ZU ENDE IST ALLES ERST AM SCHLUSS

ZU ENDE IST ALLES ERST AM SCHLUSS“ von Jean-Paul Rouve (Co-B + R; Fr 2014; Co-B: David Foenkinos; nach seinem Roman „Les Souvenirs“/2011; K: Christophe Offenstein; M: Alexis Rault, 96 Minuten; Start D: 26.03.2015); Geschichten aus dem normalen Familien-Alltag überlassen wir hierzulande zumeist dem – oftmals platten – Mittwoch- oder Freitag-Abend-Primetime-Fernsehen. In Frankreich werden sie auch oft fürs heimische Kino produziert. Wie hier wieder. Wo wir mit der Pariser Familie Esnard verkuppelt werden.

Romain (MATHIEU SPINOSI) ist 23, Literatur-Student und Nachtportier in einem kleinen Hotel (dessen Besitzer der Regisseur selbst spielt). Sein Großvater ist gestorben, seine geliebte Großmutter Madeleine (ANNIE CORDY) „wankt“. Sie ist 85, eigentlich noch recht rüstig, soll aber trotzdem ins „Alten-Hotel“ „vermittelt“ werden. So jedenfalls bestimmt es das ständig unwirsche, aufbrausende Familien-Oberhaupt Michel (MICHEL BLANC), Sohn von Madeleine, Papa von Romain. Dessen Tätigkeit als Postfilialleiter ein altersbestimmtes Ende genommen hat und der mit dem neuen Rentnerdasein überhaupt nicht klarkommt. Sich dies aber natürlich nicht eingestehen will. Und deshalb andauernd nervöse Laune verströmt. Verbreitet. So dass sogar seine gutmütige Gattin Nathalie (CHANTAL LAUBY/neulich die Gattin von „Monsieur Claude“ und seinen Töchtern) zu rebellieren beginnt. Als Ehe-Krise formuliert. Was den Louis de Funes-hibbeligen Michel völlig auf die emotionale Palme bringt. Während Oma die Faxen vom öden Altersheim-Alltag dicke hat und abhaut. Und ihr Enkel es sowohl begreift wie auch daraufhin liebevoll reagiert. Mit Hilfe eines unverhofften Tankstellen-Orakels, das nicht nur Auskunft über „die große Liebe“ zu geben vermag, sondern auch auf die „wahren Dinge des Lebens“ hinzuweisen weiß. (Was für ein köstlich-amüsanter Pointen-Einfall).

Der kleine Kosmos eines Familienverbundes. Mit den personellen „Erweiterungen“ drumherum. Mit d e n – skurrilen – dazugehörigen Herrschaften, denen man bei Jubiläen und jetzt öfters auch schon mal bei Trauerfeiern auf Friedhöfen begegnet.

Mit charmanter Selbstironie und melancholisch-Blick wird die unangestrengte Suche nach dem persönlichen Glück von drei Generationen entworfen. Mit emotionalem Eifer, atmosphärischem Schmunzeln und angenehm listig in der Kumpanei zwischen Großmutter & Enkel. Die sich als „Komplizen“ bestens zu verständigen wissen. Und verstehen.

Die vorzüglichen Schauspieler adeln diese sympathische Komödie. „César“-Preisträger MICHEL BLANC, der großartige Komödiant und Charakter-Star („Die Verlobung des Monsieur Hire“; „Sie sind ein schöner Mann“; zuletzt „Der Aufsteiger“/2012), gibt seinem Nerven-Affen als Oberhaupt-Chaot Michel kräftig deftigen Zucker; die belgische Chanson-Ikone ANNIE CORDY, 2004 vom belgischen König mit dem Titel „Baroness“ als „Anerkennung für ihr Lebenswerk“ gewürdigt, weiß mit formidabler Aura und weiser Körpersprache leise zu glänzen.

Ein schöne, ernsthaft-leichte, angenehm unterhaltsame französische Generations-Komödie mit feinem Wiedererkennungs-Duft (= 3 ½ PÖNIs).

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