PÖNIs: (4,5/5)
„BORN TO BE BLUE“ von Robert Budreau (B; R + Co-Produzent; Kanada/GB 2014; K: Steve Cosens; M: Todor Kobakov, David Braid, Steve London; 97 Minuten; deutscher Kino-Start: 08.06.2017); Du hast Talent; Du erweist Dich als Genie; Du hast Erfolg; findest Zuspruch und Anerkennung; stößt mit Deinem Trompetenspiel auf totale Begeisterung; sie nennen Dich sogar den „James Dean des Jazz“; doch die Dämonen in Dir zerstören Dich und werfen Dich immer wieder zurück. Stichwort: Diese verdammten Scheiß-Drogen. Doch Du sagst: Ich mag sie. Weil ich nur mit ihnen glücklich bin. Glücklich sein kann. Du befindest Dich in einem teuflischen, zerstörerischen Kreislauf.
Sein bürgerlicher Name: Chesney Henry Baker Jr.; die Welt nimmt ihn als CHET BAKER (*23.12.1929 – †13.05.1988) auf. Als wir ihn kennenlernen (ETHAN HAWKE), ist er unten. Der volle Absturz. Der Mann, der als einer der besten Jazz-Trompeter der Welt gilt, befindet sich im Gefängnis-Dreck. Anno 1966 bekommt er weder sein Leben und schon gar nicht seine Drogensucht in den Griff. 12 Jahre ist es jetzt her, dass Chet Baker, der Erfinder des „West Coast Swing“, erstmals im legendären New Yorker Jazzclub „Birdland“ auftrat. Und einen grandiosen Auftritt hinlegte, gleichwohl ihn – wegen seinem „weißen Jazz“ – der anwesende Miles Davis geringschätzig abkanzelte. Chet Baker, ein Dauer-Leben zwischen Welterfolg und Selbstzweifel. Anfällig für jede Art von „Verführung“. Als er die Schauspielerin Jane (CARMEN EJOGO) kennen- und liebenlernt, scheint dies eine Chance zu sein, mit seinem Körper doch noch ins Reine zu kommen. Doch als ihm eines Abends Dealer auflauern und ihn „wegen offener Rechnungen“ brutal zusammenschlagen, scheint es endgültig aus zu sein mit ihm und vor allem: mit seiner genialen Musik-Interpretation.
Großartige Biopics aus dem Bereich Musik, speziell Jazz, gibt es einige, siehe die herausragende Charlie Parker-Interpretation von Jazz-Fan Clint Eastwood aus dem Jahr 1988: „Bird“ (s. Kino-KRITIK), mit einem faszinierenden Forest Whitaker in der Hauptrolle; siehe, neulich erst, das Meisterstück „Miles Ahead“ von und mit Don Cheadle (s. Heimkino-KRITIK) oder auch der musikalische „Western“ „Whiplash“ des späteren „La La Land“-Regisseurs Damien Chazelle (s. Kino-KRITIK). Allesamt bewegende, stimmungsvolle Volltreffer. Wie jetzt auch „Born To Be Blue“ des kanadischen Autoren-Regisseurs ROBERT BUDREAU (Langfilm-Debüt 2006 mit „That Beautiful Somewhere“), der in Hollywood-Ass ETHAN HAWKE („The Purge – Die Säuberung“; zuletzt, bei uns gleich im Heimkino herausgekommen, im Western: „In A Valley Of Violence“, bevor er als einer der neuen faden „Glorreichen Sieben“ mitmischte) einen adäquaten, also permanent wütenden, verunsicherten, zwiegespaltenen „Chet Baker“ mimen lässt. Wahnsinnig beeindruckend, wie er in dessen kaputte Seele, dessen geschundenen Körper und vor allem in diese begeisternde, einzigartige Chet Baker-Musikalität wahrhaft hineinkriecht. Eine überragende Performance des (zur Drehzeit) 43-jährigen Schauspielers.
Der Film „Born To Be Blue“ lebt in einer Mischung aus Fiktion und realen Fakten, aus brillantem atmosphärischem Stil und unter die Haut gehenden Emotionen als Liebeserklärung an den besten Jazz und einen seiner Giganten-Interpreten.
Fans und solche, die ein Erlebnis suchen: Hier-rein mit euch! (= 4 1/2 PÖNIs).