WONDER WOMAN

PÖNIs: (5/5)

„WONDER WOMAN“ von Patty Jenkins (USA 2015/2016; B: Jason Fuchs, Allan Heinberg; nach der gleichn. Comic-Figur aus dem Verlag DC Comics; K: Matthew Jensen; M: Rupert Gregson-Williams; 141 Minuten; auch in 3D; deutscher Kino-Start: 15.06.2017); am letzten Montag, 12. Juni 2017, war im Feuilleton der „Süddeutschen Zeitung“ ein Artikel (von Julian Dörr) veröffentlicht, in dessen Überschrift bereits die ganze Tragweite seines Inhalts zum klagenden Ausdruck kam: „Krone der Erschöpfung: Steckt der Mann in der Krise?“ Wenn man diesen großartigen Film gesehen, genossen hat, kann man zu einem klaren, bejahenden Ergebnis kommen: Die Frauen sind längst auf dem Vormarsch und haben sich in Männer-Domänen bereits fest etabliert. Wie zum Beispiel bei der Ausübung und Handhabung von Kino-Menschen mit Superkräften. Und: Sie beherrschen ihr Heldinnen-Business weitaus qualitäts- und niveauvoller als so viele (dümmliche) Kerle. „WONDER WOMAN“, der Film, ist viel wunderbarer Sauerstoff für das Superhelden-beziehungsweise für das nun (viel) bessere Superheldinnen-Genre.

Die Comic-Figur WONDER WOMAN stammt von der Marvel-Verlags-Konkurrenz DC Comics. Sie wurde von William Moulton Marston und seiner Ehefrau Elizabeth (Sadie) Holloway Marston erfunden und hatte ihren ersten Auftritt 1941 in „All Star Comics“, Ausgabe 8.

Ende März 2016 tauchte sie erstmals – als Nebenfigur – in dem Kerlehelden-Movie auf: „Batman v Superman: Dawn of Justice“ (s. Kino-KRITIK). Diana Prince alias Wonder Woman, gespielt von der israelischen Schauspielerin GAL GADOT. Sie ist bekannt aus den „Fast & Furious“-Abenteuern 5 bis 7 und tauchte zuletzt im Kino in dem erbärmlichen Agenten-Blödsinn „Die Jones – Spione von nebenan“ ab. „Davon“ hat sie sich jetzt erholt beziehungsweise: Ist sie nunmehr meilenweit entfernt.

Patricia Lea „Patty“ Jenkins, Jahrgang 1971, beendete 2001 ein Regie-Studium am „American Film Institute“ in Los Angeles. Danach schuf sie Kurzfilme, bevor sie ihren ersten Spielfilm realisierte: „Monster“ (s. Kino-KRITIK) erschien 2003, lief im Berlinale-Wettbewerb; die Hauptdarstellerin Charlize Theron wurde mit dem „Silbernen Bären“ und einige Wochen später auch mit dem „Oscar“ ausgezeichnet. Danach arbeitete Patty Jenkins vor allem als Regisseurin für das Fernsehen. „Wonder Woman“ ist ihr erst zweiter Spielfilm. Beide Filme von ihr sind mit 5 PÖNIs bewertet.

