine liebevoll eingepackten Lektüreempfehlungen direkt an die Haustüren der Kunden auszuliefern.

Dabei begegnen wir herrlich skurrilem Personal zwischen schrullig und tragisch, leiden mit Schaschas Vater (Ronald Zehrfeld), der sein schweres Schicksal verdrängt und lachen über Maren „Pippi Langstrumpf“ Kroymann sowie unzählige feine Stimmungs-Details, die sich die Macher um Regisseur The Chau Ngo ausgedacht haben. Letzterer gibt hier sein Kinofilm-Regiedebüt und zeichnet gleichzeitig für die ebenfalls hervorragende Kameraarbeit verantwortlich. Denn hier geht‘s um was!

Wie nebenbei bekommt das Publikum eine gehörige Portion Lebens-Sinn und Freundschafts-Mut untergejubelt. Es darf und muss emotional werden, wenn diese Liebeserklärung an das Lesen und das gedruckte Buch samt altmodischer Haptik und Papiergeruch kräftig punktet. Bisweilen glaubt man kaum, dass es sich um eine deutsche Produktion handelt, erinnert sich an britische oder französische Settings und fühlt sich dank passendem Score und Akkordeon-Einsatz mitunter wie bei Yann Tiersens „Amélie“.

Es deutet vieles auf einen Turnaround beim Genre „Deutsche Komödie“, der Trend geht (scheinbar) endlich weg vom langweilig gleichen Hochglanz-Look mit schnieker IKEA-Einrichtung. Es gab diesbezüglich schon gute Beispiele und „Der Buchspazierer“ ist ein mächtiger Leuchtturm für den richtigen Weg. Darauf ein „Pinguin-Eis“! ( = 4 Gast-Pönis von Raimund Münch)

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