PÖNIs: (4/5)
„ARTHUR & CLAIRE“ von Miguel Alexandre (Co-B + R; D/Ö/NL 2016/2017; Co-B: Josef Hader; nach dem gleichn. Bühnenstück von Stefan Vögel; K: Katharina Diessner; M: Dave Alex; 98 Minuten; deutscher Kino-Start: 08.03.2018); „Sterben ist das Letzte, was man im Leben macht, und ich will es gut machen“. Arthur, Anfang 50, Österreicher (JOSEF HADER), fliegt von Wien nach Amsterdam. Dort will er „zuverlässig“ von seinem Freund, dem Arzt, Dr. Sebastian Hofer (RAINER BOCK), in einer Klinik Sterbehilfe in Anspruch nehmen. Arthur ist an Lungenkrebs erkrankt, verweigert sich dem Siechtum. Alles hat er pedantisch vorbereitet. Die letzte Nacht verbringt Arthur im Hotel. Verfasst dort gerade einen Abschiedsbrief an seinen Sohn, als er von nebenan laute Musik vernimmt. Claire (HANNAH HOEKSTRA) durchkreuzt von jetzt auf gleich seinen Plan, der eigentlich Interaktionen mit der realen Welt nicht mehr vorsieht. Die schwarze Ironie dabei: Claire will sich offensichtlich mit Tabletten umbringen. „Marschieren Sie immer in fremde Zimmer?“, wird er empfangen. „Machen die Deutschen das immer noch so?“ – „Ich bin Österreicher“. „Noch schlimmer“.
Das Schicksal. Und seine komischen Geschicke. Einfälle. Verblüffungen. Wendungen. Von wegen: das mit dem Sterben-Wollen. Arthur & Claire bilden, zunächst widerwillig, dann mehr und mehr neugierig-akzeptierend, eine Schicksalsgemeinschaft. Machen sich auf in die Nacht von Amsterdam. Schließlich: Endzeitstimmung kann so einzigartig-launig sein. Voller menschlicher Wärme. Mit viel tiefer Humor-Liebe. Sozusagen: Positiver Pessimismus.
Die großartigen Schauspieler. Mit bzw. in diesen urigen Figuren. Und das vorzügliche Drehbuch. Sowie diese völlig unaufgeregte Regie. Man passt zusammen. Ein kleiner „empfindlicher“ Film wird ganz groß-klein. In der Mixtur aus dem famosen Grantler-Hader-Satiriker mit seinem Schutzpanzer-Gemüt und dem ebenso schwarz-humorig-„gleichrangigen“ niederländischen Berlinale-Shooting-Star von 2017, der fabelhaften HANNAH HOEKSTRA. Das Drehbuch lässt ihnen einen köstlichen wie sensiblen Spiel- und Sprachraum, den sie wunderbar-pointiert zu füllen verstehen. Viele Sätze lassen lächeln: „Beim Entspannen habe ich Versagensängste“. „Wenn dich ein Baum erschlägt, ist es auch rein pflanzlich“. Und in Sachen männlichem Egoismus: „Richtige Männer lassen sich nicht umbringen, sie schießen sich in den Kopf“.
Und was überhaupt ist das schwierigste Wort auf Holländisch? Klar doch: Schipbeschuit. Schiefszwieback. Ein Wort, das natürlich niemand braucht. Zum Verwenden ungeeignet ist.
„ARTHUR & CLAIRE“ – oder: Was für eine köstliche Arthouse-Kino-Perle ist zu bestaunen, zu genießen (= 4 PÖNIs).