PÖNIs: (4/5)
DAS SCHLIMME WORT. NEUROFIBROMATOSE. Titel = „A DIFFERENT MAN“ von Aaron Schimberg (B + R; USA 2023; K: Wyatt Garfield; M: Umberto Smerilli; 112 Minuten; deutscher Kino-Start: 05.12.2024). Wir kennen DAS. Wenn es überall herausschreit – Schön-Sein ist angesagt. Du musst Dich schmücken. Du musst die Augen-Bedürfnisse der Umgebung, der Anderen, erfüllen. Also von Denen, die dich permanent Ansehen. Schließlich ist die Menschheit gepolt, für „ordentliche Außenordnung“ zu sorgen. Zu achten. Perfektion ist der Schlüssel zu einem Leben, das Chancen abseits der Norm ausschließt.
Der Autoren-Regisseur Aaron Schimberg, der mit seinen beiden bisherigen Filmen „Go Down Death“ (2013) und „Chained for Life“ (2018) zwar bei der Filmkritik „ankam“, aber nicht beim Publikum Kino-punkten konnte, erzählt in bzw. mit „A Different Man“ eine außergewöhnliche Geschichte, in der die Gegensätze aus überzeugter Selbst- und missverstandener Fremdwahrnehmung eine zerstörerische Dynamik entwickeln. Der ambitionierte, aber erfolglose Schauspieler Edward (SEBASTIAN STAN) leidet an Neurofibromatose, einer starken Gesichtsdeformation. Als ihm die Gelegenheit geboten wird, unterzieht er sich einem radikalen medizinischen Eingriff, um sein Aussehen drastisch zu verändern. Doch das Leben mit seinem neuen Traumgesicht verwandelt sich schnell in einen Alptraum, als ihm die Rolle seines Lebens, für die er geboren wurde, entgeht. Davon besessen, das Verlorene zurückzugewinnen, verliert sich Edward in den tiefen Abgründen seiner eigenen Psyche.
Im Rahmen des Sundance Film Festivals Ende Januar 2024 hatte der Film seine Uraufführung und lief danach im Wettbewerb der 74. Berlinale. Humorvoll und verstörend zugleich legt das packende Drama den Finger auf die schmerzende Frage einer ganzen Generation: Sind wir d i e Person, die wir wirklich sein sollen? SEBASTIAN STAN übernahm den Hauptpart des ambivalenten Akteurs Edward und wurde dafür von der Berlinale-Jury für seine Leistung mit dem „Silbernen Bären“ als „Bester Hauptdarsteller“ ausgezeichnet. Der Film ist „ein von Body-Horror über ein Alltagsdrama bis zu Satire und Slapstick durch unterschiedlichste Genres wandelndes Werk. Er findet einen spielerischen Umgang mit Fragen nach Identität, Selbstoptimierung und Authentizität, die nicht beantwortet, sondern geschickt verkompliziert werden“ („Filmdienst“). Der Film erhielt Lob seitens der Fachkritik, und Aaron Schimberg wurde vom Branchenblatt Variety unter ihren „10 Directors to Watch“ des Jahres 2024 gelistet (= 4 PÖNIs).