BLACK BOOK

BLACK BOOK“ von Paul Verhoeven (Niederlande/D/GB/Belgien 2006; 145 Minuten; Start D: 10.05.2007); einem der umstrittensten wie erfolgreichsten Filmemacher überhaupt. Sein neues Werk ist eine 16,3 Millionen EURO teure Co-Produktion Niederlande/D/GB/Belgien, die Ende 2005/2006 teilweise auch in Potsdam-Babelsberg entstand. Der gebürtige Amsterdamer Verhoeven, Jahrgang ´38, studierte Mathematik + Physik und promovierte mit einer Arbeit über Einsteins Relativitätstheorie. Seinen Wehrdienst leistete er beim Filmdienst der Marine-Infanterie ab. Bereits sein 2. Spielfilm, das provokante Liebesdrama „Türkische Früchte“ (1973), wurde für einen „Oscar“ nominiert. 1985 ging Verhoeven nach Hollywood, wo er gleich drei Kassenschlager inszenierte: Die Action-Spektakel „RoboCop“ (1987) + „Total Recall“ (1990/mit Arnold Schwarzenegger) sowie den Erotik-Thriller „Basic Instinct“ (1992/mit Michael Douglas + Sharon Stone). Es folgten Flops wie die Nudisten-Seifenoper „Showgirls“ (1995), für die er mit der „Goldenen Himbeere“ als „schlechtester Regisseur“ bedacht wurde (und für die er den Preis sogar entgegennahm) sowie „Starship Troopers“ (1997) und „Hollow Man – Unsichtbare Gefahr“ (2000).

„Black Book“ lief im Vorjahr auf den Filmfestspielen von Venedig und erzählt die Geschichte der jüdischen Sängerin Rachel Stein im Zweiten Weltkrieg. Auf der Flucht vor der Nazis gerät sie mit ihrer Familie in einen Hinterhalt, den sie als einzige überlebt. Sie schließt sich dem holländischen Widerstand an, ändert Identität und Aussehen und dringt bis in höchste Kreise der deutschen Besatzungsmacht vor. Verhoeven hat dies als völlig unglaubwürdige, dilettantische 145-minütige Trash-Räuberpistole inszeniert: Thrills, Sex + Crime, Verfolgungsjagden in den Amsterdamer Grachten, viel nacktes Fleisch, platte, kaum identifizierbare Pappkameraden-Figuren „hier wie dort“ und SEBASTIAN KOCH („Das Leben der Anderen“) als guter, verliebter Nazi-Offizier; Man könnte lachen, wenn es nicht so traurig wäre. CARICE VAN HOUTEN als „fesche Lola“ macht gute Figur in einem banalen Krawall- und Klischee-Rahmen: Unmöglich im (unlogischen) Detail zu erklären, wie anfangs alle Bootsflüchtlinge (einschließlich ihre Familie) niedergemetzelt werden; wie sie „zufällig“ überlebt und dann lächelnd plötzlich im Widerstandsmilieu auftaucht, um sogleich an einem „Gefecht“ teilzunehmen; wie sie blondiert und mit neuer Identität ausgestattet zur Geliebten eines menschelnden SS-Offiziers „aufsteigt“, während drum herum Wandlungen von (Widerstands-)Helden in Verrätern, von Rächern in Entrechtete, von Tätern in Opfer lächerlich wie peinlich an den dramaturgischen Haaren herbeigezogen werden.

Ein ebenso außen-aufwändiger wie völlig überflüssiger, blöder „Thriller“ (= Presseheft). Der keineswegs provoziert (wie der Filmemacher das gerne hätte), sondern grauslich auf den Denk-Wecker geht und ob seiner flachen Figuren, dem lächerlichen 08/15-Action-Treiben sowie der permanenten Unlogik, Einfältigkeit, Übertreibungen und Unglaubwürdigkeiten nur fürchterlich langweilt/belästigt. Ein völlig überflüssiges europäisches Kino-Monstrum (= 1 PÖNI).

 

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