Sie leben abgeschottet. Von der zivilisatorischen Übrig-Welt. Auf einem paradiesischen Eiland namens Themyscira. Die Insel der Amazonen. Hier wächst auch die bereits als Kind ständig „unter Dampf“ stehende Diana (LILLY ASPELL) auf. Sie soll zwar laut ausdrücklicher Anweisung ihrer besorgten Mutter, Königin Hippolyta (CONNIE NIELSEN), auf keinen Fall als Kämpferin ausgebildet werden, doch deren Schwester Antiope (ROBIN WRIGHT) umgeht das Verbot und trainiert ihre Nichte heimlich. Dabei zeigt sich, dass Diana Prince, als Tochter von Zeus, mit Superkräften ausgestattet ist, von denen sie allerdings – noch – nichts ahnt. Eines Tages nimmt die Geschichte ihren Lauf, als der britische Pilot Steve Trevor (CHRIS PINE) nahe der Amazoneninsel mit seinem Flugzeug abstürzt und von Diana gerettet wird. Die ihn verfolgenden, deutschen Soldaten werden von Diana und den anderen Insel-Mädels „platt“ gemacht. Von Steve, einem britischen Spion, erfahren sie, dass „draußen“, in der „anderen Welt“, gerade ein fürchterlicher Krieg herrscht, der bereits Millionen von Menschenleben gekostet hat. Wir schreiben das Jahr 1918, als Diana beschließt, gemeinsam mit Steve in dessen Welt einzutauchen, um einerseits den „verantwortlichen“, griechischen Kriegs- & Todes-Gott Ares sowie den kriegsgeilen deutschen General und Heerführer Erich Ludendorff (DANNY HUSTON) und seine mit Gas hantierende, durchgeknallte Wissenschaftlerin Dr. Maru (ELENA ANAYA) zur Strecken zu bringen. Ihr erster Anlaufort ist: London.

Bis hierher und nicht weiter. Das Fundament ist gezündet, die Personen sind vorgestellt, ab jetzt beginnt ein furios-feuriger, bei aller Themen-Härte auch sehr angenehm ironischer und äußerst attraktiver Unterhaltungsspitzentanz, dem man sich nicht mehr entziehen kann und will. So imponierend ist er choreografiert wie handelnd-erzählt. Was haben wir: Eine Comic-Story, die nicht muskulöse Behauptungen aufstellt und mit blindwütigen Dauer-Fights zerstörerisch wie lärmend herumgrölt, sondern sich für eine Geschichte, ihre Entwicklung und für ihre Protagonisten tatsächlich erst einmal „richtig“ Zeit nimmt. Dabei fantastisch auch das neben-gedankliche, bauliche und kostümreiche Drumherum überzeugend mit-einbezieht, also stimmig wie stimmungsvoll im Aufbau ist und mit der Entwicklung plausibel hantiert. Und immer wieder mit immer größeren „Appetithappen“ mit sagenhaften Zeitlupen-Duellen aufwartet, bevor „Wonder Woman“ in die endgültige volle Wucht-Fahrt kommt. Weil sie aus tiefstem Herzen angewidert ist über diese fragwürdige Menschen-Welt, bestehend aus Lügen, Feigheit und Gewalt. Und eingreifen will und „muss“.

Diese schwierige Balance gelingt, zugleich Greuel, Wut und Wahn von Krieg und Tod „normal“ einzubinden und eine „Indiana Jones“-Abenteurer-Frau (mit zeitweisem „Pretty Woman“-Appeal) vorzustellen, die dagegen – als Gerechtigkeitsfanatikerin – überzeugend aufbegehrt. Weil, zweitens: die wie aus dem chinesischen Meister-Zirkus stammenden Choreografien von unglaublicher Perfektion und Faszination atmosphärisch-spielerisch wie durchweg begeistern.

Und: Weil, erstens, wir es mit einer Hauptakteurin zu tun haben, die alle äußerlichen wie innerlichen Anforderungen mit Premium-Stärken erfüllt, also vom Wesen, Charakter und Ausstrahlung her „super“ ist: GAL GADOT, 32, hat so überhaupt nichts von plumpen Pin-„Blond“-Ups, ist als Superwoman charmant, konsequent, herzerwärmend, emotional überwältigend, phänomenal-schön aussehend = jederzeit eine grandios kämpferische wie charmant-zivile Heroine. Die in unserer Welt als 19-Jährige zur Miss Israel gekürt wurde, danach als Model weitermachte, ihren zweijährigen Militärdienst in Israel absolvierte und schließlich als fitte Schauspielerin weitermachte. Nach diversen Nebenparts steht sie mit und als „WONDER WOMAN“ auf ihrem ersten Olymp. Hollywood blüht gerade neu auf – mit einem weiblichen Super-Star. Einem mit viel Herz und noch mehr Karacho, wie wir derzeit völlig überrumpelt-begeistert im (auch 3D-)Lichtspielhaus feststellen können: „WONDER WOMAN“ (= 5 PÖNIs; hat sie sich absolut verdient).

 

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