BLACK DOG – WEGGEFÄHRTEN

PÖNIs: (4,5/5)

DER MENSCH UND sein HUND. Titel = „BLACK DOG – WEGGEFÄHRTEN“ von GOU ZHEN (Co-B + R; China 2023; Co-B: Ge Rui; Wu Bing; K: Weizhe Gao; M: Breton Vivian; Schluss-Song: „Hey You“ von Pink Floyd;  110 Minuten; deutscher Kino-Start: 12.12.2024);  „Black Dog“ wurde für die Vorführung in der Sektion ‚Un Certain Regard‘ bei den 77. Filmfestspielen von Cannes ausgewählt, wo er am 18. Mai 2024 seine Weltpremiere hatte und am 15. Juni in Festlandchina und am 25. Juli in Singapur offiziell in die Kinos kam. 

Ein Western-Poem. Eine ganz und gar außergewöhnliche Begegnung. Und dann Freundschaft. In einer unartigen Region.

Es ist die Geschichte eines einfachen Menschen. Der ehemalige Rockstar und schnellste Motorradrennfahrer Lang (EDDIE PENG) hat einen langen Gefängnisaufenthalt hinter sich. Kehrt in seine Heimatstadt zurück, im Norden Chinas, nahe der Wüste Gobi. Wir befinden uns im Jahr 2008, es ist kurz vor Beginn der Olympischen Spiele von Peking. Nichts ist mehr so wie es einst war. Die Stadt befindet sich im Wandel. Gebäude stehen leer und zerfallen, Abriss = Neubau-Atmo atmet umher, während streunende hungrige Hunde durch kaputte Straßen ziehen. Eine „Unordnung“ dominiert. Hat sich breit gemacht. Wenige Woche vor dem mächtigen, gigantischen Großereignis, den Olympischen Spielen, beschließen die Behörden, gegen die wachsende Zahl der herrenlosen Tiere vorzugehen. Heißt – Hunde sind freigegeben für die Vernichtung. Tötung. Insbesondere wird nach einem schwer fassbaren „Schwarzen Hund“ gesucht, vor dem Bewohner angeblich Angst haben. Sollen. Lang, der nach Orientierung sucht, wird – wenig erfreut – Teil des Teams von Hundefängern. Vermag „Kontakt“ zu dem „ungewöhnlichen Hund“, dem schwarzen Windhund, aufzunehmen. Entwickelt unerwartet eine tiefe Bindung zu dem Tier, das ebenso einsam und verloren scheint wie er selbst. Gemeinsam begeben sie sich auf eine Reise, die nicht nur Langs Beziehung zu dem Hund, sondern auch sein eigenes Leben für immer verändern wird. Was für eine unglaubliche Freundschaft entwickelt sich.

Ein ungewöhnlicher, ein nachhaltiger, ein besonderer „Unterhaltungsfilm“ mit doppelbödigen Politikmotiven. Im aufgewühlten China. Wo sich der meistens stumme Lang bemüht, sein Dasein irgendwie lautlos einzurichten. Gegner treten auf. Und an. Eine Westernstimmung reizt. Wenn einheimische „Sheriffs“ mit ihren Helfershelfern die Luft verpesten. Mit staatlicher „Verordnung“ zum „verordneten“ Leben.

Während der Filmemacher hierzulande wenig bekannt ist, gilt er Zuhause als cineastisches Trumpf-As. GUAN HU, geboren 1967 in Beijing, ist ein renommierter chinesischer Filmregisseur und Drehbuchautor. Als Absolvent der Beijing-Film-Academy ist er bekannt für seine Beiträge zum „Sechsten Generation“-Kino Chinas, das durch einen realistischen, oft düsteren Blick auf das moderne China Geprägt ist. Zu seinen bekanntesten Filmen zählen „The Cow“ (2009), „Mr. Six (2015) und der epische Kriegsfilm „The Eight Hundred“ (2020) die internationale Anerkennung fanden. GUAN HU gilt als einer der einflussreichsten Regisseure des zeitgenössischen chinesischen Kinos.

UND: Die Schlusspointe von „BLACK DOG“ berührt ungemein: Die ganze Stadt reist in die Wüste, um die Sonnenfinsternis zu sehen, während die Tiere aus dem Zoo befreit werden und durch die Straßen der leeren Stadt ziehen. In der Nacht der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele verlässt Lang endgültig die Stadt und reitet mit dem Hund in die Wüste.

Mit diesem seinem melancholischen, couragierten, aggressiven Autoren-Film ist GUAN HU – einmal mehr  – beim „westlichen Kino“ großartig angekommen (= 4 1/2 PÖNIs).

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