„90 MINUTEN – BEI ABPFIFF FRIEDEN“ von Eyal Halfon (Co-B + R; D/Israel 2015; Co-B: Itay Meirson; K: Daniel Kedem; M: Ran Shem-Tov; 85 Minuten; Start D: 30.06.2016); der Konflikt dauert schon eine gefühlte Ewigkeit und drei Tage; es gab unendlich viel Blutvergießen und entsetzliches Leid; zig-Friedenspläne wurde in Angriff genommen und scheiterten. Eine Feindschaft für immer. So zeigt sich der Nahost-Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern. Beziehungsweise umgekehrt. Der Mensch mit seinen geistigen Veranlagungen und humanen Möglichkeiten sollte eigentlich in der Lage sein, auch dieses Problem endlich einmal lösen zu können. Doch weit gefehlt. Der Hass, der Krieg geht unvermittelt und über die Generationen weiter. Doch ein klitzekleiner Hoffnungsschimmer ist zu vermelden: Nach Jahrzehnten der Auseinandersetzungen & Verhandlungen & Auseinandersetzungen & Verhandlungen sind beide Seiten offensichtlich müde geworden. Und auch die internationale Gemeinschaft hat, schlicht gesagt, längst „die Kriegs-Faxen“ an dieser „Dauerbaustelle der Welt“ dicke. Eine vermeintlich brillante Idee entsteht: Ein Fußballspiel zwischen den verfeindeten Nationen. Mit hohem Einsatz: Der Verlierer muss das gelobte Wüsten-Land verlassen. Der Sieger bekommt alles. Von Jaffa bis Jerusalem, von Galiläa bis Eilat. Wohin sich der Verlierer eigentlich dann hinbegeben soll, wird schlichtweg und zunächst mal ausgespart. Nun dann, die Vorbereitungen können beginnen. Große Aktivitäten auf beiden Seiten. Ein Kamera-Team begleitet die zahlreichen Initiativen für einen Dokumentarfilm. Denn dieses historische Ereignis muss unbedingt filmisch festgehalten werden; da sind sich alle (ausnahmsweise mal) einig. Also beobachten wir mit, wie beide Seiten erst einmal listig bemüht sind, um für die vielen Anfangsprobleme akzeptable = „vorteilhafte“ Antworten bzw. Positionen zu finden. Die so genannten Rahmenbedingungen: Nach dem Spielort, zum Beispiel. Einen neutralen Spiel-Leiter zu suchen. Müssen die Spieler für Israel und Palästina in ihren Ländern leben oder reicht die Abstammung? Darf der Israel-Star, der für Mönchengladbach in der Bundesliga spielt, überhaupt Israel „vertreten“? Derart Reizpunkte gibt es viele. Um diese diplomatisch zu klären, schicken die Regierungen ihre Fußballverbands-Chefs in die „munteren“ Besprechungen. Natürlich sind sowohl der israelische wie auch der palästinensische Chef Patrioten, die mit allen Mitteln ihre Länder-Position „stärken“ wollen. Schlitzohrig, mit allen politischen Wassern gewaschen und mit einem beachtlichen Repertoire an schmutzigen Tricks machen sich zwei ausgefuchste Fußball-Landes-Fürsten ans international vielbeobachtete Plan-Werk. Moderiert vom Fußballweltverband IFA. Eine irrwitzige Polit-Satire. Ein Dauer-Polit-Konflikt in der möglichen Lösungsschleife. Mit den bekannten hitzigen Debatten, vielen schäbigen Fouls, gegenseitigen Schuldzuweisungen. Wie im wahren Leben werden „Scharmützel“ genutzt, um die Gegenseite zu provozieren. Zu schwächen. In Verruf zu bringen. Die Absurditäten des realen Alltags werden auf bitter-komische Spitzen getrieben. Etwa wenn Herr Müller (DETLEV BUCK), ein ehemaliger Torwart und jetzt als deutscher Trainer der israelischen Mannschaft vorgesehen, politisches Muffensausen bekommt. Währenddessen duellieren sich der Israeli, Herr Chairman (MOSHE IVGY), und sein palästinensischer Kontrahent, Ziad Baguti (NORMAN ISSA), süffisant mit vielen Grätschen und gelbwürdigen Sabotagen. Verbal wie handfest. Und helfen sich dabei auch schon mal gegenseitig mit Magensäure-Pillen aus. Die Leader sind großartig: Sowohl MOSHE IVGY (bekannt aus „München“ von Steven Spielberg) wie auch NORMAN ISSA („Die Syrische Braut“) brillieren als verschworene Schelme, die schwer mit der Last dieser politischen „Weltbühne“ zu tun haben. Sich dabei geradezu tragikomisch-pointiert aufreiben. Ein toller Kopf-Film, mit dabei sehr viel amüsant-sarkastisch-klugem Bauch-Gefühl. „90 MINUTEN – BEI ABPFIFF FRIEDEN“ ist ein höchst unterhaltsam-cleverer Mockumentary-Streich; eine Spitzen-Kino-Alternative zum derzeitigen Rasen-EM-Kino in Frankreich (= 4 PÖNIs). |
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