0.) Viele, viele, viele Jahre hat er uns stimmlich gefüttert: RAINER BRANDT. Geboren am 19.Januar 1936 in Berlin; gestorben am 1. August 2024. Er wurde populär als Schauspieler, SYNCHRONSPRECHER, Synchronregisseur und Dialogbuchautor. Der Berliner gehörte zu den wichtigsten Größen des Synchronwesens der Nachkriegszeit. Die Deutsche Synchrondatei verzeichnet unter seinem Namen mehr als 800 Sprechrollen. Darunter von Promis wie Elvis Presley, Jean-Paul Belmondo, Franco Nero und eben so unendlich viele wie zum Beispiel Robert Wagner, den er als Alexander Mundy in der TV-Serie „Ihr Auftritt, Al Mundy“ eindeutschte. Seinen Durchbruch als Dialogautor hatte Rainer Brandt 1972 mit der Krimiserie „Die 2“ mit Roger Moore und Tony Curtis , den er in dieser Produktion auch synchronisierte. Der Erfolg dieser internationalen Flop-Serie beruhte hierzulande zum Großteil auf der Synchronisation, die etliche Witze und Wortspiele einbaute, die im Original nicht vorhanden waren. Insbesondere wurden den Hauptfiguren sprachliche Witze in den (ZDF-)Mund gelegt, die zum Teil Eingang in die deutsche Alltagssprache gefunden haben. Diesen vom Original abweichenden, zum Teil absichtlich ans Sinnentstellende grenzenden Synchronstil bezeichnete Rainer Brandt selbst als „Schnodderdeutsch“. Wir nehmen Abschied von einem filmischen Mikrofonkomiker mit (s)einer Weltkinostimme.
1.) PERLE. INDIE. HORROR. MIT Nicolas. Dem Cage. Titel = „LONGLEGS“ von OZ PERKINS (B + Produktion + R; USA 2023; K: Andres Arochi; M: Zilgi; 102 Minuten; deutscher Kino-Start: 08.08.2024). Eigentlich, dachte ich, bin ich mit DEM GENRE umfangreich bedient. Worden. Also mit dem Schmusi – Horror. Doch DAS HIER, also DER GRUSEL HIER; setzt auf neue Spuren. Allerdings – seit geraumer Zeit ahnen, fühlen wir, wenn Mrs. NICOLAS CAGE auftaucht, kann es passieren, dass kinematografisch tatsächlich etwas passiert. In Richtung außergewöhnlich. Auch gerne – ungewöhnlich. Präziser: Spitzenpower. Beste Sicht auf: WER MACHT SOWAS? Und warum, wenn ER nicht foppen will.
Blicken wir auf den Hersteller. Existenzialisten. Sein Name verspricht schon Outlaw-Laune. OSGOOD ROBERT „Oz“ PERKINS II; seines Zeichens Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur. Er ist der älteste Sohn des Schauspielers ANTHONY PERKINS (4.4.32 – 12.9.92) und der Schauspielerin und des Models Berry Berenson. Seine Mutter fiel den Terroranschlägen am 11. September 2001 zum Opfer. Sie war an Bord von American-Airlines-Flug 11, der in der Nordturm des World Trade Centers gesteuert wurde.
