DAS SCHÖNSTE PAAR

„DAS SCHÖNSTE PAAR“ von Sven Taddicken (B + R; D/Fr 2017/2018; K: Daniela Knapp; M: Éric Neveux; 93 Minuten; deutscher Kino-Start: 02.05.2019); an diesem deutschen Problemfilm (mit den Franzosen als Co-Produzent) lässt sich festhalten, wie Länder-übergreifend solch ein Thema gehandhabt/abgewickelt wird. Im Amiland würde daraus ein Rache-Movie entstehen, mit handfesten „Argumenten“. Ohne Wenn und Aber. Spanien würde heute daraus einen geheimnisumwitterten Psycho-Thriller zaubern. Frankreich, könnte ich mir vorstellen, setzt atmosphärisch-kühl auf nuancierte Suspense, mit offenem Ende. Zum psychologischen Interpretations-Raten. WIR mischen vieles von dem und „benehmen“ uns dabei in der unentschlossenen Mixtur aus Moral und Unmoral.

Das Lehrer-Paar Malte (MAXIMILIAN BRÜCKNER/TV-Reihe „Tannbach“) und Liv (LUISE HEYER/neulich die depressive Hape Kerkeling-Mutter in „Der Junge muss an die frische Luft“). Während ihres Mittelmeerinsel-Urlaubs werden sie in ihrem Ferien-Domizil von drei jungen Burschen überfallen. Einer vergewaltigt Liv. Zwei Jahre danach. Malte boxt sich seine Wut am Sandsack aus dem Körper, sie beendet gerade ihre Therapie. Die Täter wurden offensichtlich nie gefunden. Gerade als halbwegs wieder Normalität in ihre traumatisierten Seelen einkehrt, entdeckt er zufällig einen der Täter im Imbiss. Fortan stellen sich die Fragen: Wie „damit“ umgehen? Der Polizei melden? Es Liv erzählen, oder nicht? Diesen Typen Sascha (LEONARD KUNZ) verprügeln? Also Selbstjustiz, oder was? Malte beschließt, dem jungen Burschen zu folgen. Kriegt heraus, dass er in einem Baumarkt arbeitet und mit einer Freundin (JASNA FRITZI BAUER) offensichtlich glücklich liiert ist. Als Malte endlich Liv erzählt, was beziehungsweise wen er ausspäht, kommt es auch zwischen ihnen zu erheblichen emotionalen, rationalen wie vor allem existenziellen Beziehungskomplikationen. Mit Aussichten, dass aus Opfern auch Täter werden. Können. Eine seelische Zerreißprobe.

Was machst du? Wenn dir das passiert wäre? Wie würdest du dich verhalten? Was würdest du tun? Was überhaupt ist = wäre „gerecht“? Mit viel Gedankenfutter setzt der Autoren-Regisseur Sven Taddicken (zuletzt: „Gleißendes Glück“) seine Geschichte und dessen Protagonisten in Bewegung. Kratzt mal am robusten Rache-Gelüst, um es danach in Frage zu stellen. Offenbart die Verzweiflungen, Qualen sämtlicher Beteiligten, bewegt sich dabei sowohl auf einem theoretischen Diskussionsparkour wie auch auf einem prügelnden-„praktischen“. Viele Fragen, aber auch viele Detail-Unebenheiten: „Das schönste Paar“ ist inkonsequent interessant (= 3 PÖNIs).

 

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