WONDER WHEEL

PÖNIs: (3/5)

„WONDER WHEEL“ von Woody Allen (B + R; USA 2016; K: Vittorio Storaro; 101 Minuten; deutscher Kino-Start: 11.01.2018); sie sind cineastische Methusalem-Genies: der dreifache italienische Kamera-„Oscar“-Preisträger VITTORIO STORARO („Apocalypse Now“; „Reds“; „Der letzte Kaiser“), Jahrgang 1940, und der 24 mal für einen „Oscar“-Nominierte und vierfache „Oscar“-Preisträger WOODY ALLEN, Jahrgang 1935 („Der Stadtneurotiker“; „Hannah und ihre Schwestern“; „Midnight in Paris“). In „Wonder Wheel“ haben sie ihr schicksalhaftes „Glücksrad“ auf der New Yorker Halbinsel Coney Island angesiedelt in den 1950er Jahren. Dorthin hat es die ehemalige Schauspielerin Ginny (KATE WINSLET) mit ihrem zweiten Ehemann, dem trockenen Alkoholiker Humpty (JAMES BELUSHI), verschlagen. Während sie als Kellnerin in einer dieser Fett-Futter-Buden jobbt, betreibt der Ehegatte ein Karussell. Richie, ihr Sohn aus erster Ehe, weiß nichts mit sich anzufangen und zündelt schon mal aufmüpfig herum. Doch dann taucht in diesem Stillstand von Leben Student Mickey als Rettungsschwimmer (JUSTIN TIMBERLAKE) auf. Zwischen ihr und ihm funkt es. Ginnys Emotionen sind geweckt. Aber dann auch „andersrum“, als Humptys entfremdete Tochter Carolina (JUNO TEMPLE) auftaucht, auf der Flucht vor ihrem Mafia-Ehemann. Und sich prompt auch mit Mickey einlässt. Was natürlich ihrer Stiefmutter mächtig auf den Lebens-Keks geht. Das Quartett – ohne Richie, der ist nur „daneben“ – ist komplett, die tragikomischen Bewegungen, also Auswüchse, nehmen ihren (allerdings) routinierten Lauf.

Allen, in seinem 46. eigenen Film, erzählt von sich abmühenden Menschen. Von ihren enttäuschten Hoffnungen, ihren verfehlten Lebensentwürfen und ihren fatalen Fehlentscheidungen, die sie mehr oder weniger in die private (Seelen-)Insolvenz geführt haben. Dabei bleibt Allen schwerelos, summt stimmungsvoll herum wie ein verschrobener Chronist und präsentiert dies alles – eben über seinen begnadeten Kamera-Zauberer Vittorio Storaro – mit bunten, leichten, einschmeichelnden Kirmes-Farben bei herrlichster Sonnenlichtzufuhr. Als Augenschmaus lustvoll zelebriert, mit zuckrigen Motiven als Gegenpol zur schäbigen Atmosphäre unter den Beteiligten. Mit deren „Theater“ bzw. Theatralik Allen – erstaunlicherweise ohne die beeindruckende Empathie wie sonst bei ihm – nur wie beiläufig herum-puzzelt. Sozusagen und schließlich: mörderischer „Boulevard“ in schniekem Selbstzerfleischungsambiente.

Das Ensemble besitzt – mitunter überhitzten – Bedienungs-Charme, einzig „Oscar“-Lady Kate Winslet („Der Vorleser“) weiß aus ihrem Part als alternde Ginny viel spannende Charakter-Luft herauszuholen. Ein phantastischer Auftritt.  Wie sagt man, auch ein etwas schwächelnder Woody Allen ist immer noch: ein Werk von WOODY ALLEN! (= 3 PÖNIs).

 

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