ZU GUTER LETZT

PÖNIs: (4/5)

„ZU GUTER LETZT“ von Mark Pellington (USA 2016; B: Stuart Ross Fink; K: Eric Koretz; M: Nathan Matthew David; 108 Minuten; deutscher Kino-Start: 13.04.2017); ich liebe SIE; ich verehre SIE; ich bewundere SIE. Am 24. April 2017 wird sie 83 Jahre alt, und seit 1955 („Immer Ärger mit Harry“ von Alfred Hitchcock) steht sie vor der Kamera: Die einzigartige SHIRLEY MacLAINE. Die hier – unterstützt durch die deutsche Stimme von JUDY WINTER – eine zunächst garstige Alte namens Harriet Lauler mimt. Kein Wunder, dass die ehemalige hochkarätige Geschäftsfrau allein, unzufrieden und verbittert in ihrem großen, schönen Haus lebt: Sie legt aber auch eine solch eklige Zimtzickenart an den Benimmtag, dass niemand mit ihr etwas zu tun haben möchte. Als ein Suizid-Versuch misslingt, beschließt der alte Kotzbrocken, ein „letztes großes Werk“ vollbringen zu lassen: ihren Nachruf. Da sie seit jeher nichts, aber auch gar nichts dem Zufall überlassen hat („Ich bin eine vernünftige Frau“), engagiert sie sich die junge, übertölpelte Zeitungs-Nachrufschreiberin Anne Sherman (AMANDA SEYFRIED), damit die ihr ein Denkmal formulieren möge. Was sich natürlich als problematisch erweist, weil Harriet etwa so beliebt ‘rüberkommt wie eine „menschliche schwarze Wolke“. Was Mrs. Souverän aber nicht im geringsten stört („Ich bin wie ich bin“). Hat sie doch immer und bis heute „ihr Ding“ durchgezogen. Und mit ihrem beißenden Sarkasmus genüsslich ihre Umgebung in Entsetzen versetzt. Und vergrault.

Ein absolut liebenswerter Film. Mit einer Pracht-Frau von verbaler Gift-Spritze an der Rampe. Schon mit dem kleinsten verschmitzten Ausduck ihrer herrlichen Gesichtsfalten vermag Shirley MacLaine „Gefühle“ zu brennen. Etwa, wenn es gilt, sich ein schwarzes „Problemkind“ auszusuchen, um sozusagen gesellschaftliche „Ehrenamtspunkte“ zu verbuchen; etwa, wenn es gilt, als Vinyl-Fan mit ihren alten R&B-Platten zur Discjockey-Oma einer kultigen Radiostation zu mutieren („Die ‚Kinks‘ sind die meist unterschätzte Band“); etwa, wenn es gilt, sich mit ihrer Tochter Elizabeth (ANNE HECHE) überhaupt mal wieder zu verständigen. Und sogar ihre „Mitläuferin“ Anne kriegt bei diesen Aktivitäten der kratzbürstigen Power-Alten auch „was ab“, für die eigenen Lebenskurven.

Natürlich konventionell, aber halt schön Unterhaltungs-griffig. Natürlich mit feinen Emotionen, aber auch mit vielen hübschen Bonmots. Und natürlich mit einem köstlich-stimmungsvollen Star an und bei den scharfen Pointen. Verbal wie vor allem körpersprachlich-hymnisch.

„The Last Word“ tickt prima. SHIRLEY MacLAINE hat es immer noch prächtig drauf, für treffsichere Wohlfühl-Laune zu sorgen (= 4 PÖNIs).

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