Anthony Perkins schätzen wir – seit 1960 – als „populären“ Badewannen-Dusche-Killer aus dem Hitchcock-Klassiker „Psycho“. Nun bekommen wir es 2024 mit familiären Zuwachs zu tun. In Gestalt von OZ Perkins. Der seine vierte Regiearbeit präsentiert. Was ist los! 1.) Verraten wir ein wenig. „LONGLEGS“, ein Alptraum. 2.) Der Horror-Thriller spielt mit intelligent eingesetztem Sound, einer exzellenten Kameraarbeit, aus der die Furcht herauskriecht. Sowie einem völlig verstörendem Maskenbild, welches die Zuschauenden in die eiskalte, exotisch düstere und verfluchte Atmosphäre des Serienmörders LONGLEGS schauern lässt. 3.) Bedeutet – der Film handelt von einer jungen, eigentlich unbedarften FBI-Agentin namens Lee Harker (MAIKA MONROE), die beauftragt wird, einen okkultistischen Serienmörder aufzuspüren, der für den Mord an mehreren Familien im Bundesstaat Oregon verantwortlich ist, ohne bei den Verbrechen physisch anwesend gewesen zu sein. 4.) Vor allem die entsetzliche Maske lässt Longlegs zum Leben erwecken. Und um den irre-beeindruckenden Look zu erreichen, arbeitete OZ PERKINS mit dem Maskenbildner HARLOW MacFARLANE zusammen. Bedingung: „Wir wollten vermeiden, dass die Darstellung lächerlich wirkt“, so MacFarlane. „Der wahre Schrecken von Longlegs besteht darin, dass er real sein könnte und dass ein gewöhnlicher Mensch zu solch unaussprechlichen Schrecken fähig ist“. 5.) Nachdem die Maske dann feststand, konnte Nicolas Cage mit der Erstellung und Verkörperung beginnen – die Schaffung von Terror. 6.) „Das ist als würde man einen Tiger in den Film bringen. Der Tiger wird tun, was ein Tiger tut, und ich werde ihm nicht in die Quere kommen“, klärt der Autorenregisseur OZ PERKINS zufrieden auf. 7.) Während NICOLAS CAGE in einem Interview fetzig fetzt: „Ich habe überlegt, wie ich Longlegs einsetzen kann, um ihm eine gewisse Verletzlichkeit zu verleihen. Ich wollte eine Art Mutterfigur erschaffen. Ja, ich habe meine Mutter in einen Serienmörder verwandelt. Mein Vater war mein Vorbild für Dracula, meine Mutter war mein Vorbild für Longlegs“.
„Es lag immer ein Brief bei den Leichen. Wir haben zehn solcher Briefe. Über die letzten 30 Jahre. Und alle sind unterschrieben mit einem Wort: Longlegs“, klagt der FBI-Typ. Merkwürdig. Gewiss.
Fazit: Na bitte, da = dann schaut doch mal hin. Lange schon nicht mehr so überzeugend-SCHRECKLICH-gut-wohl-Dunkel-Kino-empfunden (= 4 PÖNIs).
2.) DRAMA. IM WESTEN. Titel = „THE DEAD DON’T HURT“ von und mit Viggo Mortensen (B + Produktion + M + R; GB, Mexiko, Dänemark 2022/23; K: Marcel Zyskind; 129 Minuten; deutscher Kino-Start: 08.08.2024). VIGGO MORTENSEN, geboren am 20. Oktober 1958 in Manhattan, New York City, ist ein dänisch-US-amerikanischer Schauspieler, Filmregisseur, Fotograf, Dichter, Maler und Musiker. Er wurde weltweit bekannt über seine Rolle als Aragorn in der Verfilmung von „Der Herr der Ringe“. Für seine Rollen in „Tödliche Versprechen – Eastern Promises“ (2008); Captain Fantastic – Einmal Wildnis und zurück“ (2017) und „Green Book – Eine besondere Freundschaft“ (2019) bekannt und jeweils für den „Oscar“ als „Bester Hauptdarsteller“ nominiert. 2021 kam – mit „Falling“ /s. Kino-KRITIK /3 PÖNIs – sein erster eigener Spielfilm in die Kinos. Nun also sein zweites Eigen-Werk. Mit ihm als Hauptakteur und Regisseur mit VICKY KRIEPS („Der seidene Faden“/s. Kino-KRITIK /4 1/2 PÖNIs) als wunderbare Partnerin.
Amerika, 1860. Kurz vor Beginn des Bürgerkriegs verlieben sich die emanzipierte Frankokanadierin Vivienne Le Coudy und der dänische Einwanderer Holger Olsen ineinander. In einer kleinen Stadt in Nevada wollen sie sich ein gemeinsames Leben aufbauen. Doch als der Krieg ausbricht, beschließt Holger, sich freiwillig zu melden. SIE ist fortan in dem korrupten Ort auf sich allein gestellt. Neben den Machtspielen des arroganten Bürgermeisters Rudolph Schiller (DANNY HUSTON) muss sie sich vor allem gegen die aufdringlichen Avancen des schizophrenen, egozentrischen Ranchers Weston Jeffries (SOLLY McLOED) zur Wehr setzen. Als Holger Olsen von der Front zurückkehrt sind er und Vivienne nicht mehr dieselben. Sie müssen sich neu kennenlernen, um wieder zueinander zu finden.
