„WIR SIND DIE NACHT“ von Dennis Gansel (Co-B+R; D 2009/2010; Co-B: Jan Berger; K: Torsten Breuer; M: Heiko Maile; 100 Minuten; Start D: 28.10.2010); der 37jährige Hannoveraner hat an der Münchner Filmhochschule (von 1994 bis 2000) studiert und mit Filmen wie „Das Phantom“ (1999), „Napola – Elite für den Führer“ (2004) und vor allem „Die Welle“ (2008/mit Jürgen Vogel; rd. 2 ½ Millionen Kinobesucher) auf sich aufmerksam gemacht. Hier nun steigt er voll ins derzeit angesagte, gängige VAMPIR-Kintopp ein („Twilight“ = Bis/s zu jeder Zeit). Thema: Weibliche Vampire in der deutschen Hauptstadt, in Berlin. 3 an der Zahl. Diskret, lebenslustig, unzerstörbar. Die Anführerin ist die kühle wie attraktive Louise (NINA HOSS), an ihrer Seite bewegen sich die fröhlich-kesse Nora-Naive (ANNA FISCHER) sowie die mondäne Charlotte (JENNIFER ULRICH). Sie führen einen der angesagtesten Scene-Clubs der Großstadt und lassen Nacht für Nacht die Party-Sau ´raus. Zwischen Dekadenz und Blutrausch. Der Appetit ist gut, man aalt sich im guten Fleischfutter und Luxus. Alles paletti. Eben: WIR SIND, UNS GEHÖRT = DIE BERLINER NACHT!
Wenn da nicht „die Neue“ wäre: Lena (KAROLINE HERFURTH). Eine kleine Punker-Diebin, ebenso unauffällig wie geschickt. Die sich zu wehren weiß und sich auch vom Polizisten Tom (MAX RIEMELT) nicht einfangen lässt. Doch IHN hat es genauso gepackt wie Louise. Sie sieht „die Perle“ hinter der schmutzigen Fassade von Lenchen, beißt sie „ein“; ein neues Familien-Mitglied is born; willkommen im Club. Doch Lena kann sich nicht „richtig“ entscheiden, bleibt immer noch „halb Mensch“; fühlt sich zu Tom hingezogen, der die untoten Furien jagt. Es kommt wie es kommen muss, wenn „Gefühle“ mit im blutigen Spiel sind: Alles geht den Bach runter. Die schönen Weibsen (ver-)brennen schon mal bei Sonnenlicht, während Lena und Louise zum Schluss-Duell antreten. Und Tom wartet. Auf den ersten Biss. Fortsetzung folgt?
Ein Außen-Film. Ständige visuelle wie akustische Dauer-Signale. Es dröhnt. Und wummert. Permanent. Bei schnellen Autofahrten und wuchtigen Kampfszenen. Mit vielen „schicken“ Berlin-Neon-Motiven. Bleibt aber emotional eher lau. Die laute Musik beherrscht die Szenerie. „Erklärt“ die emotionalen Stationen. Wenn es textlich wird, ist es simpel. Da muß DAS gesagt werden, was nicht gezeigt werden kann, aber doch eigentlich müsste. Zwischentöne, psychologische Feinheiten, Figuren-Annäherung, das gelingt nur manchmal. Etwa, wenn die ständig lesende Charlotte (gähn) vor ihren Filmbildern aus der Stummfilmzeit sinniert oder ihre greise Tochter im Krankenhaus besucht. Da wird es momenthaft kribbelnd, tiefer. Neugieriger. Ansonsten viele steife Behauptungen, ebenso schick wie cool-steril. Mit heftiger Blut-Akrobatik versehen. Und interessanten Akteurinnen: Die Crew um Nina Hoss wirkt in der Bewegung. Mit ihrem Dampf. Mit ihrem menschlichen Hunger. Nach Spiel, Spaß und Ewig-Sieg. Weniger mit den „Begründungen“.
„Wir sind die Nacht“ oder: Dennoch-Respekt vor diesem teutonischen Action-Kracher. „Wir fressen, vögeln, saufen, wie wir möchten. Und werden weder fett, schwanger noch süchtig. Milliarden Weiber würden dafür töten“, meint einmal die quirlige, lebenssüchtige Nora lakonisch. Und futtert sich am dämlichen Wachmann satt. Das ist es: Die kalte, künstliche Atmosphäre. Das Aufputsch-Dasein. Der ewige Rausch. Schluss mit Knoblauch, Kruzifixe und Bleichgesichtern. Vampir-Sein ist ´in. Das volle Programm. Ohne anhalten zu müssen. Hey: WIR SIND PARTY! Auf die Forever Young-Gigs. ALSO:
Wo gibt´s hier den nächsten Biss-Kick??? Weg mit dem Normal-Getute und ab in die pralle Horror-Show made in Germany (= 3 PÖNIs).