Meine heutige (späte) DVD-Empfehlung gilt einem Prima-RADAU-Movie. Das hierzulande bislang unbekannt geblieben ist, weil es vorher weder im Kino noch etwa im Fernsehen zu sehen war, sondern jetzt seine „echte“ deutsche „Uraufführung“ bei uns „per Scheibe“ erlebt. Dabei handelt es sich um den 2006 in Co-Produktion Frankreich/USA hergestellten Thriller
„A CRIME – Späte Rache“ von Manuel Pradal (Fr/USA 2006; 103 Minuten; DVD-Veröffentlichung: 12.02.2009.
Von DEM haben wir 2004 erstmals gehört, da kam – ebenfalls auf DVD und auch als Deutschland-Premiere – sein zwei Jahre davor entstandener Psycho-Krimi „Ginostra“ heraus, mit Harvey Keitel und Andie MacDowell in den Hauptrollen. Und der am 13. Mai diesen Jahres 70 Jahre alt werdende HARVEY KEITEL steht auch hier im Blickpunkt des ebenso reißerischen wie psychologischen Spannungsgeschehens. Gemeinsam mit dem französischen Erotik-Star EMMANUELLE BÉART („8 Frauen“; „Mission: Impossible“). Die spielt hier eine junge New Yorkerin mit Namen Alice.
Alice hat sich in den Wohnungs-Nachbarn Vincent (Norman Reedus) verguckt. Doch DER will – zunächst – nichts von ihr wissen. Freundschaft ja, MEHR aber nicht. Denn Vincent ist traumatisiert. Einst lebte er mit seiner Frau jenseits der großen Stadt in einem abgelegenen Haus. Als er eines Abends nach Hause kommt, findet er seine Frau ermordet vor. Der Schock sitzt tief. Ein Taxifahrer mit roter Jacke und dickem Siegelring ist der Täter. Glaubt Vincent. Jedenfalls hat er „solch einen Typen“ im Taxi kurz vor seinem Haus vorbeifahren gesehen. Die Polizei allerdings kann den Taxifahrer nicht finden, und Vincent findet noch Jahre später keine klaren Gedanken. Die Jagd nach dem Täter wird zur fixen Idee, zum „schwarzen Loch“, zur dauerhaften Rache-Manie. Jede Aussicht auf ein normales Leben bzw. auf eine neue Beziehung ist bei ihm nahezu unmöglich. Dies will die verführerische Alice nun ändern. Denn sie ist überzeugt, Vincent glücklich machen zu können. Also „besorgt“ sie ihm den „entsprechenden Taxifahrer“, sprich, den vermeintlichen Killer: Den nichts ahnenden Taxifahrer-Zyniker Roger, der alles glaubt, im Griff zu haben, was mit seinem (Gefühls-)Leben und überhaupt zu tun hat. Den eigentlich nichts mehr überraschen/umwerfen kann, denn er entpuppt sich als ein mit allen Wassern gewaschener „typischer“ Großstadt-Haudegen. Ausgerechnet DER soll nun aber „Opfer“ sein. Damit die Verbindung zwischen Alice und Vincent endlich „starten“ kann. Doch der raffiniert ausgeklügelte Alioe-Plan hat so seine „Macken“, zeigt „Schwächen“ und birgt viel mehr (auch emotionale) Überraschungen als ihr lieb ist. Während Vincent lange Zeit nur „Bahnhof“ versteht und die gebotene Rache-Chance gerne „nutzen“ möchte. Ein verzwicktes wie mörderisches Katz-und-Maus-Spiel beginnt, bei dem sich die Positionen um Gewinner und Verlierer nie GANZ-RICHTIG festlegen lassen.
Es gibt Stars, die adeln JEDEN Film. Auch imposanten B-Movie-„Krawall“. Solch ein Hollywood-Star ist HARVEY KEITEL (mit seiner brillanten deutschen „Robert de Niro“-Stimme CHRISTIAN BRÜCKNER). Der zu den GANZ GROßEN der Branche zählt und unvergessene Klasse-Auftritte in Filmen wie „Hexenkessel“ und „Taxi Driver“ (von Martin Scorsese), „Die Duellisten“ (dem phantastischen Debütfilm von Ridley Scott/1976), „Reservoir Dogs“ (dem sensationellen Debütfilm von Quentin Tarantino/1991), in „Smoke“ oder „Thelma und Louise“ oder „Cop Land“ hatte. Hier mimt er den abgehalfterten wie alt-coolen Macho-Taxifahrer Roger, der sich noch einmal auf den emotionalen Taumel der Gefühle einläßt und dabei schäbig ausgenutzt wird. Der böse auf die Schnauze fällt, aber keineswegs resigniert, sondern sofort wieder aufsteht „und weitermacht“, weitermachen will. Ein Protz von Nachtschattengewächs und Alphatier. Nicht minder „auffällig“ kommt Emmanuelle Béart als Femme Fatale, als reizvoller Lockvogel daher; als attraktiver Todesengel, der – wenn es denn sein muß – auch über Leichen geht/gehen will. Ein „feines Paar“. Das hier die Spannungswürze bei diesem wüsten Psycho-Thriller bildet. Der ein ums andere Mal mit verblüffenden Wendungen und prickelnden „gedanklichen Geräuschen“ aufwartet. „A Crime“ ist ein exzellentes Blues-Match der Seelen, in einer melancholischen Suspense-Gosse, eingebettet in eine Art „schmutziger Geruchsatmosphäre“: Man ortet förmlich Schweiß, Schmutz und Sex. Früher hätte sich bei uns das schräge NACHT-KINO gerne „um so was“ gekümmert, heutzutage ist es die DVD, die dergleichen unterhaltsame Noir-Performance anbietet.
Anbieter: „Planet Media“.