Ein episch wie vor allem emotionaler wie auch betulicher Western, verbunden mit der nuancierten Darstellung eines brutalen dramatischen Konflikts zwischen Rache und Vergebung. Zugleich – „The Dead Don’t Hurt“ ist das packende Porträt einer leidenschaftlichen Frau, die entschlossen ist, in einer unversöhnlichen, von rücksichtslosen, aggressiven Männern beherrschten Welt für sich selbst einzugestehen. VICKY KRIEPS ist überragend, beeindruckt als emanzipierte, sich energisch behaupten wollende gleichrangige „Western“-Lady. Im Geschlechter-Duell punktet sie energisch(er) (= 3 1/2 PÖNIs).
3.) LEBEN VERSTEHEN. Oder eben auch nicht. Titel = „PARIS PARADIES“ von MARJANE SATRAPI Co-B + R; Fr 2023; Co-B: Marie Madinier; K: Maxime Alexandre; M: Pascal Lengagne; 109 Minuten; deutscher Kino-Start: 08.08.24). 2007 schuf Marjane Satrapi einen – mit „PERSEPOLIS“ (s. Kino-KRITIK /4 PÖNIs) – ganz erstaunlichen französischen Animationsfilm. Der weltweit auf großherzige kinematografische Stimmung stieß. Ihr heutiger Film ist ein bisschen bescheidener. Handelt von ganz unterschiedlichen Menschen, die in Paris leben und dort mit ihren persönlichen wie politischen Schwierigkeiten fighten. Das Leben ist, bei den meisten, mit der Hälfte erreicht, und nun sollen „neue Dinge“ arrangiert werden. Die jetzt mit der eigenen Sterblichkeit zu tun haben. Da existiert die alternde Operndiva (MONICA BELLUCCI), deren Dasein niemanden interessiert; da ist eine störrische Jugendliche, die nichts sagt, aber nach ihrer Entführung plötzlich sprachlich „kocht“; während ein britischer Stuntman mittenmal die Gefahren seines (Film-)Berufes spürt; während die spanische Almodovar-Freundin ROSSY de PALMA auf der Toilette qualmt und dabei mit Gott zu verhandeln gedenkt; während der französische (TV-)Star ANDRÉ DUSSOLLIER von „schlimmen Gedanken“ befallen wird. Stichwort: Anti-Gesundheitsbefall. WIE geht man sie bzw. es an, also die Zukunft; was lässt man geschehen, ohne dass es allzu toll schmerzt. Geschichten, Erlebnisse, Gespräche werden zu einer kraftvollen, melancholischen, frech-philosophischen Erkundung der Sterblichkeit, mit erwünschter Fortsetzung, ohne lauthals zu jammern und mit der durchaus möglichen menschlichen Widerstandsfähigkeit. Marjane führt in die belebten und kosmopolitischen Straßen von Paris, wo Leben und Weniger-Leben auf unerwartete Weise aufeinanderstoßen und verflechtet die rustikalen Charaktere ihrer Geschichten mit schwarzem Humor und auch mit weißer Humorigkeit. Offenbar gilt es zu erkennen, wie schön und wichtig es ist, am Leben herumzufummeln. So in etwa – etwa (= 3 PÖNIs).
4.) MUSIK: Ein Lieblingslied: „DREAMER“ von OZZY OSBOURNE. Das er mit Marti Frederiksen und Michael Jones komponiert hat. Es wurde Anfang 2002 als zweite Single aus dem achten Album DOWN TO EARTH ausgekoppelt. Der Song wurde bereits drei Jahre vor der Veröffentlichung geschrieben (Copyright: Pearl White Music, 2000). OSBOURNE bezeichnet „DREAMER“ als sein Lieblingslied von „Down to Earth“. In dieser Woche ist „DREAMER“ mein Lieblingswochensong Nummer Eins:
Mit besten Grüßen – auf ein gelungenes Sport-Weekend
PÖNI Pönack
eMail: kontakt@poenack.de