DER BUTLER

DER BUTLER“ von Lee Daniels (USA 2012; B: Danny Strong, inspiriert durch den Artikel „A Butler Well Served by This Election“ von Will Haygood in der „Washington Post“ am 7. November 2008; K: Andrew Dunn; M: Rodrigo Leao; 130 Minuten; Start D: 10.10.2013); ER zählt zu den unscheinbarsten, aber „wirkungsvollsten“ Filmproduzenten („“Monster’s Ball“ von Marc Forster / 2001, “Oscar“ für Halle Berry als erste afroamerikanische Schauspielerin), Filmschauspieler (2004 in „Agnes und seine Brüder“ von Oskar Roehler) und Regisseure (zuletzt „Precious – Das Leben ist kostbar“/2009, „Großer Preis der Jury“ beim Sundance-Festival; „Oscar“-Nominierungen) und, hierzulande gleich im Heimkino erschienen, „The Paperboy“, mit Nicole Kidman, Matthew McConaughey + John Cusack, mit dem der am 24. Dezember 1959 in Philadelphia geborene afroamerikanische Spielleiter im Vorjahr seine erste Einladung in den Wettbewerb des Festivals von Cannes erhielt. Angeregt wurde das jetzige Drama durch die Lebensgeschichte von EUGENE ALLENS (1919 – 2010), der von 1952 bis 1986 acht US-Präsidenten im Weißen Haus in Washington „bediente“. Sein Filmname lautet: Cecil Gaines.

„The American Dream“ ist oft ein Missverständnis, höflich gesprochen, vielfach ein Trauma, mehr ein übler Missgriff. Stichwort für unseren Film: Der viele Jahrzehnte währende offene Rassismus in den Vereinigten Staaten von Amerika. Durch den Schwarze Mitbürger beleidigt, gedemütigt, geschändet, umgebracht wurden. Dies in einem aktuellen Hollywoodfilm zornig anprangernd wie brillant unterhaltsam „mitgeteilt“ zu bekommen, ist ebenso bedeutsam wie faszinierend. Und seelentief- spannend. Cecil Gaines wächst in den 30er Jahren auf einer Baumwollplantage in Georgia auf. Muss als Kind miterleben, wie seine Mutter vom Plantagenbesitzer missbraucht und sein Vater erschossen wird. Sein junger Weg führt ihn glücklicher- wie zufälligerweise zu einem schwarzen Gönner, der ihm beibringt, ein guter „House Nigger“ zu werden. Und ihm später sogar eine Anstellung als Untercharge im Weißen Haus vermittelt. Ab 1957 arbeitet er im Zentrum der Obrigkeit. Dies der dramaturgische Mantel. Unter bzw. in dem sich sein Einzelschicksal zu einer übergeordneten Geschichte der USA und im Besonderen der Black Community ausbreitet. „Es beginnt wie ein dreckiges ‚Vom Winde verweht‘‘“ („epd-Film“), wo Schwarze immer noch wie Sklaven behandelt, „gehalten“, werden. Cecil hat schicksalhaftes Glück, kann sich in die Gemeinschaft integrieren, weil er sich immer damit abfindet, ein Mensch und Bürger zweiter amerikanischer Gesellschaftsklasse zu sein. Findet mit Gloria (OPRAH WINFREY) sein privates Eheglück, sie bekommen zwei Söhne. Während Charlie im Vietnamkrieg sterben wird, ist der ältere Louis (DAVID OYELOWO) der stete Unruhegeist. Der „aufmüpfige“ Schwarze, der in der „Black Panther“-Bewegung aktiv ist. Endlich „etwas bewegen“ möchte. Sich Martin Luther King wie Malcolm X anschließt. Oftmals in Schwierigkeiten gerät. Während sein Vater „damit“ überhaupt nicht einverstanden ist. Lee Daniels blickt, mit viel integriertem Wochenschau- und Dokumentationsmaterial, auf die Bürgerrechtsaktivitäten und erbitterten Schwarz-Weißen-Kämpfe jener Jahre und Jahrzehnte und lässt sogleich auch die „Obersten Führer“, die Präsidenten, süffisant wie darstellerisch prickelnd mit Star-Posen erscheinen: ROBIN WILLIAMS offenbart den gemütlichen Dwight D. Eisenhower (1953-1961); JAMES MARSDEN (Nebenrolle in „2 Guns“) verkörpert den attraktiven wie schwächlichen John F. Kennedy (1961-1963); LIEV SCHREIBER führt den „harten Hund“ Lyndon B. Johnson vor (1963-1969); JOHN CUSACK porträtiert den undurchsichtigen Quäker-Sohn Richard Nixon (1969-1974); ALAN RICKMAN und JANE FONDA mimen prächtig die reaktionären, „netten“ REAGANs (1981-1989), während die Präsidenten Gerald Ford (1974-1977) und Jimmy Carter (1977-1981) nicht „auftauchen“. Politik und Entertainment, lauten die Gesetze dieses Films, an dessen Ende ein erschöpfter Cecil Gaines erleben darf, wie mit Barack Obama der erste Schwarze als Präsident in das Weiße Haus einzieht.

Die Darsteller und DER Darsteller: Das Ensemble, allen voran die erstaunliche OPHRA WINFREY als in sich oft zerrissene Ehefrau Gloria Gaines, deren Mann im Weißen Haus „lebt“, das sie nicht betreten darf, „eine First Lady im Schatten“ („epd-film“), ist über alle erstaunliche Maßen ehrenwert. Ihrem darstellerischen Anführer dagegen winkt mit großer Sicherheit die erneute „Oscar“-Nominierung: Der 51jährige FOREST WHITAKER, unvergessen als legendärer Saxophonist Charlie Parker in Clint Eastwoods Porträt „BIRD“ (1988/Darsteller-Preis in Cannes) und ebenso sensationell als grandioser ugandischer Diktator-Drecksack Idi Amin in Kevin Macdonalds Spielfilmdebüt „Der letzte König von Schottland – In den Fängen der Macht“ (2007/“Oscar“ als „Bester Darsteller“) triumphiert hier erneut. Vital. Mit kleinster Bewegung, sparsamer Gestik, sensiblem körpersprachlichem Seelen-Ausdruck. Ein mimischer Gigant. Eine außergewöhnliche Performance!. (Mit seiner ständigen deutschen Wohlfühlstimme von Tobias Meister). Wirkungsvoll wie spannend. Mit einer phantastisch Vita. Was für ein charismatischer wie einzigartig präsenter Darsteller-Hüne!

Forest Whitaker – ein bärenstarker „Butler“ (= 4 ½ PÖNIs).

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