YOUNG ADULT

YOUNG ADULT“ von Jason Reitman (USA 2011; B: Diablo Cody; 94 Minuten; Start D: 23.02.2012); der 41jährige Sohn von Regie-Urgestein Ivan Reitman (2 x „Ghostbusters“; „Staatsanwälte küsst man nicht“; „Dave“) ist mindestens genauso begabt wie sein erfolgreicher Papa-Unterhalter, denn bislang war jede seiner Komödien fein intelligent, „etwas Besonderes“: „Thank You for Smoking“ (Debüt 2005); natürlich vor allem „JUNO“ (2007) und zuletzt „Up in the Air“ (2009; mit George Clooney). Und jetzt schon wieder, denn auch diese „Junge Erwachsene“ ist pure Pointen-Bissigkeit. Allerdings diesmal „andersrum“. Nicht „komisch“, sondern gehaltvoll „belämmert“. Um es mal vorsichtig auszudrücken. Denn diese Mavis Gary aus Minneapolis hat´s vermasselt. Gründlich. Dieses Großstadtleben und das Erwachsenen-Dasein.

Mavis ist Mitte 30, ist die Ghostwriterin für eine angesagte Jugendbuchreihe, die der Verlag aber demnächst „begraben“ will, und ist geschieden. In der Highschool war sie das „begehrte Blondchen vom Dienst“, aber inzwischen „blättert“ es schon ein bisschen an der äußerlichen Fassade. Ihr Luxus-Appartement hoch über der Stadt hat sie mit einem riesigen Flachbildfernseher und einem niedlichen kleinen Hund ausgestattet. Freundschaften hält sie über Facebook, manchmal ist ein One-Night-Stand, angesagt, Frust wird über Alkohol verdrängt. Mavis steckt fest. In der Krise. Und kommt auf die glorreiche Idee, zurück in die Zukunft zu düsen. Zurück in die Kleinstadt Mercury in Alabama, wo sie aufgewachsen ist. Dort will sie, die ehemalige Schönheitskönigin von der Highschool, ihren Boyfriend-Prinzen von einst wieder, also nochmal, also „endgültig“, erobern. Zurückhaben: Buddy. Buddy Slade. Der ihr damals die Kassette mit dem Song „The Concept“ von „Teenage Fanclub“ vermachte. Den sie jetzt im Auto hört. Doch es existiert ein Problem: „Ihr“ Buddy ist längst verheiratet und gerade glücklicher Vater geworden. Mavis ist das „wurscht“. Ganz im Gegenteil: Angetörnt von ihrer Idee bzw. von ihrem selbstgestellten Auftrag, IHN „dort“ „zu befreien“, beginnt sie ihren „Feldzug“. In Sachen Vollverführungskünste. Wobei ihr andauernd „Ehemalige“ in die Dorf-Quere kommen. Wie dieser Matt. Der Typ Loser vom Dienst. Weil die Anderen ihn für schwul hielten, bekam er deftige Prügel. Auch unterhalb. Matt schwärmt (immer noch) für sie. Doch DER kommt natürlich nicht in Frage. Diese Beinahe-Schwuchtel. Mavis WILL Buddy. Und setzt alles in Bewegung, damit diese „feindliche Übernahme“ klappt. Schließlich machen es die Helden-Figuren aus ihren „Romanen“ doch auch so. Immer feste druff, dann wird es, dann muss es ja funktionieren. In diesem „Young Adult“-Kosmos. Den Mavis nun übernimmt. Praktiziert.

CHARLIZE THERON gibt das Miststück Mavis herrlich. Was für eine prächtig-düstere Charakter-Performance! Die 36jährige blonde Südafrikanerin mit dem Model-Face aus „The Italien Job – Jagd auf Millionen“ (2003) bekam 2004 für ihren großartigen „hässlichen“ Part der Aileen Wuornos, der ersten weiblichen Serienmörderin, den „Oscar“. 2005 erkämpfte sie sich als unbeugsame Minenarbeiterin in „Kaltes Land“ von Niki Caro, die gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz klagt, eine weitere „Oscar“-Nominierung. Hier nun darf sie überziehen. Als „besessene“ „Barbie“ auf ihrem Ego-Trip. Den sie wie eine völlig aufgeheizte Furie tragikomisch bis zum Exzess durchzieht. Charlize Theron glänzt in ihrer narzisstischen Mavis-Weltbild-Verblendung. DIE weiß „es“ stets besser. Basta. Ist ein phantastisches Ekelpaket. Mit viel starkem Pointen-Gift. Sozusagen attraktiv unsympathisch. So dass an ihr „dranzubleiben“ ein köstliches Böse-Vergnügen ist. Auch, weil die Drehbuch-Autorin DIABLO CODY, die 2008 für ihr Originaldrehbuch zum Reitman-Hit „Juno“ den „Oscar“ einheimste, mal wieder für gescheite Ideen und verblüffende Charakter-Bewegungen sorgt.
Im Übrigen tollen Patrick Wilson als Buddy Slade und Patton Oswald als „Krüppel“ Matt Freehauf gut mit. In dieser konsequent „pathologischen Komödie“, dank einer immer wunderbar-„Rollen-Irrer“ werdenden Charlize Theron (= 4 PÖNIs).

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