GEORGE A. ROMERO anlässlich: Zombie 2 Kritik

ZOMBIE 2 – DAS LETZTE KAPITEL“ von George A. Romero (B + R; USA 1985; K: Michael Gornick; M: John Harrison; 96 Minuten; Start D: 20.08.1987)

Im Jahre 1954 macht ein 14jähriger Junge aus der Bronx seinen ersten Film. Dabei wird er von der Polizei verhaftet: er hat eine brennende Puppe von einem Dach geworfen. Für dererlei Phantasien und Kreativität haben die Ordnungshüter natürlich kein Verständnis. Der Junge lässt sich davon jedoch nicht beeindrucken, lässt sich davon seine Ideen und phantastischen Vorstellungen nicht nehmen. Mit ihnen arbeitet er weiter. George A. Romero, jener damals 14jährige, dreht genau 14 Jahre später mit einem kleinen unabhängigen Team von Freunden seinen ersten abendfüllenden Spielfilm: “Die Nacht der lebenden Toten“.

Gerade Verstorbene, noch nicht eingeäschert, werden durch Strahleneinwirkungen zu neuem, jetzt ausschließlich bösem Leben erweckt. Ihre Körper sind zwar missgestaltet und zu keiner Funktion mehr fähig, der Kopf jedoch gibt weiterhin Impulse. Und schürt die Sucht nach Menschenfleisch. Zombies werden diese Untaten genannt, ein Begriff aus den Mythen Schwarz-Afrikas. Eine Gruppe von Menschen verbarrikadiert sich in einem einsam abgelegenen Haus gegen die Angreifer, aber selbst in dieser extremen Situation bekriegt man sich auch untereinander. Vorurteile und blanker Rassismus verhindern ein gemeinsames Vorgehen und sorgen für ein Massaker.

“Die Nacht der lebenden Toten“ wurde ein weltweit vielbeachteter Erfolg, und Romero selbst wurde ein großer Erfolg beschieden: das Museum of Modern Art in New York nahm seinen Debütfilm in seine berühmte Filmsammlung auf. 1977 folgte, nach einigen anderen, thematisch ähnlich gelagerten Horror-Arbeiten (“The Crazies“ / “Martin“), mit “Zombie“ Teil zwei der geplanten Trilogie. Jetzt sind die Ausmaße der nationalen Katastrophe schon nicht mehr zu übersehen. Überall ist das Land von diesen gierigen Untoten übersät. Wieder rettet sich eine kleine Gruppe, diesmal aber in einen modernen Konsum-Tempel, einen riesigen Supermarkt. “Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist, kommen die Toten zurück“, lautete ein Kernsatz in einem ausufernden Spektakel, das wiederum auch von Kämpfen untereinander gekennzeichnet war, bevor es an die eigentliche Gegenwehr ging.

“Zombie“ war der groteske Schmutz, das direkt ins Bild gebrachte Blutbad, die Beschreibung der kalten Besinnungslosigkeit menschlichen Lebens in der spätkapitalistischen Gesellschaft. Das letzte Aufbegehren in einem sinnlosen Bonbonparadies. Ein ganz faszinierender, dreckiger, aber kein schwarz-weißer Film wie noch 9 Jahre zuvor. Mit einer geharnischten politischen Deutung für Begriffsstutzige: Kannibalen aller Länder vereinigt euch, es war für Unterprivilegierte noch nie so einfach, auszubrechen und anzugreifen.

1985 entsteht der dritte und letzte Teil. Zwar nicht, wie 1968 spöttisch angekündigt, im Weißen Haus, sondern irgendwo in einem verloren Land. Wo nur noch wenige “echte“ Menschen in einem riesigen unterirdischen Bunker hausen und verzweifelt nach einem Ausweg gegen die Millionenübermacht “draußen“ suchen. Während das Militär, wie seither schon, für eine radikale Endlösung plädiert, obwohl sie gegen eine solche Übermacht völlig sinnlos ist, versuchen eine Handvoll Wissenschaftler einen ganz anderen Weg zu beschreiten: die Re – Sozialisierung der Untoten. Sie nicht als potentielle Feinde zu betrachten, sondern sie für ihren beschränkten Lebensweg vorzubereiten, sie “human“ zu machen. Aber wer anders ist als andere, gilt als Unwesen und muss vernichtet werden. So jedenfalls die Denkungsweise des Militärs, der Herrschenden. Und das führt zum Ende. Das heißt nicht ganz, am Schluss befinden sich drei Menschen auf einer Insel und beginnen, die Tage zu zählen. Hoffnungsschimmer? Überlebenschancen? Vielleicht dreht Romero eines Tages weiter. Es wäre interessant, ihm zuzusehen und zuzuhören. Derzeit aber herrschen Lähmung und Untergangsstimmung, der Mensch hat sich überlebt, ist dabei sich selbst auszulöschen.

George A. Romero zeichnet ein pessimistisches und grausames Weltbild, einen Alptraum zum Aufhorchen und Analysieren (= 4 PÖNIs).

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