PÖNIs: (1/5)
„AXOLOTL OVERKILL“ von Helene Hegemann (B + R; nach ihrem Roman „Axolotl Roadkill“/2010; D 2016; K: Manuel Dacosse; M: nicht genannt; 93 Minuten; 29.06.2017); der titelgebende AXOLOTL ist ein in Mexiko beheimateter Schwanzlurch, der bis zur Geschlechtsreife seine Gestalt nicht wesentlich verändert und sozusagen nicht erwachsen wird.
Die 16-jährige Mifti (JASNA FRITZI BAUER/geboren am 20.02.1989 in Wiesbaden) ist – parabelhaft – solch ein menschlicher Lurch; zwar geschlechtsreif, aber alles andere als erwachsen.
„Axolotl Roadkill“ hieß der 2010 veröffentlichte Debüt-Roman der damals 18-jährigen Helene Hegemann. Anfangs als literarische Saison-Sensation hofiert, dann heftig kritisiert, weil Plagiatsvorwürfe laut wurden. Kontroverse Diskussionen folgten, weil „trotzdem“ das Buch für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert wurde. Der („Ullstein“-)Verlag erwarb schließlich die zahlreichen Abdruck-Rechte der zunächst nicht genannten, aber verwandten Quellen, so dass schließlich in der vierten Roman-Auflage die benutzten Zitate aus Texten von u.a. David Foster Wallace, Rainald Goetz, Airen, Valérie Valère detailliert aufgeführt wurden.
Helene Hegemann begann mit 13 zu schreiben. Erlangte erste Aufmerksamkeit mit ihrem Online-Blog. Am 6. Dezember 2007 wurde ihr Bühnenstück „Ariel 15“ im Berliner „Ballhaus Ost“ uraufgeführt. Das von der Autorin als „Kunstmärchen“ bezeichnete Stück wurde 2008 vom „Deutschlandradio“ als Hörspiel umgesetzt. Im selben Jahr subventionierte die Bundeskulturstiftung die Realisierung eines Drehbuchs, das sie im Alter von 14 Jahren geschrieben hatte, für den 42-minütigen Kurz-Film „Torpedo“; ein Jugend-Drama, bei dem sie auch Regie führte und das bei den „Hofer Filmtagen“ 2008 uraufgeführt wurde, danach mit dem „Max Ophüls-Preis“ bedacht wurde und im Sommer 2009 in den hiesigen Kinos lief. 2013 erschien ihr zweiter Roman „Jage zwei Tiger“.
Warum ich so ausführlich über diese vielseitige Autorin schreibe: Respekt! Wer in jungen Jahren bereits solch ein spannendes Oeuvre vorweisen kann, verdient alle (Be-)Achtung! Die jetzt schmilzt, weil ihr ihre eigene Roman-Film-Adaption leider völlig misslungen ist. „Axolotl Overkill“, der Film, ist verhunzt; befindet sich im ständigen Schwebezustand von Beliebigkeit und Nichts. Ist grottenlangweilig und in seiner bescheuerten Bilder-Wackel-Kamera-Arie entsetzlich egal. Was, besser wen finden wir vor: Die 16-jährige Halbwaise Mifti – JASNA FRITZI BAUER („Für Elise“; „Barbara“/2012) mit immenser Anstrengung -, die haltlos in Berlin herumtigert. Die die Schule schwänzt; als Tochter eines diffusen wie reichen väterlichen „Kulturschaffenden“ (BERNHARD SCHÜTZ) mit – verständlichem – Familien-Ekel ausgestattet ist; mit ihren älteren Halbgeschwistern Annika (LAURA TONKE) und Edmond (JULIUS FELDMEIER) in einer WG haust; Gefühle und Verantwortung einzig für ihren geliebten Axolotl übernimmt; ansonsten mit Drogen hantiert und jeden Erwachsenen, „der ihr doof kommt“, deftig abwatscht. Geschreie, Getobe, Herumgehampele, Drogenkonsum in Techno-Clubs, ab und zu ein paar Fick-Gigs: Mifti und die totale Gleichgültigkeit. Und dann taucht auch schon mal ein Pinguin auf. Nachdem vorher schon mal ein Lama durchs Bild getrieben wurde. Sinn? Spaß? Reiz? Anmache? Spaß? Lust? Irgendwie eine (Be-)Deutung? Irgendwas von Entdeckung, gar Unterhaltung? Nichts, rein gar nichts.
Es ist völlig wurscht, was hier geschieht, denn „passieren“ tut hier nix. Ob die Kamera mal nach links schwenkt oder auf was auch die Blicke sonstwo hinschauen, es ist alles nur pseudo-surreales Getue, völlig dauer-verworren, blöd-sinnig, lächerlich. Absolut uninteressant. Wer, was, wo, wie, weshalb veranstaltet ist etwa so interessant wie das Betrachten des wütenden, weil andauernd in Bewegung gehaltenen Leuchtkugelschreibers in der eigenen Hand während der Vorführung. Geh‘ mir weg mit solch einer nicht identifizierbaren, wirre-kirre absaufenden, völlig reizlosen deutschen Anti-Spannungs-Stümperei. Trendy? Mitnichten: viel-mehr elendig-schrecklich-banal (= 1 PÖNI; für die sich abackernde Jasna Fritzi Bauer).