WHALE RIDER

PÖNIs: (4,5/5)

Filmemacher aus Neuseeland wie Jane Campion/“Das Piano“, Peter Jackson/“Der Herr der Ringe“ oder Lee Tamahori/“007 – Stirb an einem anderen Tag“ haben inzwischen den Weg in die Film-Metropole HOLLYWOOD gefunden. Von der neuseeländischen Nachwuchs-Regisseurin NIKI CARO ist dies auch zu erwarten. Denn ihr 2. Spielfilm:

„WHALE RIDER“ von Niki Caro (R + B; nach dem gleich. Roman von Witi Ihimaera/1987; Neuseeland 2003; K: Leon Narbey; M: Lisa Gerrard; 101 Minuten, deutscher Kinostart: 14.08.2003) lief mittlerweile auch auf zahlreichen internationalen Festivals. Und wurde dort vielfach prämiert.

Sie sind die Ureinwohner Neuseelands: die MAORIS. Einst kamen sie, so besagt es die Legende, über den Südpazifik. Vom tausende Seemeilen entfernten Hawaii. Um sich HIER anzusiedeln. Die Maori-Bewohner des kleinen Fischerdorfs Whangara an der Ostküste Neuseelands führen ihre Herkunft auf PAIKEA zurück: den WALREITER. Seit über tausend Jahren trägt ein MÄNNLICHER Nachfahre aus jeder Generation diesen Titel. Als Zeichen des Oberhaupts. In dieser Tradition wartet die Gemeinde mit ihrem Stammesoberen Koro auf den Nachkömmling in der Familie. Doch bei der Geburt sterben der Enkel und die Mutter. Einzig die zweitgeborene Zwillingsschwester bleibt zurück. Und wird vom Vater ausgerechnet auch noch PAIKEA genannt.

Ein Fluch scheint auf der Familie und der Gemeinde zu liegen. Davon ist Koro überzeugt. Doch weil Paikeas Vater die ewigen Streitereien und Bevormundungen mit dem Patriarchen satt hatte und sich als Künstler nach Europa verflüchtete, haben er und seine Frau die Enkelin aufgenommen und großgezogen. Dabei zeigt sich: Opa und ‘Pai‘, wie sie genannt wird, verbindet eine tiefe Zuneigung. Doch in Sachen Tradition und Nachfolge kennt der Alte kein Pardon: DAFÜR ist ein Junge vorgesehen. Mädchen haben in der Führungs-Erbfolge keine Chance: Das war, ist und bleibt so. Folglich eckt Paikea mit ihrer Neugier, ihrem “Talent“ in der Schulung und mit ihrer leisen Rebellion andauernd an. Dabei sind die Zeichen im Grunde unübersehbar: Das inzwischen 12-jährige Mädchen besitzt durchaus die Begabung eines Häuptlings. Doch Koro will davon nichts wissen. Reagiert mürrisch und abweisend.

Der bislang erfolgreichste Film aller Zeiten in Neuseeland ist ein einheimischer. Titel: “WHALE RIDER“. Geschrieben und inszeniert hat ihn die Nachwuchsregisseurin NIKI CARO. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Witi Ihimaera. Der hatte einst das Buch für seine Töchter geschrieben. Weil die sich darüber beklagten, dass in Romanen fast immer nur die Jungs die Helden sein dürfen. “Whale Rider“ ist nach dem Melodram “Sehnsucht und Erinnerung“ von 1997, hierzulande in der ARD erstaufgeführt, der 2. Spielfilm der neuseeländischen Filmemacherin. Dabei steht er in der Absicht von multikulturellen Erlebnissen wie “Monsoon Wedding“, “Kick lt Like Beckham“ und “My Big Fat Greek Wedding“: die Suche nach der eigenen Identität-HEUTE. Inmitten dieser immer hektischer werdenden, globalen Welt. Das Bemühen, die ethnischen Wurzeln nicht zu verlieren. Niki Caro erzählt davon und zeigt dies eher behutsam. Tastet sich sensibel vor. Benutzt die bilderstarke, atmosphärische Brücke der Emotionen. Und benötigte dafür aber auch eine Ausnahme-Hauptdarstellerin:

KEISHA CASTLE-HUGHES heißt das WIRKLICHE Wesen. In der Rolle der Paikea ist sie unglaublich … zauberhaft, magisch, nahegehend. Ein sensationelles Leinwand-Debüt von Keisha Castle-Hughes.

“WHALE RIDER“ oder: ein wunderbarer Film. D i e Überraschung dieses Kino-Sommers. Optisch beeindruckend vor dieser grandiosen Naturkulisse. Und inhaltlich warmherzig, packend, poesievoll. Stimmig und stimmungsvoll als Sozialstudie, Familiendrama, Fabel-Märchen und Traumreise. Regisseurin Niki Caro trifft mit ihrem Film “Whale Rider“ auf weltweite Seelenverwandtschaft (= 4 ½ PÖNIs).

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