ZWISCHEN WELTEN

ZWISCHEN WELTEN“ von Feo Aladag (Produktion, Co-B + R; D 2013; Co-B: Matthias Kock; Co-B + K: Judith Kaufmann; M. Jan A.P. Kaczmarek; 98 Minuten; Start D: 27.03.2014); schon der erste Kinospielfilm der in Österreich geborenen und heute in Berlin lebenden 42jährigen Drehbuch-Autorin und Regisseurin, der 2010 im Berlinale-Panorama vorgestellte Streifen „Die Fremde“ (s. Kino-KRITIK), bekam sehr viel Zuspruch und zahlreiche internationale Auszeichnungen. Mit ihrem zweiten Werk war sie im Februar 2014 im Berlinale-Wettbewerb vertreten.

Ein aufwühlender, stark emotionaler Politfilm, der am Ort des Geschehens, in Afghanistan, gedreht wurde. An Originalschauplätzen in Kunduz und Mazar-i-Sharif. Dorthin verschlägt es eine deutsche Soldateneinheit. Als Außenposten soll sie in einem kleinen Dorf die Einwohner vor dem wachsenden Einfluss der Taliban schützen. Von Anfang an herrscht untereinander Misstrauen. Unter den Einheimischen wie auch unter den „Zugereisten“. Sowie auch bei UNS: Was, verdammt nochmal, haben WIR Deutsche hier überhaupt zu suchen? An diesem unwirtlichen Ort? Inmitten von Hitze, Dürre und Nichts? In dieser „ungastlichen“ Atmosphäre? Tun wir tatsächlich dort „etwas Gutes“? Oder sind wir nur „diplomatisch“, also unnütz hineingeraten in diesen fernen Krieg? Um Ideologie und Religion? Er heißt Jesper und ist Bundeswehroffizier. Er war schon einmal „hier“, in dieser isolierten, feindlichen Weltgegend, sein Bruder wurde dabei getötet, nun hat er sich erneut gemeldet. Ein verhärteter, in sich gekehrter Soldat, der den jungen Afghanen Tarik (MOHSIN AHMADY) als Dolmetscher ständig um sich herum benötigt. Eine distanzierte Nähe entsteht. Während Tarik hofft, für sich und seine sich in Gefahr befindende Schwester ein Visum für Deutschland zu bekommen. Bei den aufkommenden – zwangsläufigen – aggressiven Eskalationen verbinden sich beider Schicksale. Der Soldat, der nur seine Befehle ausführen soll, steckt mittenmal in einem politisch-moralischen Dilemma. Gehorchen oder helfen??? Wobei die „angefragte“ deutsche Militärbürokratie sich als eine erbärmliche Autorität erweisen wird.

Wut. Trauer. Erschütterung. Über diese „Verhältnisse“. WIR führen KRIEG. Unterstützen ihn. Führen ihn „mit durch“. Erklärte Diplomatie mit Waffen. Mitten drin, mit jetzt zwei individuellen Gesichtern: von dort, von hier. Und eine Geschichte. Mit üblem Hintergrund. Feo Aladag stellt zwei Seelenbrüder im Geiste in den atmosphärischen Spannungsmittelpunkt: Jasper und Tarik würden zu gerne „gut“ sein und entsprechend handeln, das aber funktioniert HIER nicht. Kann nicht, denn sie treffen sich mitten im „amtlichen“ Krieg. Und nicht privat. Humanität ist kein Ziel. Drumherum leider viele Schablonen. Die Kameraden von Jesper bleiben völlig anonym, und die Sprache im soldatischen Zirkel ist rangmäßig gestelzt. Nervig, wenn Klischee-Oberst Haar (BURGHART KLAUßNER) sich stakkato-forsch äußert. Dennoch ist der Film spannend. Mit und in dieser ständigen zwischenmenschlichen Anspannung. Zwischen diesen Lebenskulturen. Und der örtlichen rationalen Feststellung: „Ihr habt die Uhren, wir haben die Zeit“. RONALD ZEHRFELD, 2012 in dem Drama „Barbara“ von Christian Petzold an der Seite von Nina Hoss quasi „entdeckt“, pumpt seinen traumatischen Soldaten Jesper angenehm zurückhaltend wie unheldisch auf und hat mit dem Laien-Partner MOHSIN AHMADY einen überzeugenden Mitspieler dabei.

Kein gänzlich überzeugender, aber ein allemal angehender, sehr diskussionswürdiger wie dann noch lange nach-denkenswerter Film: Afghanistan, was war, was ist, was wird…mit Jenen und Unseren? Und überhaupt (= 3 PÖNIs).

 

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