ZUGVÖGEL – WENN FREUNDSCHAFT FLÜGEL VERLEIHT

PÖNIs: (4/5)

„ZUGVÖGEL – WENN FREUNDSCHAFT FLÜGEL VERLEIHT“ von Olivier Ringer (Co-B; Co-Produzent + R; Belgien/Fr 2015; Co-B: Yves Ringer; K: Mihnea Popescu; M: Bruno Alexiu; 84 Minuten; deutsche Heimkino-Veröffentlichung: 07.07.2017); heute etwas – vergleichbar – Leichtes, aber keinesfalls Seichtes: ein wunderschöner Spielfilm für Kinder und ihre Erwachsenen. Ohne Fallstricke, ohne Explosionen, ohne laute Tricks. Dafür „pikant“ menschelnd.

Die Eltern von Cathy (CLARISSE DJUROSKI) haben sich getrennt. Mal wohnt sie beim – na ja, etwas hippen – Papa; mal lebt sie bei der ordentlichen Mutter. Die in und mit ihrem zeitlichen Alltagsstress aber auch schon mal ihre Ansprache „überdreht“. Cathy aber erträgt ihre (na ja =) „seltsamen“ Erzeuger mit stoischer Gelassenheit. Das Leben, es ist halt so. Zu ihrem 10. Geburtstag schenkt ihr der Vater ein Ei. Aber – kein „normales“ Ei zum Verzehr, sondern ein Enten-Ei. Samt Brutkasten. Der immer auf Betriebstemperatur eingeschaltet sein muss. (Womit die – nicht so ganz verständige – Mama schon so ihre „Strom-Probleme“ hat.) Als das Küken eines schönen Tages schlüpft, sitzt zufällig Cathys beste Freundin Margaux (LÉA WARNY) vor dem Brutkasten, weshalb dieses kleine gelbe Wesen fortan sie, also Margaux, als ihre „zuständige Enten-Mama“ betrachtet. Was nicht so „ganz ohne“ (= Schwierigkeiten) ist, denn Margaux sitzt wegen einer Muskelerkrankung behindert im Rollstuhl. Und natürlich glaubt ihr Umfeld nicht, dass sie eine „solche tierische Verantwortung“ übernehmen kann. Beziehungsweise: überhaupt könnte. Die Möglichkeit, dass hier dieses kleine flauschige und auf seine „Mama“ fixierte Küken vielleicht eine therapeutische Positiv-Wirkung für Margaux haben könnte, sehen die rein-praktisch veranlagten Älteren nicht. Und geben das kleine Tier auf einer Geflügelfarm ab. Wo, gängige Praxis, männliche Küken bekanntlich seit vielen Jahren „legal“ aus Gründen der Wirtschaftlichkeit geschreddert (oder vergast) und zu Katzenfutter verarbeitet werden.

Doch so leicht geben die beiden Freundinnen nicht auf. Und setzen sich allein in – mühsame – Bewegung, um doch noch IHR Entlein zu retten. Um es anschließend unter ihresgleichen im Naturgebiet aussetzen zu wollen. Für die überrumpelten Erwachsenen ist natürlich fortan Dauer-Stress annonciert. Zumal die beiden kleinen Mädels ziemlich pfiffig vorgehen, um ihr Vorhaben – gegen sämtliche widrigen Umstände – erfolgreich abschließen zu können. Jedenfalls: Sie zu begleiten, ihnen zu folgen, bereitet ein gewitztes Vergnügen.

Was für ein kleiner, feiner, Gefühls-intensiver Abenteuerfilm um zwei kleine Mädchen, die über sich hinauswachsen (müssen), um eine heikle selbst auferlegte Mission „zu erledigen“. Und es in der Mehrzahl mit ziemlich unsensiblen Älteren zu tun haben und bekommen, die lieber auf starre Regeln anstatt auch etwas auf Emotionen und Seele setzen. „Aves de Paso“, so der Originaltitel, ist ein behutsam-spannendes Road Movie mit viel „Befreiungs-Charme“. Olivier Ringer, 1961 in Brüssel geboren, hat mit seinem dritten Spielfilm einen der meist dekorierten Jugend-Filme der vergangenen Jahre gedreht; unter anderem wurde „Zugvögel“ bei internationalen Festivals in Montreal, Chicago, Wien, in Schweden und Japan, Griechenland und Indien, Dänemark und Deutschland prämiert sowie 2016 als „Best European Film für Kinder“ ausgezeichnet (= 4 PÖNIs).

P.S.: Die DVD enthält neben der deutschen Fassung auch die Originaltonspur in Französisch sowie deutsche Untertitel für Hörgeschädigte und eine Audiodeskriptions-Tonspur für sehbehinderte Menschen.

Anbieter: „FilmConfect Home Entertainment GmbH“.

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