„A QUIET PLACE“ von John Krasinski (R + B; USA 2017; Co-B: Bryan Woods & Scott Beck; K: Charlotte Bruus Christensen; M: Marco Beltrami; FSK 16; ca. 90 Minuten; deutscher Kino-Start: 12.04.2018).
Gastkritik von Caroline „Carrie“ Steinkrug
Filme wie A QUIET PLACE (= EIN STILLER ORT) entstehen meist aus einer unbändigen Leidenschaft heraus. Einem Herzblut, das man hier wohl den Drehbuchautoren zuschreiben sollte. Nicht zuletzt, weil sie bereits seit ihrer Kindheit an dieser Idee arbeiten. Worum geht es?
Eine apokalyptische Stille liegt über dem Land. Eine erzwungene Ruhe, die das Überleben einer ganzen Familie sichert – bestehend aus Vater Lee (JOHN KRASINSKI), Mutter Evelyn (EMILY BLUNT) sowie deren Kindern Marcus (NOAH JUPE), Regan (MILLICENT SIMMONDS) und Beau (CADE WOODWARD). Denn gefährliche „Raubtiere“ aus dem All haben die Erde bevölkert und ihr einziger Orientierungssinn bei der Jagd, ist ihr messerscharfes Gehör. Das bedeutet: Schon der kleinste Laut zieht ein sofortiges Ableben nach sich. Die Welt wie wir sie kennen, hat sich also stark verändert. Alle Töne, Sprachen, Musikstücke oder Geräusche sind verschwunden. Ein herausstehender Nagel auf der Treppe oder die Geburt eines Kindes werden so zu lebensbedrohlichen Situationen. Lärmendes Spielzeug bringt den Tod.
Von solch verzwickten Szenen erzählt und lebt A QUIET PLACE. Selten war ein Kinosaal so ruhig, selten ein Popcorn-Rascheln so störend. Ein plötzlicher Lärm über die Lautsprecher löst augenblicklich eines aus: Anspannung und Angst. Diese Form des Horrors, die mehr auf zerreißende Atmosphäre setzt, als auf bloßes Abschlachten, bedeutet pures Adrenalin auf Zuschauerseite. Sie schafft Intimität. Man hält sich automatisch die Hand vor den Mund, wenn die Figuren in der Ecke sitzen und zittern; man betet, dass das Radio nicht aus Versehen angeht und leidet mit, wenn Evelyn ohne zu schreien ihre Wehen erträgt. Umso befreiender ist es, wenn dann doch mal Lieder über die Kopfhörer eines MP3-Players oder Stimmen, geschützt vom lauten Rauschen eines Wasserfalls, zu hören sind. Alles greift ineinander: die Schauspieler, die viel auf ihre Mimik geben müssen; die Umwelt, die ihre eigene tonale Welt besitzt; die Geschichte, die in keiner Minute abflacht und die Bilder, die hier mehr als sonst durch „Stillleben“ die Bedrohung visualisieren. Das Ziel: Das Publikum in das schreckliche Geschehen spürbar miteinzubeziehen. Absolut gelungen! Großartig emotional!
Dem allen voran steht ein junges Mädchen. Im wahren Leben auch gehörlos, führt MILLICENT SIMMONDS als renitenter Teenager beeindruckend das Ensemble an. In einem Film, der als Originalsprache nicht nur Englisch, sondern auch die US-amerikanische Gebärdensprache angibt. Selten und mutig. Faszinierend und bedrohlich. Kurz: A QUIET PLACE ist ein fantastischer Horror mit Ideenreichtum; ist fordernd und erlebbar. Und nicht zuletzt kitzelt er fürchterlich an unseren eigenen Ohren! (= 4 „Carrie“-PÖNIs; …als eine unbedingte Guck- oder wohl doch eher Hörempfehlung).