PÖNIs: (4/5)
„COUP“ von Sven O. Hill (B + K + R; D 2019; Animation: Xaver Böhm; 82 Minuten; deutscher Kino-Start: 26.8.2021);PFIFFIG. Titel = „COUP“. Von SVEN O. HILL. B + R; D 2019; 82 Minuten. Dass es SO WAS filmisch noch (oder wieder?) gibt? Wir befinden uns in den Achtzigern. Bei Hamburg. ER heißt Rüdi (DANIEL MICHEL), ist 22 und genießt ein Doppelleben. Tagsüber Banker, abends und später: Rocker. Mit Kumpels und Saufgelage. Irgendwie ist das alles eine bessere Art Unart. Rüdi, der lockere Freak mit Krawatte. Der „das Bankwesen“ ebenso mag, weil es gutes Gehaltsgeld garantiert, wie den täglichen Umgang mit relaxter Freizeit. Locker erzählt Rüdi davon. Freie Sprache sozusagen. Offener verbaler Umgang, lautet hier die Stimmung. Und weil dazu/darüber kein Bildmaterial von damals existiert, benutzt der pfiffige Autoren-Macher, also Sven O. Hill (= unbekannt bisher), neben Spielszenen auch Doku- sowie Animationsmaterial (von XAVER BÖHM). Für eine wahnwitzige Geschichte, die sich so zugetragen haben soll. Wer weiß das so wirklich?!? So genau. Und überhaupt. Jedenfalls – dem Rüdi stellt ein Freund eines Tages d i e entscheidende Lebensfrage: Hast du wirklich Bock, weiterhin blöd zu arbeiten? Eigentlich müsste Rüdi jetzt JA von sich geben. Schließlich hat er inzwischen die Freundin geheiratet, und inzwischen ist er auch Papa geworden. Von so ’nem kleinen süßen Männeken. Eine Familie ist entdeckt. Aber da ist noch was anderes – dieser taffe clevere Banker-Bubi kennt sich mittlerweile gewieft mit „Details“ aus. Banktechnisch betrachtet. Von wegen, ich kenne extrem gut die Sicherheitslücken. Also wächst die Idee und Laune. Mit Ausführungscharisma. Was wäre eigentlich, diese, Lücken, mal für sich zu benutzen? Sozusagen: Privaten Mehrwert zu besitzen? Gedacht, geplant, getan. LUXEMBURG – und eine pfiffige Bank-Lady – spielen dann auch eine Rolle. Und schließlich: AUSTRALIEN. Fliegt doch wie geschmiert. Wenn da nicht die Zuhause gebliebene Gattin diese unkonventionelle Lebensart ihres Gatten nicht unterstützen, also begleiten will. Was nutzen mir also die Millionen, wenn ich „damit“ mehr oder weniger alleine bin. Ich, solo, am reichen Arsch der Welt, Frau und Kind fernab. Im deutschen Norden. Eine Entscheidung ist notwendig.
Lustiges Bohei. Entscheidend – der Typ Bankangestellte führt mit den originalen Schnodder-Dialekt-Interviews durch den Film. Seine Tonart erweist sich als vortrefflich. Und trägt maßgeblich zur originellen, unterhaltsamen Struktur dieses unkonventionellen Spaßheimatfilms bei. Mit amüsant-lässigem Understatement. Und trocken-spleenigen Fragen wie: soll ich lieber SO „kurzweilig“ weiter=leben wie bisher oder setze ich meine Zukunft künftig lieber auf eine neue – abgesicherte – Realität? Woanders geht das doch auch? Höre ich öfters.
„Du machst jetzt mal ’ne Bank leer“: Der Film ist – süffisant-kess-ironisch. Vom Schmunzeln bis zum Lachen, alles erlaubt. Warum fallen mir gerade Klaus Lemke (München) und Aki Kaurismäki (Finnland) ein? Jedenfalls: Wohltuend lakonisch ist SVEN O. HILL mit „COUP“ auch (= 4 PÖNIs).